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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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und Zeit.
Den Zeitdieben keine Chance geben
    Genau deshalb sollte ein gezielter und ruhiger Umgang mit der Zeit zur Kultur eines Unternehmens gehören. Nun ist es das eine, sich Zeit zu nehmen. Etwas ganz anderes ist es, sich seine Zeit nicht nehmen zu lassen. An unseren 24 Stunden nagen ja nicht allein echte Pflichten. Und nicht allein die nötigen Mußestunden müssen wir ihnen abtrotzen. Ein erschreckend großes Kontingent unserer Zeit vertun wir oft einfach. Oder es wird uns von anderen gestohlen.
    Ein vernünftiges Gespräch etwa muss gewiss erst einmal in Gang kommen. Manchmal müssen Menschen, die sich wenig oder gar nicht kennen, dazu wohl auch „warm“ miteinander werden. Wozu der viel gepriesene Smalltalk bisweilen etwas beitragen mag. Aber ich gestehe offen, dass ich persönlich nur sehr begrenzt ein Freund dieses ziellosen Geplauders bin. Wie oft erlebe ich es, dass da Dinge erzählt werden, die mich weder interessieren noch dass sie in meinen Augen von irgendeinem Belang sind. Und das betrifft keineswegs nur das beliebte Thema Wetter. Es ist ja erstaunlich, dass die alte Sorge des Landmanns vor etwaigen Klimakapriolen auch in einer weitgehend nicht mehr agrarischen Welt so unvermindert präsent ist. Obwohl doch das Wetter unser modernes Leben in eher überschaubarem Maße beeinflusst. Das Thema ermöglicht uns damit wohl eine Art entspanntes Hadern mit dem Schicksal in Miniaturversion – denn unabänderlich ist und bleibt das Wetternun mal für alle Zeit. Weshalb ich mich allerdings auch lieber passend kleide, als lang und breit über das Wetter zu lamentieren.
    Warum in Gesellschaft körperliches oder seelisches Befinden so beliebte Plauderthemen sind, erschließt sich mir noch weniger. Da schildern manche ungefragt ihre gesundheitlichen Beschwerden, klagen über Gewichtsprobleme oder geben mit sportlichen Leistungen an. Ein anderer prahlt mit zwischenmenschlichen oder beruflichen Erfolgen. Und wieder andere lassen mich ungefiltert am Schmieden ihrer mehr oder minder vagen Pläne und Projekte teilhaben. Das mag alles schön und gut sein. Aber warum sollte ich mir das anhören? Noch dazu, wenn ich unter Umständen gerade mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen habe oder mit ganz anderen Themen beschäftigt bin? Einen Großteil derartigen Geredes empfinde ich deshalb eher als unangenehm.
    Ein Sonderfall des Smalltalks ist das Tischgespräch, vor allem, wenn es sich weder um ein Essen im privaten Kreis noch um ein echtes Arbeitsessen handelt. Bekanntlich vergeht kein Kongress, keine Tagung, Versammlung oder Gremiensitzung ohne „geselliges Beisammensein“. War die eigentliche Veranstaltung gut vorbereitet und entsprechend ergebnisreich, dann gäbe es in der Sache eigentlich nichts mehr zu sagen. So sich viele der Teilnehmer ansonsten nicht kennen, vertiefte Kontakte aber von Nutzen sein könnten, sind solche lockeren Veranstaltungen zum Zwecke des neudeutsch „netzwerken“ genannten Treibens sicher auch sinnvoll. Doch wie oft muss ich mir bei solchen Gelegenheiten bloß Variationen der immer gleichen Geschichten von den immer gleichen Leuten anhören. Besonders bei gesetzten Essen zehrt so etwas schnell an meinen Nerven. Je mehr Gänge und je aufwendiger die gereichten Speisen, desto mehr geht das luftige Geplauder in die Breite. Die Krönung solch nutzloser Tischgespräche sind natürlich jene, die sich um das Essen selbst drehen. Sei es nun um das soeben genossene oder um ein – wahlweise viel besseres oder viel schlechteres – Menu in der Vergangenheit. Die einzige Erkenntnis, die ich bei solchen Anlässen gewinnen kann, ist die,dass sich wohl mindestens drei Viertel aller Menschen zum Restaurantkritiker berufen fühlen. Daher: So gerne ich mit meiner Familie, mit Freunden oder guten Geschäftspartnern zum Essen beisammen sitze – förmliche Tischgesellschaften meide ich wann immer möglich. Nicht in jedem Fall lassen die Gebote der Höflichkeit das zu. Doch zumindest abkürzen lässt sich der „gemütliche Teil“ vieler Veranstaltungen fast immer. Zumal es ein Vorteil meines Alters ist, dass niemand mehr von mir erwartet, auch noch bei der Öffnung der letzten Flasche zugegen zu sein.
    Eine andere, inzwischen leider auch im Geschäftsleben sehr verbreitete Form des Zeitdiebstahls ist die Weitschweifigkeit. Wenn ich weiß, eine Sache kann nur zu einem einzigen Ergebnis führen, und dennoch wird sie mir bis ins kleinste Detail dargelegt, möglichst einschließlich aller Schritte, wie der

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