Das Hexenschiff
Blutregen.
Rasch zog ich mich zurück. Kaum stand ich in der Gaststube, als draußen die Hölle losbrach. Es begann mit einem peitschenden Donnerschlag, der mein Trommelfell zittern ließ. Im nächsten Moment hämmerten die Tropfen so hart gegen die Scheiben, daß ich Angst bekam, das Glas würde zerspringen.
Ein wahres Trommelfeuer ging über Kelgin nieder. Ich schaute auf eines der Fenster, und sah das Blut in langen Streifen an der Scheibe nach unten rinnen.
Fahles Licht sonderten die Blitze ab, die vom dunklen Himmel der Erde entgegenzuckten. Sie waren wie Speere, und den Blitzen folgte der gewaltige Donner.
Krachen erfüllte die Luft. Es waren dicht aufeinanderfolgende Stöße, ein sich Abwechseln von Blitz und Donner.
Trotz der tobenden Gewalten wollte ich es versuchen, ging zur Tür und öffnete.
Der scharfe Wind hätte sie mir fast wieder aus der Hand geschlagen. Ich starrte auf die Straße und sah einen wahren Vorhang aus Blut. In langen Bahnen rauschte es vom Himml, hatte die Fahrbahn bereits in eine Schlammwüste verwandelt, aber ich wollte nicht daran glauben, daß es Menschenblut war und streifte die Kette über den Kopf, an der das Kreuz hing.
Einen halben Schritt ging ich vor, streckte den Arm aus und damit auch das Kreuz.
Es wurde wie meine Hand von dem Blutregen getroffen. Etwas Seltsames geschah.
Kaum hatten die Tropfen das Kreuz berührt, gab es den Ofenplatteneffekt. Die Tropfen zischten auf, als sie mit dem Kreuz in Berührung kamen. Dampfwölkchen entstanden, ich bekam einen scharfen Geruch in die Nase und wußte Bescheid.
Was da vom Himmel fiel, war kein normales Blut, sondern ein dämonischer Regen!
Er reichte völlig aus, daß meine Hand beschmiert war, deshalb zog ich mich wieder zurück.
Mit einem Taschentuch reinigte ich die Hand und wollte so lange warten, bis der Regen vorbei war.
Es war wirklich nur mehr ein Schauer.
Als ich nichts mehr hörte, zerrte die seltsame Stille an meinen Nerven. Wieder kam die Neugierde, so daß ich zur Tür ging, sie öffnete und nach draußen schaute.
Die Schlammwüste war geblieben, die Dunkelheit ebenfalls, der Regen hatte aufgehört.
Eine Veränderung gab es. Sie befand sich am Ende der Straße. Ich mußte nach links schauen, wenn ich sie sehen wollte. Dort stand genau das, was ich suchte.
Das Hexenschiff!
***
Auch Suko und Bill war der Ort nicht geheuer. Sie hatten sich von John Sinclair getrennt und die andere Seite jenseits der Hauptstraße übernommen.
Sehr vorsichtig waren sie, nahmen ebenfalls nur schmale Wege und Pfade, so daß sie nicht so leicht entdeckt werden konnten, falls irgendwelche Gegner lauerten.
Über den seltsamen Bodenbelag hatten sie lange genug gesprochen und ihn schon untersucht.
Beide waren zu dem Entschluß gekommen, daß es sich nur um Blut handeln konnte.
»Von Menschen?« fragte Bill.
Das wollte Suko nicht glauben, der Reporter ebenfalls nicht. Sie hatten sich zahlreiche Häuser von außen angeschaut, bis sie sich entschlossen, in eines hineinzugehen. Es war ziemlich groß und beherbergte ein Geschäft. Eine Schlachterei!
Sie gerieten nicht in den Laden, sondern in die Räume, wo das Fleisch aufbewahrt wurde. Kalt war es dort nicht mehr. Die Kühlung mußte ausgefallen sein, so würde das hier gelagerte Fleisch verderben. Bill wollte in das Geschäft. Er fand die entsprechende Tür, betrat den Laden und fand ihn leer. Unter Glas lagen noch einige Waren, die verkauft werden sollten. Niemand konnte sie noch essen. Kaum hatte Bill den Laden betreten und schaute durch die breite Scheibe, als er sah, daß es draußen dunkler wurde. Dies war völlig ungewöhnlich. Er machte Suko darauf aufmerksam, der sehr schnell kam und sich die Sache ebenfalls anschaute.
»Schätze, daß uns in naher Zukunft einiges bevorsteht«, murmelte der Inspektor.
»Da kannst du recht haben.«
Bill hatte die Worte kaum ausgesprochen, als es anfing zu regnen. Zunächst blieben die beiden noch stehen, dann liefen sie zum Fenster und schauten hinaus.
»Gott«, flüsterte der Reporter, »das ist ja Blut…«
»Du sagst es.«
Bill legte den Kopf schief. »Verdammt, es strömt sogar aus den Wolken. Das begreife ich nicht.«
Suko enthielt sich eines Kommentars, denn auch er wußte nicht, wie so etwas möglich war.
Jedenfalls peitschten die langen Fahnen auf den Boden und bildeten eine rötliche Schlammwüste. Bald konnten sie nichts mehr sehen, denn das Blut wurde auch gegen die Scheibe des Geschäfts geschleudert, wo es sehr bald
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