Das Hexenrätsel
genug. Doch Suko hatte es immer verstanden, sie optimal zu nutzen.
So auch hier!
Kaum hatte er den Geisterjäger erreicht, da packte er das Kreuz, schob die Kette über den Kopf seines Freundes und drückte das Kreuz gegen Johns Hand.
Er hörte ein seltsames Zischen, und im selben Augenblick war die Zeit vorbei.
Alle konnten sich wieder bewegen.
Auch ich!
***
Vor meinen Augen fiel die seltsame Waffe zu Boden, blieb liegen und ich sah meinen Freund Suko, wie es ihm gelang, die Kette mit dem Kreuz um die Klinge zu wickeln.
Der Inspektor hatte wirklich alles eingesetzt. Er wollte den Erfolg und erreichte ihn auch.
Das Schlangenschwert wurde gebannt, aber, und das war sehr wichtig, nicht vernichtet.
Aus der Klinge hörten wir das Ächzen und Schreien. Vermischt mit einem dumpfen Stöhnen, und wir alle drei schauten genauer hin, um das Gesicht zu sehen.
Es verschwand nicht. Der Hexentöter war und blieb innerhalb seiner Klinge gebannt, aber das Kreuz bereitete ihm unheimliche Qualen. Sie spiegelten sich auf dem braungrauen Gesicht wider. Der Hexenjäger hatte seinen Mund geöffnet. Seltsame, abgehackt klingende Laute drangen daraus hervor.
Sie berichteten von seiner Angst, von seinen großen Qualen, die ihn erfaßt hielten, denn die gegensätzliche Kraft des Kreuzes brachte ihn fast um.
Aber nur fast.
Daß er nicht restlos zerstört wurde, bewies mir, wie stark dieser Geist war.
Er klammerte sich in der Klinge fest, war gebannt worden. Vielleicht hätten wir ihn auch vernichten können, aber das wollten wir nicht. Deshalb aktivierte ich mein Kreuz auch nicht, sondern ließ alles so, wie es war.
Suko dachte praktisch. Er wickelte die Silberkette so um den Griff, daß sie sich von allein nicht mehr lösen konnte. Als ich das Schwert berührte, geschah nichts. Kein schockartiger magischer Stoß mehr, der mich zuvor gepackt hatte, nur das Gesicht Baldur von der Lennes veränderte sich, als ich mit meiner Hand in dessen Nähe geriet. Es wurde zur haßerfüllten Grimasse. Ich hielt ein und schaute die Fratze an. Der Mund bewegte sich. Für mich ein Zeichen, daß der andere mir etwas mitteilen wollte.
»Was willst du sagen, von der Lenne?«
»Noch hast du nicht gewonnen, Geisterjäger. So leicht ist einer wie ich, der die Zeiten überdauert hat, nicht zu töten. Meine Stunde kommt noch. Nicht umsonst ist das Schwert an diesem Tag gefunden worden. Eine Minute des Schicksals im magischen Kreislauf einer höllischen Welt. Warte es ab. Diese verruchte Tat wird für dich noch zu einem Bumerang werden.«
»Kaum«, erwiderte ich kalt, »denn Wikka wartet bereits auf dich und dein Schwert!«
Er lachte rauh. »Auf die Oberhexe freue ich mich.« Das waren seine letzten Worte, dann verschwand das Gesicht, doch jeder von uns wußte, daß es sich nicht endgültig zurückgezogen hatte.
Von Bill Conolly wurde ich angesprochen. »John, ist dir nichts aufgefallen?«
»Ja, so einiges, aber…«
Bill deutete mit einem Kopfnicken auf den seltsamen Schwertgriff. »Er ist nicht zerstört. Trotz deines Kreuzes. Ich begreife das nicht. Die Kraft in diesem Schlangenschwert muß ungeheuer sein, und ich werde einen bestimmten Verdacht nicht los.«
»Welchen?«
»Daß uns Wikka fürchterlich reingelegt hat.«
»Wieso?«
»Wenn ich denke, wie stark das Schwert ist und welch eine immense Magie in ihm steckt, bekomme ich Angst. Sollte Wikka das Schwert unter Kontrolle bekommen, besitzt sie eine mörderische Waffe, die sie gegen uns einsetzen kann.«
»Da ist etwas dran«, meinte auch Suko und gab dem Reporter damit recht.
Auch ich begann nachzudenken. Von der Stärke des Schwerts war ich wirklich überrascht. Es widerstand sogar meinem Kreuz, und so etwas machte mich stutzig.
Wir hatten die Kraft erlebt, und ich konnte Wikka irgendwie verstehen, daß sie sogar Jane Collins für den Besitz dieser Waffe hergeben wollte. Noch war es nicht soweit…
»Verdammt, das Mädchen!«
Himmel, an Gaby Schreiber hatte keiner von uns mehr gedacht, weil wir zu sehr auf die Waffe fixiert gewesen waren. Suko hatte gerufen, wir drehten uns auf der Stelle und suchten nach der jungen Mörderin. Sie war zwar verschwunden, aber nicht weit. Mit wenigen Schritten holte Bill Conolly sie ein, faßte sie an der Schulter, und wir alle wunderten uns darüber, wie widerstandslos sich Gaby Schreiber abführen ließ.
Dann stand sie vor Suko und mir. Den Kopf hielt sie gesenkt, der Blick war auf ihre Schuhspitzen gerichtet, und ihre Gesichtsfarbe ähnelte der
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