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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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schmatzend den Mund mit dem Hemdsärmel abputzte. Den empörten Blick seiner Frau ignorierte er.
    »Du hast wohl deine ersten Erfahrungen gemacht«, bemerkte der Vater eher beiläufig und mehr feststellend als fragend. Dabei sah er wissend zu dem jungen Mädchen, das sich nicht traute, in Johanns Richtung zu blicken.
    »Hast ja Recht, Junge! Probiere aus, was du bekommen kannst. Denn hast du vor Gott Ja gesagt, muss dir die Hausmannskost genügen.« Als seine Frau ihn entrüstet anfunkelte, schlug er sich vor Wonne auf den Oberschenkel.
    Franziska warf dem Bauern einen kurzen, aber zornigen Blick zu. Was erlaubte sich der Mann? Sie fühlte sich bloßgestellt. Als ob sie mit jedem ins Bett springen würde! Zudem wusste sie, dass der Bauer log, wenn er vorgab, nur mit seiner Frau die ehelichen Freuden zu teilen. Selbst dem Gesinde war bekannt, dass der Bauer manchmal mit der Dienstmagd im Weinkeller verschwand. Sicherlich nicht, um die Weinfässer zu zählen. Nur die Bäuerin schien davon nichts mitzubekommen.
    Mit einem Knicks und einem kurzen Blick zu Johann
wünschte Franziska den Herrschaften guten Appetit und verließ den Raum. Als sie die Esszimmertür hinter sich geschlossen hatte, musste sie die Lippen fest aufeinanderpressen, um nicht laut aufzuschluchzen. Sie war verletzt, in ihrer Ehre gekränkt, und es dauerte einige Minuten, bis sie sich unter Kontrolle hatte und in die Küche zurückgehen konnte. Berta, die Köchin, wartete schon ungeduldig auf das Mädchen.
    »Wo trödelst du rum? Wasch die Suppenschüsseln ab, damit sie mir nicht im Weg stehen.«
    Franziska unterdrückte eine patzige Antwort und sah die Köchin genervt an.
    Berta zischte: »Schau mich nicht so an.«
    Sie war gerade dabei, den Topfkuchen aus dem Backofen zu holen, als sie laut aufschrie und der Kuchen auf den Boden fiel. Sie hatte sich an der heißen Backform die Hand verbrannt. Zornig sah sie Franziska an und keifte: »Das warst du mit deinem bösen Blick! Seitdem du auf dem Hof bist, vergeht nicht ein Tag, an dem nicht etwas passiert. Du mit deinen roten Haaren und deinen Augen … Die haben dich verraten. Melden müsste man dich.«
    Sprachlos schüttelte das Mädchen sein Haupt, dass die Locken unter der Haube auf und nieder wippten.
    »Was soll ich gemacht haben, und wie soll ich es gemacht haben? Ich habe dich weder angerempelt noch neben dir gestanden. Du willst mir nur die Schuld geben, weil du unachtsam warst. Für deine Hand und den verdorbenen Kuchen möchtest du mich allein verantwortlich machen.«
    Die Köchin hob trotz der Schmerzen die Hand und wollte Franziska eine Ohrfeige geben, als das Mädchen sich breitbeinig vor die Köchin stellte, die Hände in die Hüften stemmte und mit fester Stimme erklärte: »Wage es, mich zu schlagen, und du wirst dein blaues Wunder erleben.« Dabei funkelten ihre grünen Augen wütend.
    Erschrocken von der Gegenwehr und verängstigt über die Worte, bekreuzigte sich die Köchin und rief: »Du bist mit dem Satan im Bunde!«
    Als Franziska einen Schritt auf sie zumachte, schrie Berta leise auf und rannte hinaus in den Hof. Dort hielt sie fluchend ihre schmerzende Hand in die Pferdetränke.
    Theresa, die erst seit kurzer Zeit in der Küche lernte, sah zu Franziska und kicherte.
    »Hast du ihr Gesicht gesehen? Vor Wut hat sie rote Flecken bekommen …«
    »Um Himmels willen, Theresa, sag so etwas nicht, sonst bin ich auch daran noch schuld. Heb die zerbrochene Backform auf und sieh nach, ob etwas von dem Kuchen zu retten ist.«
    Franziska ging zum Spülstein, um das Geschirr abzuwaschen, als sie Karolines Stimme hinter sich hörte: »Meine Mutter lässt fragen, warum das Geschirr nicht abgetragen wird.«
    Franziska mochte das vierzehnjährige Mädchen nicht, da es sich oft so verhielt, als sei es die Herrin im Haus und nicht ihre Mutter. Forschend sah Karoline die junge Magd an.
    »Wo ist Berta?«
    Franziska wusste nicht, ob ihr Streit mit Berta bis ins Esszimmer zu hören gewesen war, und sagte nur: »Berta ist draußen im Hof.«
    Karoline hob eine Augenbraue und ging zur Köchin hinaus. Von der Küche aus konnte Franziska die theatralischen Gesten der Köchin beobachten und sich einen Reim auf das machen, was Berta erzählte. Als sie Karoline zurückkommen sah, wandte sie sich schnell wieder dem Abwasch zu. Das Mädchen schaute Franziska wütend an und drohte: »Ich werde meiner Mutter erzählen, dass du den Kuchen hast fallen lassen und die Kuchenform dabei zu Bruch gegangen ist. Auch,

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