Das Hexenrätsel
einer frisch gekalkten Wand.
Sah so eine Mörderin aus?
Bill und Suko beschäftigten ähnliche Gedanken wie mich. Ich las es an ihren Gesichtern ab.
Ich wollte sie anschauen, streckte den Arm aus, legte zwei Finger unter ihr Kinn und hob es an.
Wir sahen uns in die Augen.
Ihr Gesicht war blaß. Auch die Lippen hatten ihre natürliche Farbe verloren. Sie zuckten nur noch. In den Augen stand ein ängstlicher Ausdruck und der Blick wieselte von einem zum anderen. Erkannte sie uns überhaupt?
Langsam hob sie die Arme und verschränkte sie vor der Brust.
»Bitte«, flüsterte sie. »Was haben Sie vor?«
»Nichts, was dir Angst machen könnte«, erwiderte Bill. »Erinnerst du dich nicht mehr?«
»Woran?«
Der Reporter deutete auf das Schwert. »Daran, zum Beispiel!«
Während des Gesprächs hielt er sie genau unter Beobachtung und sah auch das Zucken auf ihrem Gesicht. »Ja«, hauchte sie. »Ich erinnere mich.«
»Genauer!«
»Wir haben es geholt.«
»Woher?« fragte Bill.
»Aus einer Höhle.«
Bill blickte mich kurz an. Demnach war unser Verdacht richtig gewesen.
»Lag es da nur herum?«
»Nein, es befand sich in einer Truhe. Zusammen mit einem zerfallenen Skelett, von dem nur noch der Schädel übriggeblieben war.«
»Der Hexenjäger«, sagte Suko.
»Was?«
Suko lächelte das Mädchen an. »Nichts, Gaby, wirklich.«
Ich fragte weiter und wollte wissen, was die Mädchen getan harten, nachdem sie das Schwert gefunden hatten.
Gaby Schreiber erklärte es mit stockenden Worten, und so erfuhren wir die Zusammenhänge. Dann aber kam es. Sie konnte sich plötzlich nicht mehr erinnern.
»Du weißt wirklich nicht, was dann geschehen ist?« hakte ich nach.
»Nein« Sie schaute sich um. »Wie komme ich überhaupt in diesen Wald? Und wer sind Sie?«
»Das werden wir dir noch alles erklären.«
Sie nickte. »Ja, sicher, aber wo ist Birgit?«
Diesmal bekam sie keine Antwort. Keiner von uns brachte es übers Herz, ihr die schreckliche Wahrheit mitzuteilen. Sie würde sie noch früh genug erfahren, und hoffentlich verdaute sie auch diesen Schock. Ich legte meinen Arm um sie, während Suko das Schwert nahm.
»Komm, Gaby, wir gehen zurück!«
»Und wohin?«
»Zum Reiterhof.«
Das Schwert hatten wir. Und damit einen Teilsieg errungen. Aber er war verdammt bitter bezahlt worden Zwei Tote mahnten uns…
***
Die Polizisten waren noch da.
Natürlich, denn in der Zwischenzeit war nicht allzuviel Zeit verstrichen. Um die Uniformierten herum wieselten Männer und Frauen in Zivil, manche mit Kameras bewaffnet, deren Blitzlichter hin und wieder aufzuckten. Das war ein gefundenes Fressen für die Presse, und wir kamen überein, das Mädchen vor den Reportern in Sicherheit zu bringen Wenn die sich einmal auf sie gestürzt harten, entkam sie deren Klauen nicht mehr.
Dr. Enkbach entdecken wir auch. Er war der zentrale Punkt und stand inmitten seiner Beamten.
Zwar vernahmen wir seine Summe nicht - wir befanden uns zu weit entfernt -, doch seine fast schon theatralisch wirkenden Gesten sagten uns genug.
»Ein Beamter, der sich in seinem Erfolg sonnt«, meinte Bill und grinste.
»Laß ihn doch.«
»Und was machen wir mit dem Mädchen?« Suko dachte praktischer. Ich suchte bereits nach einer Stelle, wo wir Gaby Schreiber verbergen konnten. Die Stallgebäude sahen mir menschenleer aus. Ich machte Suko aufmerksam, und mein Partner war einverstanden. Er redete leise auf Gaby ein, die nur nickte.
Danach verschwand mein Freund mit ihr. Er wollte auch bei ihr bleiben, bis wir kamen. Das Schwert nahm er ebenfalls mit.
Bill und ich gingen dorthin, wo Dr. Enkbach sich produzierte. Polizisten schauten uns mißtrauisch an, griffen allerdings nicht ein. Sie schienen zu wissen, wer wir waren.
Endlich hatte uns der Oberpolizist entdeckt. »Ha!« rief er und winkte heftig mit den Armen.
Durch diese Gestik wurden auch andere aufmerksam, und schon standen wir im Mittelpunkt des Interesses.
Mit schwergewichtigen Schritten näherten wir uns Dr. Enkbach. »Na, was haben Sie alles geschafft?«
Ich hob die Schultern.
Der Polizist rückte seine Brille zurecht. »Aha, also nicht mehr als wir auch.«
»Kann ich Sie allein sprechen, Dr. Enkbach?«
Er hob die Schultern, lächelte dabei und breitete die Arme aus. »Ja, warum eigentlich nicht? Wenn Sie mir etwas Interessantes zu bieten haben, aber…«
»Kommen Sie bitte mit in den Stall«, bat ich ihn mit so leiser Stimme, daß nur er es hören konnte.
»Was sollen wir da?«
»Sie
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