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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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betroffene Menschen ihre Zuckerkrankheit vor allem mit Diäten in den Griff zu bekommen versucht. Heute können Diabetiker viel besser als damals medikamentös eingestellt werden. Dann gab es plötzlich ein neues Gesetz, das verlangte, jede einzelne Mahlzeit müsse den kompletten Eiweißbedarf für einen Tag decken; es könne ja sein, dass ein Kunde nur eines dieser Produkte pro Tag zu sich nimmt. Erst haben wir versucht das umzusetzen. Aber durch die veränderte Rezeptur wurden die Produkte nicht nur viel zu teuer. Sie schmeckten auch überhaupt nicht mehr. Zu viel Eiweiß goutiert der Mensch nicht. Also haben wir ziemlich bald die gesamte Produktlinie eingestellt. Das vermeintliche Allgemeininteresse – mögliche Fehlernährung zu vermeiden – hatte unsere Idee kaputt gemacht. Es war ein wenig so, als würde man von einer Imbissbude verlangen, dass eine Bratwurst mit Pommes frites den gesamten Nährwertbedarffür einen Tag abdecken müsse; schließlich kann ein Mensch auch auf die Idee kommen, jeden Tag im Schnellimbiss zu essen. Doch zu erkennen, dass das unmöglich gesund sein kann, darf man meines Erachtens schon jedem selbst zutrauen.
Original und Kopie
    Wenn es um ein klares Profil geht, dann sind Originale, auffällige Originale zumal, klar im Vorteil. Am ehesten wird uns das bei Menschen bewusst, die im Licht der Öffentlichkeit stehen. Manche Leser erinnern sich gewiss noch an Politiker wie Franz Josef Strauß oder Herbert Wehner. Hier geht es nicht darum, wie man seinerzeit ihre Meinungen oder ihr Verhalten in bestimmten Situationen beurteilt hat – und in welchem Licht sie heute gesehen werden mögen. Beide Männer waren einfach sehr kontroverse Figuren mit sehr eigenen Positionen, in jedem Fall mit einem höchst unverwechselbaren Stil. Beide waren auch gewiss nicht immer – und schon gar nicht im Umgang mit jedem – angenehme Zeitgenossen. Aber wenigstens wusste dank ihrer klaren Ansagen jeder stets, mit wem er es zu tun hat. Ich will nicht sagen, dass heutige Politiker schlechter, unfähiger oder grundsätzlich profilloser sind. Aber ein Rundblick durch das gegenwärtige politische Spitzenpersonal der Republik lässt schon den Eindruck zu, dass allzu kantige und meinungsstarke Persönlichkeiten es nicht unbedingt leichter haben. Wo die Demokratie dank Demoskopie quasi auf die tägliche Abstimmung umstellt, ist offensichtlich höhere Flexibilität bei der politischen Meinungsbildung gefragt – nicht nur beim Wähler, sondern vor allem auch bei den Gewählten.
    Originalität ohne Qualität ist wenig wert. Ob sich etwa bekannte Schauspieler oder Schauspielrinnen vor allem durch schrille bis peinliche öffentliche Auftritte, durch Skandale und Skandälchen oder durch überzeugende Leistungen auf der Leinwand ins Gespräch bringen, macht natürlich einen großenUnterschied. Ebenso wie ein technisches Produkt nicht ausschließlich durch poppiges Design, sondern auch durch hohe Funktionalität und Qualität in der Verarbeitung auffallen sollte.
    Doch beim einen wie beim anderen haben wir heute oft ein ganz anderes Problem. Nehmen wir als Beispiel das Schauspieler-Ehepaar Elisabeth Taylor und Richard Burton. Ihr ständiges Hin und Her zwischen wilden Ehekrächen und leidenschaftlichen Versöhnungen, dazu häufige öffentliche alkoholische oder verbale Exzesse waren legendär. Aber beide waren eben auch dies: herausragende Künstler, und das über Jahrzehnte. Wogegen das Selbstmarketing vieler heutiger Stars etwas seltsam Berechnendes und Abwaschbares hat, selbst da, wo mit gezielten Provokationen oder absichtsvoll gestreuten Gerüchten gearbeitet wird. Die wirklich peinlichen Auftritte werden dafür fast ausschließlich der zweit- und drittklassigen Pseudoprominenz überlassen. Und wer von den heutigen Spitzenverdienern Hollywoods es am Ende in die Annalen der Filmgeschichte schafft, dürfte auch relativ offen sein.
    In vielen kommerziellen Produktkategorien lässt sich etwas Ähnliches beobachten, vor allem dort, wo die Produkte technisch im Prinzip seit Jahren oder gar Jahrzehnten ausgereift sind. Nicht dass es beispielsweise in der Automobiltechnik oder der Unterhaltungselektronik keinerlei technische Neuerungen mehr gäbe. Aber diese erstrecken sich immer mehr auf kleine und kleinste Details der Produkte. Der Verbrennungsmotor oder der elektronische Schaltkreis sind eben schon lange erfunden, und das Rad kann ohnehin niemand mehr neu erfinden. Eine Folge ist, dass die Verbraucher oft zwischen einer

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