Das Hexenmal: Roman (German Edition)
Mann, der ebenso wenig an diesen Ort zu gehören schien.
»Rede keinen Unsinn. Ich musste mich mit Dreck beschmieren, damit ich hier nicht auffalle. Einem Landstreicher, der die Stadt verlassen hat, habe ich den Umhang abgekauft. Seitdem ich ihn umhabe, fürchte ich, dass mich die Flöhe auffressen wollen. Ich weiß nicht, warum wir uns nicht an einem anderen Ort treffen konnten.«
Während er das sagte, kratzte Münzbacher sich am Hals, bis rote Striemen sichtbar wurden. Der Mann gegenüber reichte ihm die Pfeife.
»Dieses Viertel ist für unser Gespräch am sichersten. Hier, neble dich damit ein. Das betäubt das Ungeziefer.«
Widerwillig nahm Münzbacher das Rauchutensil entgegen und betrachtete angewidert das noch feuchte Mundstück. Als es ihn jedoch wieder zu jucken begann, zog er daran und blies den Qualm über seine Kleidung. Nach kurzer Zeit hörte das Beißen tatsächlich auf. Er reichte dem Mann die dünne Holzpfeife zurück, als ihm der Wirt den Bierkrug auf den Tisch stellte. Hastig nahm Münzbacher einen Schluck, um den Geschmack des Tabaks und des fremden Speichels zu verdrängen. Mit dem Handrücken wischte er sich den hellen, kaum sichtbaren Schaum vom Mund.
»Lange her, dass wir uns gesehen haben …«, begann der Fremde das Gespräch.
»Und das ist auch gut so. Glaube mir, wenn ich dich nicht dringend bräuchte, könnte ich auf deine Gesellschaft wahrlich verzichten!«
Als der Mann leicht sein Haupt hob, konnte Münzbacher ein spöttisches Blitzen in seinen Augen erkennen.
» Du hast mich gerufen«, wies ihn der Fremde mit ruhiger Stimme zurecht, »also … was willst du? Sind dir wieder die Eintreiber deiner Spielschulden auf den Fersen?«
Münzbacher holte tief Luft, schluckte aber seine Antwort hinunter. Wenn er Hilfe erhalten wollte, musste er sich zusammennehmen. Er kannte niemanden sonst, der ihm aus der Klemme helfen konnte. Deshalb beherrschte er sich und sagte bewusst ruhig: »Diesmal ist die Sache komplizierter, A…«
Gerade noch konnte er vermeiden, den Namen seines Gegenübers zu nennen. In dieser Gegend war es besser, wenn niemand den Namen des anderen kannte. Der Mann hatte ihn erschrocken angesehen. Münzbacher räusperte sich und fuhr fort: »Dieses Mal geht es nicht um Spielschulden.«
Mit nüchternen, leisen Worten erklärte er den Sachverhalt. Der Fremde hörte aufmerksam zu, nickte hin und wieder. Seinen verschmutzten Schlapphut hatte er tief ins Gesicht gezogen.
Als der Notar schließlich geendet hatte, fragte der andere: »Und wie hast du dir das vorgestellt?«
Münzbacher stülpte die Lippen nach vorne und zuckte mit den Schultern: »Wenn ich das wüsste, würde ich wohl kaum mit dir in der Spelunke sitzen.«
Bei diesen Worten sah er angewidert zu den anderen Gesellen, und augenblicklich begann es ihn wieder zu jucken. Dann erklärte er: »Das letzte Mal hattest du doch auch solchen Abschaum um dich geschart, der für ein paar Münzen sogar seine Großmutter beseitigt hätte.«
»Glaubst du, dass ich für jeden Auftrag die gleichen Kreaturen beschäftige? Das wäre zu gefährlich. Die Letzten sind über alle Berge. Ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen. Außerdem haben sich die Zeiten geändert. Wenn man den Leuten Glauben schenken darf, dann gibt es bald Krieg. Schon jetzt wimmelt es von willigen Männern, die einem jeden nur zu gern den Kopf abschlagen würden. Und das nur, weil man nicht ihren Glauben teilt. Die Welt ist brutal geworden«, lachte er mit der Pfeife zwischen den Lippen. Münzbacher stimmte gequält in das Lachen ein.
»Also, kannst du mir nun helfen oder nicht?«
»Ich brauche Zeit, um mich umzuhören. In einer Woche weiß ich mehr, dann treffen wir uns wieder hier. Aber eines ist jetzt schon klar: Das wird teurer als beim letzten Mal.«
»Wieso? Es sind auch nur zwei Personen. Ein Mann und eine Frau«, wehrte sich Münzbacher.
»Ich hatte bereits erwähnt, dass die Zeiten schlechter sind«, erwiderte sein Gesprächspartner missgelaunt.
»Wie viel?«, fragte der Notar gereizt. Er wusste, dass der andere die besseren Karten hatte.
»Das Doppelte!«
»Du bist doch nicht bei Verstand! Dann mach ich es selbst!«
»Niemand hindert dich daran!«
»Wo soll ich so viel Geld herbekommen?«
»Seit der Heirat, zu der ich dir verholfen habe, bist du ein reicher Mann.«
»Das soll auch so bleiben. Allerdings muss ich vorsichtig sein. Mit meiner dümmlichen Frau gibt es keine Schwierigkeiten, aber mein Schwager, dieser kleine Drecksack,
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