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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Institut angekündigt.«
    Timo erschrak und blickte sich verstohlen um. »Gehen wir nach draußen«, sagte er mit gesenkter, fester Stimme und bewegte
     sich in Richtung Eingangshalle.
    »Wie fahren wir zu Sallys Wohnung?«
    »Wir fahren überhaupt nicht hin. Dafür ist es zu spät.«

|297| 39
    Inspektor Könönen von der Sicherheitspolizei und sein Kollege näherten sich mit ihrem silbernen Nissan
Primera
dem Haus von Heli Larva. Selbst im Wagen roch man den feuchten Wald auf beiden Seiten der Straße. Dahinter schimmerte grau
     das Meer. In der Ferne, hinter den Bäumen und der Meeresbucht, ragte das Kernkraftwerk Hästholmen auf.
    Am frühen Morgen war von der CIA eine dringende Bitte um Amtshilfe bei der SiPo eingegangen. Die Zahl solcher internationaler
     Anfragen war in letzter Zeit gestiegen, aber meistens betrafen sie Ausländer, die in Finnland lebten.
    Diesmal war als Objekt jedoch die finnische Staatsbürgerin Heli Larva genannt worden.
    Sämtliche Informationen, die über die Frau bei der SiPo vorhanden waren, hatte man bereits in die Vereinigten Staaten geschickt.
     Das war nicht wenig gewesen. Aktuell stand die militante Öko-Aktivistin unter dem Verdacht, an den Anschlägen auf das Atomkraftwerk
     Olkiluoto beteiligt gewesen zu sein. Den Fragen der CIA zufolge ging es jetzt aber nicht um Widerstand gegen Atomenergie,
     sondern um etwas ganz anderes.
    Nach einer Kurve führte die Straße geradewegs auf ein altes Holzhaus zu.
     
    Zufrieden und entspannt hantierte Heli Larva in der Küche des Hauses. Bald würde es ihr gehören.
    Aus einem Sack nahm sie frisches Mehl für einen Brötchenteig. Sie hatte es auf dem Askola-Hof gekauft, wo man nicht das groteske
     Einheitskorn des globalen Agro-Business mahlte, |298| sondern echtes Getreide aus der Umgebung. Heli war entsetzt und enttäuscht, dass auch in Finnland im Labor herstellbare Mikrosamen
     entwickelt wurden, letzten Endes allesamt identische Klone. Dabei gab doch gerade die Variationsbreite durch die Einzigartigkeit
     der Samen den Arten und dem Bestand die Möglichkeit, sich den Veränderungen in der Umwelt anzupassen.
    Eine noch schlimmere Bedrohung war natürlich die Gentechnologie, derer sich die multinationalen Konzerne mit Blick auf Gewinnmaximierung
     bedienten. Unter anderem hatten sie Pflanzensorten kreiert, die mit einem Terminator-Gen ausgestattet waren. Es raubte der
     Pflanze die Chance, eine zweite Generation aus ihren eigenen Samen hervorzubringen, wodurch die Landwirte von den Samenproduzenten
     abhängig wurden.
    Kein Mensch fragte mehr nach der Moral der Wissenschaftler in einer Welt, in der die Wissenschaft die Rolle des Motors von
     Wachstum und Konsum übernommen hatte. In Finnland zum Beispiel wurde versucht, mit Hilfe von Genmanipulation die Menge des
     Bindemittels Lignin im Holz zu verändern, damit es bei der Herstellung von Zellstoff leichter zu trennen war. Der Ligninanteil
     hatte bereits um die Hälfte verringert werden können, wodurch die Bäume schneller wuchsen, und außerdem bestand ein größerer
     Anteil ihrer Masse aus Zellulose. Zwar waren solche Bäume zerbrechliche Hölzchen und keine anständigen Bäume mehr, aber die
     Anteilseigner der Papierkonzerne konnten ihre Renditen vervielfachen.
    Wofür sollte man die wissenschaftlichen Ressourcen am ehesten einsetzen? Riesige Mittel wurden heute aufgewendet, um Wege
     zu finden, den Menschen ewig jung zu halten, während gleichzeitig zwanzig Millionen Kinder jährlich an Hunger und dessen Folgen
     starben. Wer entschied über das Engagement der Wissenschaft? Und mit welchen Argumenten?
    Der Mensch suchte immer wieder nach seinen Grenzen. Viel zu selten wurde gefragt, wo die Grenzen des Handelns gezogen werden
     müssten. Genmanipulation gehörte längst zum Alltag, |299| immerhin über das Klonen von Embryonen aus Stammzellen wurde noch diskutiert.
    Heli legte die Brötchen auf ein Blech und schob sie tief in den Backofen. Der Ofen heizte zugleich die eine Hälfte des Hauses
     – für die andere Seite hätte sie gern einen Wärme speichernden Ofen gehabt. Als Mieterin wäre eine solche Anschaffung nicht
     vernünftig gewesen, doch bald würde sich die Lage ändern. Sie würde an der Nordostecke des Grundstücks ein paar Morgen Land
     für Rüben und Kartoffeln umgraben und den Erdkeller erweitern. Die Vorstellung, sich noch mehr selbst versorgen zu können,
     begeisterte sie.
    Plötzlich wandte sie den Kopf und lauschte. Ihr war, als hätte sie draußen ein Auto

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