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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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    Andere Fehlprognosen sind legendär. Ausgerechnet Gottlieb Daimler meinte 1901, die weltweite Nachfrage für Kraftfahrzeuge werde „eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren.“ Die Idee, dass dieLeute ihr Auto selbst fahren, schien dem Autopionier einfach undenkbar. Schließlich gehörte doch auch zu jeder Kutsche ein Kutscher. „Wer zum Teufel will denn Schauspieler sprechen hören?“, schimpfte Harry Warner noch wenige Monate, bevor die Warner Brothers 1927 mit „The Jazz Singer“ selbst den ersten abendfüllenden Tonfilm herausbrachten. Der Chef der 20th Century-Fox, Darryl F. Zanuck, prognostizierte 1946: „Der Fernseher wird sich auf dem Markt nicht durchsetzen. Die Menschen werden es sehr bald leid sein, jeden Abend auf eine Sperrholzkiste zu starren.“ Und die ungeschlagene Nummer Eins aller Fehlprognosen, der Satz des IBM-Gründers Thomas Watson „Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt“, war im Jahre 1943 durchaus eine realistische Einschätzung und keine Dummheit.
    Wer deshalb zu früh mit einer Idee kommt, der droht gerade als Unternehmer noch spektakulärer zu scheitern als derjenige, der zu spät dran ist. Denn je mehr einer von einer Sache überzeugt ist, umso mehr steigt natürlich auch das Risiko, dass er zur Unzeit hohe wirtschaftliche Wetten auf sie eingeht. Und sich unter Umständen auch noch schwarz ärgern darf, wenn wenige Jahre später Nachahmer den Reibach machen. So hatte etwa mein Vater Georg Hipp als junger Mann die Idee, Fertigteig anzubieten. Doch in den dreißiger Jahren waren Frauen einfach nicht davon zu überzeugen, so ein Produkt zu kaufen. Heutzutage sind Tiefkühlteige und Backmischungen eine Selbstverständlichkeit. Und viele Leute fragen sich wohl eher, warum sie noch selbst Teig ansetzen sollten.
    Selbstverständlich macht es mir am allermeisten Freude, wenn ich meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine neue Idee vortrage, sie sofort überzeugt sind und die Idee in der Folge tatkräftig unterstützen. Denn wenn eine Idee schon diejenigen anspricht, die sie letztlich mit ihrer gesammelten Erfahrung auf die Schiene bringen sollen, dann wird sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch beim Handel und bei unseren Kunden ankommen. Doch manchmal musste ich eine Idee auch zunächst alleine durchdrücken und zum Ziel führen.
    Ein gutes Beispiel für eine Idee, die in meiner Firma zunächst überhaupt keine Zustimmung fand, ist unser Logo. Früher war das ein recht nüchterner Schriftzug aus weißen Lettern auf rotem Grund. Noch zu Lebzeiten meines Vaters fanden wir beide, dass wir unser Erscheinungsbild modernisieren müssten. Doch zunächst verlief sich die Idee. Immerhin gab mir mein Vater die Adresse eines Werbegrafikers in New York, damals sozusagen das Mekka des Markendesigns. Einige Zeit nach seinem Tod im Dezember 1967 fiel mir der Zettel zufällig wieder in die Hand. Ich kontaktierte Francesco Gianninoto, der als erstes ein großes Paket mit allen unseren Werbemitteln und Verpackungen orderte. Darunter war auch ein einzelnes Produkt aus der Schweiz, bei dem irgendjemand den I-Punkt von „Hipp“ durch ein Herzchen ersetzt hatte. Das war mir, ehrlich gesagt, nie besonders aufgefallen. Nach einiger Zeit präsentierte der besagte Grafiker mir dann seine Entwürfe mit dem bunten Schriftzug und den drei Herzen, den wir, nur äußerst behutsam modernisiert, bis heute verwenden. Ich war sofort Feuer und Flamme. Das drückte genau meine Vorstellung der Marke Hipp aus: weich, bunt, kindgerecht; saubere und sorgfältig zubereitete Produkte. Ich will, dass Mütter und Kinder ein Gefühl von persönlicher Nähe, von Zuwendung, ja von Liebe haben, wenn sie unsere Babynahrung verwenden bzw. essen. Diese Überzeugung hatte ich mir nicht etwa rational zurechtgelegt. Ich war emotional zutiefst von diesem Leitbild überzeugt. Und der neue Entwurf drückte das beschriebene Gefühl für mich perfekt aus. Kein einziger Wettbewerber präsentierte sich zudem auch nur annähernd ähnlich.
    Natürlich dachte ich, die leitenden Mitarbeiter des Hauses müssten das ebenso vom Fleck weg erkennen – stattdessen ein Sturm der Entrüstung. Viel zu verspielt, kindisch, albern, ja unseriös sei der Entwurf. Das machen die Verbraucher niemals mit, die kommen sich doch veräppelt vor! Auch die Familie war wenig begeistert. Mit unserer Tradition habe das wohl nichts zu tun. Die professionellen Bedenkenträger

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