Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hexenschiff

Das Hexenschiff

Titel: Das Hexenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
streckte die Hand aus und berührte den Rest der Schlinge.
    Er verbrannte zwischen ihren Fingern. Staub rieselte auf den Boden und blieb dort liegen.
    »Nun?« fragte die Hexe lauernd.
    Da nickte der Mann. »Ich komme mit dir.«
    »Das ist vernünftig. Es hätte auch keinen Sinn gehabt, mir Widerstand entgegenzusetzen. Ich bin immer stärker als du, das solltest du dir merken. Du wirst dich freuen, denn auf dem Schiff warten schon die anderen. Meine Schwestern haben sie geholt. Wir holen alle, die wir brauchen, und in der nächsten Nacht wird sich unsere Rache erfüllen. Dann erlebt ihr die Qualen, die eure Vorfahren uns damals zugefügt haben. Ihr werdet brennen. Im Namen von Wikka!«
    ***
    Wir hatten den Ort erreicht!
    Oder nicht ganz, denn direkt hinfahren wollten wir nicht. Wir hatten uns zuvor über eine Trennung geeinigt. Jeder sollte für sich und auf eigene Faust suchen. Als Treffpunkt hatten wir eine kleine Brücke ausgemacht, über die der Weg nach Kelgin führte. Es war eine Steinbrücke, wo ich auch den Bentley stehenließ.
    Zwei Parteien hatten wir gebildet. Suko und Bill blieben zusammen, während ich mich allein auf die Suche machte. Dabei gingen wir davon aus, daß Kelgin von der Hauptstraße in zwei Hälften geteilt wurde. Ich nahm die rechte, die anderen beiden die linke Seite. Der Trucker hatte nicht gelogen. Das Dorf wirkte tatsächlich wie ausgestorben. Wir sahen keinen Menschen, nicht einmal ein Tier. Vielleicht waren die Leute geflohen. Wer konnte das schon wissen? Mit allen guten Wünschen trennten wir uns und gingen in verschiedene Richtungen davon.
    Ich wollte nicht über die Hauptstraße gehen, sondern suchte mir Nebenwege aus.
    Ein Pfad war schnell gefunden. Er führte in Schlangenlinien auf die Häuser und Gehöfte zu, die jenseits der Hauptstraße standen. Es waren alte Bauten, ebenso wie die Scheunen und Lagerhäuser. Schief, manchmal löchrig die Dächer. Auf eine genaue Bebauung hatte hier niemand geachtet. Die Häuser standen in schiefen Winkeln zueinander. Hier hatte jeder gebaut, wie er wollte.
    Dazwischen lagen die Gärten und die schmalen Wege, die gerade noch von einem Trecker befahren werden konnten. Ich sah auch Garagen. Nur keine Autos, bis auf einen verrosteten Morris, der ziemlich einsam auf einem Hof stand und mit den Rädern im Schlamm steckte. Der Schlamm!
    Er ließ mich nicht ruhen. Der Trucker hatte bereits davon gesprochen, und ich sah seine Reden bestätigt. Diesen weichen Belag hatte ich zuvor noch nie gesehen.
    Er war rot, schimmerte gleichzeitig in einem hellen Braun und bracjite so eine Mischfarbe zustande. Längst waren meine Füße beschmutzt. Irgendwann blieb ich einmal stehen, bückte mich und tunkte meinen Finger in die weiche Masse.
    Wie Schmiere fühlte sich das Zeug an.
    Ich roch und nahm einen süßlichen Duft wahr. Diesen Duft kannte ich gut. Ich hatte ihn leider sehr oft riechen müssen. Blut! Ich wurde allmächlich blaß. Blut auf dem Boden, und dann in diesen Mengen. Gott, was mußte hier passiert sein? War über Kelgin vielleicht ein Blutregen niedergegangen?
    Ein absurder Gedanke. Wenn ich mir die Tatsachen betrachtete, gar nicht so weit hergeholt. Ein Regen aus Blut. Nun konnte ich verstehen, weshalb ich keinen Menschen mehr sah. Sie waren sicherlich geflohen, als die ersten Tropfen aus den Wolken fielen.
    Der Fall wurde mir immer unheimlicher.
    Der seltsame Regen hatte auch die Häuser nicht verschont. Ebensowenig wie die frisch erblühten Bäume. Wie Hagelschlag mußte er in sie hineingefahren sein. Er hatte Blätter und Blüten zu Boden geschmettert. Dieses Dorf wirkte wie von einer Umweltkatastrophe heimgesucht.
    Unternehmen konnte ich nichts. Ich mußte mich mit den Tatsachen einfach abfinden und suchte weiter. Irgendwo wollte ich Leben finden. Es konnte doch nicht alles ausgestorben oder vernichtet sein. Zerschlagen vom Blutregen.
    Nein, das wollte mir nicht in den Sinn.
    Wie in einer Kulisse zu einem düsteren Edgar-Allan-Poe-Film bewegte ich mich. Nur summten hier keine Kameras, es war nahezu totenstill. Selbst der Wind war eingeschlafen, und vom Boden her, wo dieser widerliche Schlamm lag, stiegen süßlich scharfe Gerüche in die Höhe. Ich wollte die Hauptstraße von der andern Seite betreten und ungefähr bis zur Dorfmitte gehen.
    Niemand überraschte mich. Ich selbst sah ebenfalls kein lebendes Wesen und erreichte schließlich einen schmalen Weg, der zu einem Platz führte, wo nicht nur eine alte Eiche ihre Äste und Zweige in den

Weitere Kostenlose Bücher