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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gehört. Sie blickte aus dem Fenster. Neben
     dem Holzschuppen stand ein Wagen, aus dem zwei Männer ausstiegen, die sie nicht kannte.
    Sie ging in den Flur.
    Es klopfte. Ein kräftiges Klopfen war das.
    Sie wollte nicht öffnen, aber sie hatte keine Wahl.
    »Guten Morgen«, sagte der ältere der beiden Männer und zeigte ihr seine Dienstmarke. »Inspektor Könönen von der Sicherheitspolizei.
     Wir würden uns gern ein bisschen mit Ihnen unterhalten.«
    »Schon wieder?« Heli überlegte einen Moment. »Es ist doch nicht etwa   ...«
    »Reden wir drinnen weiter.« Die Männer kamen herein, obwohl Heli sie nicht dazu aufgefordert hatte. »Es ist nicht wegen Olkiluoto.«
    Heli Larva folgte den Männern ins Wohnzimmer. »Weswegen dann?«, fragte sie.
    »Setzen Sie sich«, forderte Könönen sie auf.
    Der Mann hatte ein kleines Aufnahmegerät in die Hand genommen, in das er nun Datum, Uhrzeit und Adresse diktierte. Anschließend
     legte er das Gerät auf den Tisch, setzte sich Heli gegenüber und entfaltete ein Blatt Papier, das er aus der Tasche gezogen
     hatte.
    |300| »Was sagt Ihnen der Name Lucas Cahill?«
    Heli versuchte ihre Überraschung zu verbergen. Rasch schätzte sie die Situation ab und sagte: »Kein Kommentar.«
    Könönen beugte sich über das Aufnahmegerät, blickte auf die Uhr, diktierte eine neue Uhrzeit und schaltete das Gerät aus.
    Es wurde still im Raum.
    Könönen stand auf. »Wir sehen uns ein bisschen um, wenn es Ihnen recht ist.«
    »Es ist mir nicht recht. Nicht bevor die Polizei mit einem Durchsuchungsbefehl kommt.«
    Könönen entgegnete darauf nichts, sondern ging nach draußen, um zu telefonieren.
    Der jüngere Mann blieb inzwischen schweigend und ausdruckslos bei Heli sitzen.
    Dann kam Könönen zurück und fing an, die Kabel ihres Computers zu entfernen.
     
    Jørgensen saß in seinem Hotelzimmer in Barcelonas ruhigem und grünem Stadtteil Pedralbes und blätterte Sally Nishikawas Fotoalbum
     durch.
    Mit Müh und Not und unter großem Risiko war es ihm gelungen, den Amerikanern zu folgen, die Frau Nishikawa aus dem Hotel geholt
     hatten. Nachdem er Carla zur Wache eingeteilt hatte, war er mit Heinz in Nishikawas Wohnung gefahren und hatte sie so gut,
     wie es in der kurzen Zeit möglich war, durchsucht. Sie hatten nichts gefunden, was auf einen bedeutsamen Durchbruch hinwies,
     aber ein paar Dinge hatten sie mitgenommen und Peking darüber Bericht erstattet.
    Jørgensen blätterte in dem Album mit Bildern von Familienfeiern und Reisen. Am Ende waren Fotos von Isama Nishikawas Einsegnung,
     die nach einer japanischen Zeremonie durchgeführt worden war. Zwei Nahaufnahmen zeigten die Erinnerungstafel auf der Urne
     aus hellem Stein. Man konnte eindeutig erkennen, dass in der asymmetrisch geformten Tafel das Bild eines Latimeria und ein
     Gedicht eingeritzt waren:
    |301|
Fern auf den Höhen von Huafan
    zieht ein Gewitter auf,
    es erhebt im Fluss die Wellen gegeneinander.
     
    Die Berührung der Helligkeit
    macht den Sand zu Glas
    und die Träume zu Asche.
     
    Eine Stadt am Nullpunkt,
    ein Mensch wird geboren
    und stirbt.
    Jørgensen fuhr sich durch die blonden Locken und dachte über das Gedicht nach. Warum wurde darin die chinesische Stadt Huafan
     genannt? Noch mehr gab ihm das Bild des Quastenflossers zu denken. Es war das gleiche wie auf den T-Shirts , von denen in Nishikawas Kleiderschrank ein Dutzend aufgestapelt war. Außer mit dem Fisch waren sie mit einem wissenschaftlich
     wirkenden Buchstabencode bedruckt.
    Eines der Shirts hatte Jørgensen mitgenommen und fotografiert. Die Aufnahme hatte er bereits nach Peking geschickt.
    Jetzt wartete er auf die Reaktion und auf weitere Handlungsanweisungen.

|302| 40
    In Barcelonas Stadtteil L’Eixample schloss Timo sorgfältig die Zimmertür hinter sich ab. Es gab ein paar preiswerte Unterkünfte
     in der wohlhabenden Gegend, die
Pensión Aribau
zählte zu den billigsten. In dem bescheidenen, unansehnlich gewordenen Zimmer war es stickig. Vor dem Fenster mit dem verstaubten
     Vorhang hatte sich die Sonne hinter eine Wolke verzogen. Von der Straße drang ununterbrochen Verkehrslärm herauf. Er hatte
     Maria Aguilar zur Polizei geschickt, damit sie ihre Kollegin als vermisst meldete. Je mehr örtliche Polizeikräfte in die Ermittlungen
     einbezogen wurden, desto besser. Es würde den Amerikanern schwer fallen, die spanischen Behörden in den Griff zu bekommen.
    Es war erst Nachmittag, aber er war so müde, dass er sich am liebsten sofort aufs

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