Das Hexenrätsel
Kettensträfling.
Das Mädchen kam näher. Sie ging mit kleinen Schritten, dennoch zielstrebig, und sie hielt ihren Blick auf den am Boden liegenden Reporter gerichtet.
Bill wollte es einfach nicht wahrhaben daß er hier sterben sollte, und er versuchte alles, um Gaby hinzuhalten. Vielleicht hatten John und Suko seine Schüsse vernommen und befanden sich bereits auf dem Weg um ihm zu helfen.
»Du bist Gaby Schreiber, nicht wahr?« fragte er.
»Ja, das bin ich.«
»Hast du deine Freundin Birgit getötet?« Sie nickte. Diese Geste war ein Mordgeständnis. Bill spürte den Schauder über seinen Rücken rinnen. Zum erstenmal in seinem Leben stand er einer so jungen Mörderin gegenüber. Zwangsläufig mußte er an die kleine Lydia denken Sie war ebenso schlimm gewesen, denn sie wollte damals den kleinen Johnny dem Teufel opfern. [1]
»Ich habe noch jemand getötet«, erklärte sie völlig emotionslos. »Es war Karl, der etwas von mir wollte, und ich bringe jeden um, der in meine Nähe kommt und mir feindlich gesonnen ist. Auch dich, Bill Conolly. Mein Geistführer hat mir diesen Befehl gegeben Baldur von der Lenne will dein Leben, er will deine Seele besitzen, und er wird sie bekommen, das schwöre ich dir!«
»Du bist noch so jung«, sagte Bill mit zitternder Stimme. »Reichen dir zwei Morde nicht? Sage dich los von diesem verfluchten Geist. Er führt dich in den Abgrund!«
»Nein, er gibt mir alles!« Gaby war nicht zu belehren. Sie hatte Bill jetzt erreicht und blieb dicht vor seinen Füßen stehen. Die Spitze des Schwerts zeigte nach unten Wenn sie diese noch eine Handbreit senkte, würde sie in Bills Beine dringen. Das Schlangenschwert zeigte mit seiner Breitseite auf den Reporter. Es war genau die, in der auch Baldurs Gesicht schimmerte. Die Züge hatten sich verändert. Sie waren noch härter geworden, noch teuflischer, und Bill las aus ihm die Vorfreude, die den Geist des Hexenjägers übermannt hatte.
Ja, er freute sich auf das Schreckliche, denn er wollte nur vernichten Bisher hatte Gaby Schreiber die Arme angewinkelt gehabt, so daß sich die Schwertklinge dich an ihrem Körper befand. Nun aber streckte sie ihre Hände aus. Das Schwert wanderte mit, und die Spitze schwebte über den Körper des Reporters seiner Brust und auch dem Kopf entgegen. Dabei konnte er sich aussuchen, wo sie ihn treffen würde. In die Brust oder in den Hals…
Die Frage stellte Gaby auch. »Wo willst du das Schwert hinhaben?«
»Bitte«, keuchte Bill Conolly, »überlege es dir. Du machst dich unglücklich…«
»Tu es!« Das war die Stimme des längst verstorbenen Hexenjägers, die aus dem Schwert sprach.
Und Gaby nickte.
Dann hob das Mädchen die Arme. Mühelos bekam sie die schwere Waffe in die Höhe, die sie an ihren beiden Seiten gepackt hielt, ohne sich in die Hände zu schneiden.
Sie wollte sichergehen, und die Waffe mit aller Kraft nach unten sausen lassen.
Ja, das mußte sein!
»Ich werde…«
»Das Schwert fallen lassen!« hallte ihr plötzlich eine Stimme aus dem Unterholz entgegen, und Gaby Schreiber zuckte zusammen, als sie den Befehl vernahm.
Dann kreiselte sie herum, suchte den Sprecher und starrte in die Mündung einer Pistole…
***
Die Waffe hielt ich in der Hand!
Zum Glück war es mir gelungen, möglichst lautlos bis dicht an den Ort des schrecklichen Geschehens heranzukommen. Man hatte mich nicht gehört, und ich war Zeuge der letzten Sekunden gewesen, die mein Freund Bill Conolly durchgemacht hatte.
Das Mädchen hatte nicht zugestoßen. Damit war ein Teil meines Plans aufgegangen. Aber Bill war noch längst nicht gerettet. Die Situation stand auf des Messers Schneide. Wenn ich schoß, konnte sie in einer Reflexbewegung das Schlangenschwert noch nach unten fallen lassen, dann war Bill verloren.
Deshalb hatte ich auch zuvor nicht gefeuert, sondern Gaby nur angerufen. Niemand sprach.
Wir belauerten uns, während die Sekunden träge wurden, so daß sich mein Zeitgefühl veränderte.
Nicht einmal der Wind strich durch die Blätter, denn auch die Natur schien den Atem anzuhalten.
Wer würde zuerst die Nerven verlieren, wobei ich davon ausgehen mußte, daß dämonische Gegner keine Nerven besaßen wie wir Menschen. Aber sie waren Taktiker und konnten das eine gegen das andere aufrechnen.
Ich durfte mir keine Fehler erlauben! Aber ich kroch aus meiner Deckung, damit das Mädchen sehen konnte, mit wem sie als dämonische Dienerin es zu tun bekam. Sie ließ mich kommen.
Diesmal schaute sie Bill
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