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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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gute Formulierung) entfallen. Denn eine Idee ist ja nicht erst dann eine Idee, wenn man von ihrer die Welt verändernden Größe so sehr überzeugt ist, dass man ohnehin nichts anderes mehr denkt oder tut. Der Erfinder des Rades wird vermutlich keine Notiz wie „Idee: runde Scheiben auf Stock stecken, unter Brett montieren“ in ein Steintäfelchen geritzt haben. Aber meist haben wir es eben mit „kleineren“ Einfällen zu tun. Und da geht aufgrund von Acht- und Gedankenlosigkeit sehr oft Wertvolles verloren. Ob eine Idee also ausgereift oder ob sie nur ein zarter Keim ist: Sie festzuhalten, durchaus auch ganz praktisch zu notieren, ist stets das erste, was man tun sollte. Für mich ist es eine befreiende Erleichterung Ideen aufzuschreiben, denn dann bin ich weniger damit belastet, an sie denken und mich an sie erinnern zu müssen.
    Freilich ist es das eine, eine Idee zu haben. Das andere ist, sie dann auch zu verfolgen – und nicht etwa den betreffenden Zettel selbstzufrieden in irgendeiner Ablage zu versenken. Mit jeder Stunde, jedem Tag, die vergehen, sinkt leider die Wahrscheinlichkeit, dass man auf eine Sache zurückkommt. Da die Gattung Mensch ursprünglich nun einmal nicht als Clan von Philosophen das Licht der Welt erblickt hat, funktioniert unser inneres Belohnungssystem recht handgreiflich: erfolgreicheTaten – übrigens auch darob zufriedene Artgenossen – motivieren uns nachhaltig, Gedanken und symbolische Gesten verpuffen recht rasch.
    Mit etwas Glück folgen aus 100 theoretischen Ideen wahrscheinlich zwei oder drei praktische Projekte. Und von 90 der Ideen hat die Welt nie etwas erfahren, weil sie weder festgehalten noch ausgesprochen wurden. Darunter sind sicher viele Einfälle, deren Verwirklichung keinen Nutzen gestiftet, ja vielleicht sogar Schaden angerichtet hätte. In vielen Fällen scheuen die Urheber einer Idee aber auch bloß die Mühen der Ebene, die selbst dem kühnsten Gedanken folgen müssen. Viele unserer Vorfahren mögen die Idee gehabt haben, das Feuer bei Nacht zum Selbstschutz und zum Wärmen, bei Tage zum Bereiten von Speisen zu nutzen. Aber nur wenige dürften sich hingesetzt haben, um mithilfe von Feuersteinen und Spänen mühsam eines zu entfachen.
    Bei mir ist es so, dass ich meist in der Nacht oder in der Frühe Einfälle habe. Und dann bin ich oft sogleich überzeugt: Das ist richtig, das muss ich tun. Das bedeutet aber auch, sofort gegen jede Bequemlichkeit anzukämpfen. Denn ein Gedanke, den ich nicht sehr bald praktisch aufgreife, ist wenig wert. Ist eine Idee noch vage, unklar oder unausgereift, gilt es sie als erstes auszuformulieren. Meiner Erfahrung nach tue ich das am besten schriftlich, ja sogar handschriftlich.
    In der Malerei setze ich eine Idee meist erst zu einer Skizze um. Hier hängt alles von der richtigen Setzung der Grundformen ab. Die Hauptform muss, bezogen auf meine Idee und das Format des Bildes, unbedingt an der „richtigen“ Stelle stehen. Um das zu gewährleisten, nutze ich oft Papierschnitzel anstelle eines Stiftes; die kann ich so lange austauschen und verschieben, bis es passt. Dann setze ich auf die gleiche Weise eine zweite Form. Zweite Regel: Fünf Formen sind das Maximum. Alles, was darüber hinausgeht, führt meist nicht zu einem Gemälde, sondern zu einem Tapetenmuster. Drittens: Ich beginne fast immer mit Grautönen. Damit gewährleiste ich, dass die Form wichtiger ist als die Farbe.
Vom Aufschieben und ewigem Pläneschmieden
    Doch so wichtig eine schriftlich ausformulierte Idee oder eine gute Skizze sind: Wenn ich sie nicht praktisch umsetze, nützen selbst die schönsten Konzepte nichts. Eine Idee darf eben auch nicht überreif werden. Dann wird sie faul, wie eine falsch oder zu lange gelagerte Frucht. Entscheidend ist es, zum richtigen Zeitpunkt zu handeln.
    Gerade im Alltagsgeschäft schaffe ich mehr, wenn ich nichts auf die lange Bank schiebe. Wenn ich zum Beispiel am Schreibtisch sitze und meine Post erledige, dann geht es einfach schneller, wenn ich die Sachen nur einmal in die Hand nehme und gleich entscheide, was zu tun ist; ob ich mich einer Sache selbst widme, ob und an wen ich sie delegieren kann oder ob ich mich gar nicht weiter mit ihr befassen muss. Stapel von Papieren und unerledigter Post machen nicht nur schlechte Laune beim Anblick des Schreibtisches. Sicher erledigen sich manche Dinge auch mit dieser Methode von selbst – nämlich die, die ohnehin unwichtig waren. Aber die befördere ich lieber sofort und bewusst

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