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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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neuen Behörde haben? Wie soll mein Gemälde am Ende tatsächlich aussehen – und welche Wirkung wünsche ich bei künftigen Betrachtern zu erzielen?
    Zum anderen gehört zu einer halbwegs ausgereiften Idee eine Vorstellung davon, wie ich das gedachte Ziel erreichen möchte. Welche bislang nicht erprobten Zutaten werden wir für ein neues Produkt benötigen? Woher könnten wir sie beziehen? Wie sollte das Produkt heißen, wie würde es am besten verpackt und beworben? Was darf es in der Herstellung, was am Ende im Geschäft kosten? Welche Maschinen oder Geräte benötigen wir für Veränderungen im Produktionsprozess? Welche zusätzlichen Qualifikationen sollten die betroffenen Mitarbeiter erwerben? Oder: Welche Art von Grundierung, welche Farben möchte ich bei einem Bild einsetzen? Wo wird das fertige Gemälde vielleicht hängen?
    Angesichts der vielen Details, die eine Idee am Ende ausmachen, vor allem angesichts der meist zahlreichen Unvorhersehbarkeiten bei ihrer Umsetzung versteht es sich beinahe von selbst, dass kaum eine Idee eins zu eins in die Praxis umgesetzt wird. Selbst wenn wir eine vergleichsweise einfach scheinende Sache wie einen Stuhl nehmen. Die Grundidee „Stuhl“ ist uralt. Gleichwohl gibt es ständig neue Ideen für neu gestaltete Stühle, also für bislang nicht ausgeführte und nicht erprobte Varianten der Idee. Obwohl es abertausende Male gelungen ist, stabile und bequeme Stühle herzustellen, kann jedes neue Modell immer wieder wackeln oder Rückenschmerzen verursachen. Ganzabgesehen davon, dass auch ein scheinbar perfekter Entwurf am Ende hässlich aussehen oder zumindest von den Konsumenten abgelehnt werden kann.
    Die Umsetzung einer Idee, die sehr nah an unsere theoretische Vorstellung herankommt, nennen wir ideal. „Besser geht’s nicht“, wollen wir damit sagen. Häufig sind wir schon ganz zufrieden, wenn wir einen Plan annähernd ideal verwirklichen können. Bisweilen wird die Umsetzung einer Idee aber mehr oder minder stark misslingen. Auch damit müssen wir leben. Wir können uns dann höchstens fragen, ob wir, salopp gesagt, voll daneben gehauen haben. Oder ob wir uns mit der nicht perfekten Lösung trotzdem erst einmal abfinden. Ob wir „Unmöglich!“ oder „Na ja, geht so …“ sagen. Wir können dann noch versuchen, die Sache nachträglich zu verbessern. Ob sie dabei wirklich immer besser wird, ist wieder eine andere Frage. Nicht selten „verschlimmbessern“ wir eine nicht so gute Sache bekanntlich nur weiter.
    Scheitern wir mit einer Idee, dann liegt es allerdings nicht immer an der mangelhaften Umsetzung. Es gibt auch Fälle, in denen wir mit einer Idee quasi zu hoch greifen. In denen wir uns etwas vorgenommen haben, was in der gedachten Weise überhaupt nicht zu realisieren ist. Das kann technische oder organisatorische Gründe haben: Verfügbare Materialien oder Verfahren sind zum Beispiel nicht ausreichend entwickelt, um eine Sache praktisch durchzuführen. In solchen Fällen war die Idee sozusagen zu schön um wahr zu sein.
    Was gar nicht so selten vorkommt, ist aber auch der umgekehrte Fall: Eine Idee ist technisch oder organisatorisch seit langem realisierbar – aber kaum ein Mensch ist letztlich an der Sache interessiert. Rein technisch sind Weltraumflüge schon lange kein grundsätzliches Problem mehr. Immer wieder versuchen sich auch wagemutige Investoren daran, Orbitalflüge für Jedermann zu ermöglichen. Sicher, billig wäre das Vergnügen vorderhand wohl kaum zu haben. Aber selbst sehr reiche Menschen überlegen es sich offenbar mehr als gründlich, ob sie sich diese exklusive Erfahrung gönnen wollen. Ein irdischeres Beispielist die Videotelefonie: Seit über 40 Jahren wird die Möglichkeit, sich beim telefonieren auch gegenseitig sehen zu können, immer wieder angepriesen. Beim Highspeed-Mobilfunk haben die Anbieter zuletzt versucht ein Geschäft daraus zu machen. Und wieder gaben sich die Kunden recht zugeknöpft. Dabei beweist das Internet in vielen seiner Erscheinungen, dass das wohl kaum an der ausgeprägten Schamhaftigkeit der Menschen liegt. Dass kaum einer so eine Dienstleistung will, hat einen ganz anderen, allzu menschlichen Grund: Es wird am Telefon schlicht ziemlich viel geflunkert. So nett die Idee daher sein mag, das Telefonat zum echten Vier-Augen-Gespräch zu erweitern – wir müssen die zitierte Redensart bei Ideen wie diesen wohl umdrehen: Das ist zu wahr, um schön zu sein.
    Eines ist ob der zahlreichen Hindernisse auf dem Weg

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