Das Hexenmal: Roman (German Edition)
machten, die Kate noch einmal zu verlassen, würde er seinen Freunden ein Zeichen geben, ihm zu folgen.
Vorsichtig blinzelte der junge Arnold durch die verschmutzte Fensterscheibe. Was er da zu sehen bekam, trieb ihm die Schamesröte ins Gesicht. Doch zugleich war er sich sicher, dass wohl keiner der drei mehr nach draußen kommen würde. Er gab seinen Freunden das vereinbarte Zeichen und bedeutete ihnen, dass die Luft rein war. Kriechend überquerten die vier den Steg bis zum anderen Ende.
Vorsichtig setzten sich zuerst Johann und Burghard nebeneinander ins Boot. Es schwankte leicht, als Katharina vorne und Franziska hinten Platz nahm. Die junge Frau musste sich wieder die Hand vor den Mund halten, da der Gestank nach Fisch abscheulich und kaum auszuhalten war.
Lautlos kroch nun Clemens heran. Leise löste er die Leinen vom Steg und schubste die Spitze des Bootes in Fahrtrichtung. Dann setzte er sich hinter Franziska und stieß den Kahn vom Steg ab.
Alle fünf sahen noch einmal zurück zur Hütte. Von dort drang nur lautes Stimmengewirr und hin und wieder grölender Gesang über das Wasser zu ihnen.
Johann und Burghard tauchten die Paddel in die Werra. Mit kräftigen Schlägen steuerten sie das Boot in die Mitte des Flusses.
Rasch wurde das Fischerboot von der Strömung erfasst, sodass es beinahe von selbst flussabwärts schwamm. Sie mussten nur noch darauf achten, dass sie nicht zu dicht ans Ufer herantrieben. Erst als die Flüchtenden die Fischerkate nicht mehr sehen konnten und die nächste Flussbiegung vor ihnen lag, lösten sich laute Freudenschreie aus ihren Kehlen.
Sie hatten es geschafft! Der Fluss würde sie weiter ins Hessenland tragen. Weit weg von Barnabas, Servatius, Otto, Bonner und Adam Hastenteufel. Schon bald würden sie sich nicht mehr an diese Namen erinnern. Zwar wussten sie nicht, was vor ihnen lag, aber sie wären frei von Ängsten und weit entfernt von den Menschen, die ihnen Böses wollten.
Franziska schmiegte sich an ihren Mann. Das war es, was sie sich erträumt hatte. Für Johann, für sich, vor allem für ihr Kind. Es sollte in Freiheit und Glück aufwachsen können. Frei von Knechtschaft und frei von Ängsten. Dankbar blickte die junge Frau zum Himmel und sah, wie sich eine Sternschnuppe löste und herabfiel. Sie wusste, was sie sich wünschen würde.
Personenregister
Heiligenstadt:
Katharina Jacobi – Tochter von Barbara und Albert Jacobi
Albert Jacobi – Vater von Katharina
Barbara Jacobi – Mutter von Katharina
Silvia – Schwester von Katharina
Otto – Schwager von Katharina
Hundeshagen :
Johann Bonner – Sohn des Großbauern Bonner
Franziska – Magd auf dem Bonnerhof
Casper Bonner – Vater von Johann
Annerose Bonner – Mutter von Johann
Karoline Bonner – Schwester von Johann
Dingelstedt :
Clemens Arnold – Bruder von Anna
Anna Münzbacher – Schwester von Clemens
Wilhelm Münzbacher – Mann von Anna
Friedrich Schildknecht – Jugendfreund von Anna und Clemens
Heinrich – Knecht
Marga – Wäscherin und Geliebte von Wilhelm Münzbacher
Milchkarl – Freund von Heinrich
Tastungen:
Lutz Lambrecht – Pfarrer und Oheim von Johann Bonner
Burg Bodenstein:
Adolph Ernst von Wintzingerode – Freiherr
Hedwig von Wintzingerode – Freifrau
auf Wanderschaft, u. a. in Worbis:
Burghard – Franziskanermönch
Servatius – Franziskanermönch und Burghards Lehrmeister
Barnabas – Volksmagier und Hexenerkenner
Dank
Als ich mich entschlossen hatte, meinen Roman »Das Hexenmal« im Jahr 1617 spielen zu lassen, ahnte ich nicht im mindesten, wie aufwändig die Recherche sein würde.
Leider waren durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) viele öffentliche Aufzeichnungen vernichtet worden und verloren gegangen. Demnach war selbst das Internet mir keine große Hilfe, zumal die Antwort auf eine Frage oft wieder neue Fragen aufwarf.
Doch zum Glück interessieren sich die Eichsfelder sehr für ihre Heimat, und manch einer forscht schon seit Jahrzehnten in wiedergefundenen Familienchroniken, Kirchenbüchern oder in den heimatlichen Gefilden. Immer wieder gelang es mir, jemanden ausfindig machen, der mir weiterhelfen konnte. Jeder Einzelne war von der Idee meines Buches so begeistert, dass er mich bei meiner Recherche bereitwillig unterstützte. Einige dieser »Heimatforscher« lernte ich persönlich kennen, mit anderen telefonierte ich oft stundenlang, und wieder andere schickten mir seitenweise E-Mails mit Auszügen aus
Weitere Kostenlose Bücher