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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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beginnen. Oder über eine gewisse Zeit Stichworte und kurze Notizen sammeln. Doch ebenso gibt es Autoren, denen kaum etwas einfällt, wenn der erste Satz oder Absatz nicht „sitzt“ – und die dementsprechend tage- oder gar wochenlang an ihm feilen. Forscher und Erfinder probieren auf Basis mehr oder weniger präziser Vermutungen einfach alles Mögliche aus. Und manchmal fliegen einem Ideen eben auch einfach zu. Bei der Ideenfindung ist damit etwas nicht nur erlaubt, sondern geradezu erwünscht, was in der Wissenschaft durch strenge Methoden eliminiert werden soll: die Macht des Zufalls.
    Dass gute, ja sogar bahnbrechende Ideen manchmal geradezu vom Himmel zu fallen scheinen, hat freilich auch eine Kehrseite: Wir können den Kairós , den rechten Augenblick, die einmalige Gelegenheit, den genialen Einfall, nicht erzwingen. So wie der Zufall unserem Geist bisweilen auf die Sprünge hilft, so gerne verweigert er uns das Glück, wenn wir uns zu angestrengt um die rechte Idee zur rechten Zeit bemühen. Nicht immer steht uns ein guter Gedanke zur Verfügung, wenn wir ihn bräuchten. Anders gesagt: Ideen sind nur begrenzt planbar. Oft braucht es einfach ein wenig Zeit, bis uns der richtige Einfall kommt.
Warum Ideen „an der Zeit sein“ müssen
    Ideen brauchen aber auch in einem anderen Sinne des Wortes ihre Zeit. Keine Idee ist völlig voraussetzungslos. Deswegen kann sie oft erst gefasst werden, wenn ihre Zeit gekommen ist. Und sie kann vor allem nur dann erfolgreich sein, wenn sie zeitgemäß ist. Über viele Ideen, die nicht funktionieren, ist die Zeit dagegen vielleicht einfach schon hinweggegangen. Oder demjenigen, der die Idee hatte, ist jemand zuvorgekommen. In der Regel ist es so: Nur wer als Erster eine wirklich gute Idee realisiert, hat die Chance auf einen großen, manchmal sogar auf einen epochalen Erfolg. Im Falle großer geistiger oder künstlerischer Leistungen winkt dauerhafter Ruhm. Wer dagegen eine Idee, einen Gedanken – oder eine Form, ein Gestaltungsprinzip, einen Stil – bloß reproduziert, der wird dem Ruch des Epigonalen selbst dann kaum entgehen können, wenn er von den „Originalen“ nur vage angeregt wurde, ja selbst, wenn er sie gar nicht kannte.
    Gerade die Geschichte der technischen Erfindungen lehrt, dass der Zweite meist auch dann dem Vergessen anheim fällt, wenn er unabhängig vom berühmten Pionier auf die gleiche Idee gekommen ist. Es sei denn, er war derjenige, der eine Ursprungsidee zur Anwendungsreife brachte. Das ist der Grund, warum allgemein James Watt als der Erfinder der Dampfmaschinegilt. Die erste in der Praxis eingesetzte Maschine hatte Thomas Newcomen bereits 1712 konstruiert. Watt erhielt dagegen erst 1769 ein Patent – allerdings für eine bahnbrechende Verbesserung. Seine Dampfmaschine verfügte über einen separaten Kondensator, erzeugte den Wasserdampf also nicht mehr im Zylinder, was den Wirkungsgrad verdreifachte. Manchmal findet ein Erfinder leider auch keinen Markt. So ging es etwa Philipp Reis. Dass er und nicht Alexander Graham Bell der eigentliche Erfinder des Telefons (und übrigens auch des Begriffs) war, wissen oft nur Kenner der Materie. Meist ist es dagegen wie beim ersten Menschen auf dem Mond. Beinahe jeder weiß, dass das Neil Armstrong war. Wer die Mondlandung 1969 selbst miterlebt hat, wird nach etwas Überlegung auch noch auf den zweiten Mann kommen, auf Edwin „Buzz“ Aldrin. Und der dritte? Selbst viele NASA-Mitarbeiter müssten seinen Namen, Charles Conrad, heute vermutlich nachschlagen.
    Ob oder wann eine Idee an der Zeit ist, ist gerade im Geschäftsleben eine Frage des unternehmerischen Gespürs. Eine noch so überzeugende Idee wird scheitern, wenn die Umstände noch nicht reif für sie sind. Viele Menschen fragen dann: Wozu soll das gut sein? Selbst wenn wir heute über viele derartige Einschätzungen schmunzeln – zu ihrer Zeit lagen die Leute mit ihrer Skepsis gegenüber Dingen, die für uns selbstverständlich sind, wahrscheinlich sogar richtig. So wurde etwa dem US-Präsidenten Rutherford B. Hayes 1877 ein Telefonapparat vorgeführt. Sein Kommentar: „Eine erstaunliche Erfindung. Aber wer sollte sie jemals benutzen wollen?“ Nicht nur, dass das Gerät technisch noch sehr mangelhaft war. Es konnte sich auch kaum jemand vorstellen, dass Menschen über größere Distanzen miteinander sprechen wollen. Weshalb Philipp Reis anfangs noch daran dachte, seinen Apparat zur Übertragung von Musik, also quasi wie ein Radio zu

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