Das Hexenschiff
mir fast das Blut in den Adern gefrieren ließ. Das Kreuz in meiner Hand strahlte auf, es wollte das Böse vernichten und hätte die Hexe sicherlich auch geschafft, hätte sie nicht zu einem Trick gegriffen und mir ihre Geisel entgegengeschleudert. Ausweichen konnte ich nicht mehr. Ich war einfach zu nahe und mußte den Körper voll nehmen.
Irgend etwas knallte gegen mein Knie. Ich sah Sterne und spürte, wie sich Hände an mir festklammerten. Für diese Hände mußte ich die gleiche Bedeutung haben wie eine Planke für einen im Meer treibenden Schiffbrüchigen.
Der Mann hielt fest.
Ich war noch ein wenig benommen, und so dauerte es einige Zeit, bis ich mich von ihm befreit hatte.
Die Hexe sah ich wie einen Schatten. Sie huschte vor mir her, war wild, ungezügelt und kreischte in den höchsten Tönen. Ich sah, daß sie von grellen Blitzen umkreist wurde, und diese Blitze konnten auch mir gefährlich werden.
Sosehr ich für den Mann die letzte Hoffnung war, ich konnte ihn einfach nicht an mir halten und schleuderte ihn zur Seite. Ich sah ihn noch fallen, er rollte über das Dach des Aufbaus, und ich konnte mich wieder auf Esmeralda konzentrieren.
Den Treffer hatte ich zum Glück gut weggesteckt.
Dennoch fiel ich voll rein.
Nicht von der Hexe drohte die große Gefahr, sondern von einer anderen Seite her. Hinter mir!
Ich hatte leider die vier übrigen Hexen vergessen. Und die griffen dank ihrer teuflischen Kräfte nicht einmal selbst an.
Ein altes Ruder, wie von Geisterhänden geführt, flog durch die Luft. Ich sah den Schatten noch an der linken Seite, dann wurde ich voll am Kopf getroffen.
Das war der Blackkout.
Für mich erloschen sämtliche Lichter!
***
»Reine Nervensache!« hatte Suko gesagt. Aber das war leicht hingesprochen. Er, Bill Conolly, und der Mann namens Kelly wußten, daß über ihren Köpfen etwas Schreckliches geschah, doch es war ihnen unmöglich, einzugreifen. Sie mußten auf dem Boden bleiben und konnten nur mehr die Daumen drücken für John Sinclair, der sich auf dem aus der Vergangenheit aufgetauchten Schiff befand.
»Ein Schiff in den Wolken!« flüsterte der Reporter. »Verdammt, das habe ich auch noch nicht erlebt.«
»Und nicht mal ein Fliegender Holländer«, meinte Suko.
»Da sagst du was. Was können wir tun?«
»Nichts, gar nichts.« Die Worte hatte Kelly, der Mann mit den zwei Gewehren, ausgesprochen. »Wir können nur hier stehenbleiben und abwarten, das ist alles.« Er schüttelte den Kopf. »Der Fluch der Hexen hat sich erfüllt. Die Vorfahren der Dorfbewohner hätten anders handeln sollen. Jetzt ist es zu spät. Die Hexen wollen Blut, Menschen und Seelen. Das alles haben sie bekommen.«
»Noch nicht«, sagte Bill leise.
Kelly lachte. »Rechnen Sie noch mit einer Chance?«
»Vielleicht.«
»Optimist.«
»Das bin ich immer.«
Kelly schüttelte den Kopf. »In diesem Fall ist es unangebracht, glauben Sie mir. Sie können gegen die Kräfte der Finsternis nicht ankommen, das steht fest.«
Bill enthielt sich eines Kommentars. Auch Suko sagte nichts. Er starrte in die Wolken und suchte verzweifelt nach einem Ausweg aus der Misere. Sie konnten nichts tun!
»Wie weit ist es eigentlich bis zur Küste?« fagte Suko plötzlich.
Kelly riß erstaunt die Augen auf. »Wieso?«
»Bitte, geben Sie mir eine Antwort.«
Der Mann aus Kelgin hob die Schultern. »Hinter dem Bergrücken fällt das Land direkt flach ab und endet an der Küste.«
»Gibt es dort einen Hafen?«
»Ja und nein.« Kelly hob die Schultern. »Da liegen ein paar Fischerboote, das ist alles.«
»Natürlich mit Motor - oder?«
»Auch.«
Bill Conolly stieß den Inspektor an. »Sag mal, was soll die Fragerei bedeuten?«
Der Chinese deutete in die Höhe. »Ich glaube nicht, Bill, daß dieses Hexenschiff immer in den Wolken bleiben wird. Sie wollen ihre Rache. Und sie wollen sie so, wie es schon vor Jahrhunderten war, wenn ich das alles richtig begriffen habe. Verstehst du?«
Bill nickte. »Allmählich kapiere ich. Du meinst, sie fahren hinaus auf das Meer.«
»Ja. Und dort könnten wir sie erwarten!«
Kelly mischte sich ein. »Sind Sie da sicher?«
Suko schüttelte den Kopf. »Sicher kann man nie sein. Was ist schon sicher? Daß wir sterben müssen, sonst nichts.«
»Ein verdammt schwacher Trost.«
»Natürlich.« Suko stieß Bill an. »Wir werden den Wagen nehmen und zum Strand fahren.« Er schaute Kelly ins Gesicht. »Kommen Sie mit?«
»Ja, ich habe dort ein Boot.«
»Ist es schnell?«
»Bei
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