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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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Berichterstatter wann und warum zu welchen Schlüssen gelangt ist, dann schalte ich oft schon wegen dieser zeitraubenden Art der Darstellung auf stur, gar nicht einmal aufgrund der Sache selbst. An sich durchaus ein Gemütsmensch, reißt mir der Geduldsfaden endgültig, wenn jemand auch noch ständig Fakten, Argumente und Überlegungen wiederholt, die ich erkennbar längst verstanden habe. Offensichtliches wieder und wieder in minimalen Variationen auszubreiten, ist Zeitdiebstahl in Reinform. Sodass es für mich nur einen Grund geben kann, einem Menschen die Redundanz eines Vortrags nachzusehen: Wenn ich weiß, dass er am Ende motiviert ist und sein Anliegen, so es denn sinnvoll ist, auch umsetzt.
    Ebenso ist unnötiger Detailreichtum in vielen Vorträgen, Redebeiträgen oder schriftlichen Ausarbeitungen ein großer Zeitfresser. Die größte Herausforderung besteht darin, das Wesentliche zu bringen – und die Schritte, die zu diesem Ergebnis geführt haben zu kennen, aber nicht alle vorzuführen. Wer zu viele Informationen liefert, darf nicht damit rechnen, dass sich das Publikum all das merkt. Zu viele Verzierungen und Ausschmückungen machen die Sache ebenfalls weder klarer noch schöner, sondern sehr bald nur noch langatmig. Und eine langweiligeRede wird den Zuhörern stets durch ihre Langweiligkeit im Gedächtnis haften bleiben, aber nie aufgrund ihres Inhalts. Wer zu akribischer Faktenhuberei neigt, will seinen Zuhörern nicht Wissen, Argumente oder eine Idee vermitteln, sondern mit seiner Schulweisheit glänzen. Ebenso wie es den Freunden allzu barocker Rhetorik meist um Selbstdarstellung statt um Informationsvermittlung geht.
    Wer sich selbst in den Mittelpunkt stellt, und nicht das, was er sagen möchte, raubt seinen Zuhörern mit überflüssigen Pirouetten ihre Zeit. Den Gipfel dieser Kunst können wir in der Politik und in den krebsartig wuchernden Fernseh-Talkshows beobachten. Immerhin ist dort das Ziel klar: Gewonnen hat nach den geltenden Spielregeln derjenige, der die meiste Rede-oder Sendezeit bekommt. Und nicht etwa derjenige, der die besten Argumente oder die luzidesten Ideen vorträgt. Wäre letzteres der Fall, würden sich die Teilnehmer dieser Spektakel nämlich gelegentlich von Mitdiskutanten überzeugen lassen statt ihr immergleiches Sprechblasentheater aufzuführen.
    Schließlich gibt es noch eine besonders unangenehme Art von Zeitdieben: Menschen, die immer auf den allerletzten Drücker kommen, um dadurch Zeit zu sparen. Leider übersehen diese Zeitgenossen nicht nur, dass sie sich selbst auf diese Weise ständig unter Zeitdruck setzen. Sie verdrängen vor allem völlig, dass sie ihre vermeintlich gewonnene Zeit in Wahrheit stehlen. Denn jede Unpünktlichkeit nimmt anderen Menschen Zeit weg. Wenn ich beispielsweise einen Vortrag hielte und würde das Publikum warten lassen, wäre das zwar eine Demonstration von Macht. Wenn ich zu spät komme, so sollen die Leute denken, dann muss es ja wohl einen wichtigen Grund dafür geben. Viele Politiker und Führungskräfte treiben diesen Unfug mit großer Hingabe. Das ist nicht nur respektlos, es raubt Dutzenden, manchmal gar Hunderten von Menschen wertvolle Lebenszeit. Dass es zur Rechtfertigung dieser Flegelei hübsche englische Sentenzen gibt – „It is great to be late“ oder „The late must not wait“ – macht die Sache nicht besser. Nicht umsonst gilt die Pünktlichkeit sprichwörtlich als die Höflichkeit der Könige.Denn die wurden früher von so vielen Menschen erwartet wie niemand sonst.
    Doch ganz gleich, ob eine Person, ein Freundeskreis, eine Gruppe von Mitarbeitern oder ein großes Auditorium auf Sie warten – bei einer Verabredung oder einem Termin rechtzeitig vor Ort zu sein, ist unabdingbar. Ich selbst komme im Zweifelsfall lieber etwas zu früh. Falls ein Erscheinen vor der Zeit ebenfalls eine Unhöflichkeit wäre, etwa bei einer privaten Einladung, gehe ich noch ein paar Schritte vor der Tür. Auf Reisen haben Wartezeiten sogar einen besonderen Wert, wenn ich sie nur richtig zu nutzen weiß. So stört es mich etwa nicht, wenn ich am Flughafen eine halbe Stunde auf den Abflug meiner Maschine warten muss. Ich habe immer etwas zu lesen dabei, ich feile an einem Vortrag oder einem Text, ich versuche, mein nach wie vor ausbaufähiges Georgisch zu verbessern, oder ich sitze einfach entspannt da und mache mir meine Gedanken. Ich bin jedenfalls lieber zu früh da als auf den letzten Drücker. Es gibt ja solche Virtuosen, die alle

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