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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Hinzu kommt, dass für sehr viele Menschen der Wunsch zu helfen ein starker Antrieb nicht nur des Handelns sondern auch des Denkens und der Kreativität ist.
    Bei mir ist es jedenfalls so: Wenn ich um Rat gefragt werde und das Vertrauen eines Menschen spüre, dass mir zu seinem Problem halbwegs zügig etwas einfallen wird, dann arbeitet sich mein Gehirn bewusst wie unterbewusst an dem Thema ab. Und das oft weit freudiger und konzentrierter, als wenn ich an einem eigenen Problem herumkaue. Denn als Ratgeber bekomme ich ja eine drängende Frage vorgelegt, ohne dass mit ihr zugleich die Sorge ins Haus einzöge. Das kann die grauen Zellen außerordentlich anregen. Außerdem bleibt meine Idee auch hier meine Idee. Ich habe jedenfalls kein Problem damit, wenn sie andernorts umgesetzt wird und ich sehe, dass sie funktioniert. Genauso wie ich mich freue, wenn Leute einen Gedanken oder eine Formulierung von mir übernehmen.
    Anderen derart zu helfen oder sie zu inspirieren, hat weder etwas mit Ideenklau noch mit Plagiaten zu tun. In solchen Fällen hat einen ja gerade niemand gefragt, bevor er sich an den Früchten fremder Geister vergreift. So haben wir in der Firma einmal eine sehr unangenehme Erfahrung mit einem unserer Ausrüster gemacht. Eine seiner Maschinen hatten wir nach der Anschaffung aufgrund eigener Erfahrungen technisch verbessert. Konkret hatte sich unser Werksleiter eine optimierte Walze zum Trocknen von Getreide ausgedacht. Einige Zeit nach einer routinemäßigen Wartung durch dessen Monteure fanden wir unsere technische Neuerung in einer Maschine des Herstellers. Der natürlich bestritt, die Idee bei uns geklaut zu haben. Worauf wir nicht nur den Lieferanten wechselten, sondernauch die Wartung ab dato weitestgehend selbst durchführten. Der Punkt ist: In solchen Fällen wird nicht nur eine Idee übernommen. Jemand eignet sich vor allem den aus ihr resultierenden wirtschaftlichen (oder akademischen) Erfolg an. Und das ist ebenso unrechtmäßig wie ungerecht. Immerhin: Auch so ein Ideendieb erkennt an, dass die eigene Idee gut war. Insofern wären Patentklau und Plagiat sozusagen verfehlte Formen des Lobes. Während meines Jurastudiums, bei dem ich weitestgehend unterdurchschnittlich war, hat es mich immer gefreut, wenn jemand von mir Wissen bezog. Das war immerhin eine Anerkennung meiner eigenen bescheidenen Leistungen.
    Von der Anfang 2010 verstorbenen IKKH Erzherzogin Regina von Habsburg habe ich zudem einen Rat übernommen, den sie selbst als junge Frau von ihrer Schweigermutter, der Kaiserin Zita, bekommen hatte: Wenn Du mal einen Rat brauchst, dann gehe zu einem Vielbeschäftigten. Denn wahr ist: Wer viel zu tun hat, wer vielfältige Aufgaben und Pflichten permanent unter einen Hut bringen muss, der erledigt die Dinge sofort. Und er weiß Wichtiges von Unwichtigem, Kernpunkte von Nebensächlichkeiten, Dringendes von weniger Dringendem zu unterscheiden. So wie der Vielbeschäftigte meist auch ein gutes Gespür dafür hat, welche Angelegenheiten noch nicht reif zur Entscheidung sind.
Wenn die Idee kommt, muss sie festgehalten werden
    Auf welchem Wege auch immer eine Idee sich einstellt – gerade weil wir das nicht erzwingen können, gerade weil Glück, Zufall oder unerwartete Eingebungen von oben uns oft zu Hilfe kommen, müssen wir für jene Momente wachsam sein, in denen die Geistesblitze einschlagen. Das passiert, wie wohl jeder aus Erfahrung weiß, sehr häufig, wenn wir über die betreffende Sache gerade überhaupt nicht nachdenken. Und es pflegt schon gar nicht immer am Schreibtisch zu geschehen. Block oder Diktiergerät sind nicht immer zur Hand. Obwohl: Eine Funktion fürkurze Tonaufnahmen hat heutzutage jedes Handy. Zumindest Stichworte lassen sich so jederzeit festhalten. Mit einem Smartphone können wir inzwischen auch schon ganz komfortabel tippen. Ich selbst bin da recht konservativ: Ich habe immer und überall ein gebundenes Notizbuch im Taschenformat und einen kleinen Bleistift – mein bevorzugtes Schreibgerät – dabei. Das hat den Vorteil, dass ich auch immer zeichnen kann.
    Niemand sollte sich der Illusion hingeben, dass ein guter Gedanke gleichsam automatisch haften bliebe. Jeder dürfte es schon oft erlebt haben, dass er etwas im Moment der Eingebung völlig Einleuchtendes eigentlich festhalten wollte. Und dann kommt irgendetwas anderes, oft weit Banaleres dazwischen. Und schon eine halbe Stunde später ist einem die Idee (erst recht eine

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