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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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auf. Mit Sicherheit war die entscheidende Botschaft bei Lahdensuo angekommen: Wir wissen Bescheid. Und wenn wir
     es für nötig halten, werden wir reagieren.
     
    |290| Dick Novak sah Sally Nishikawa an. Sie saß ihm gegenüber in dem Haus, das die CI A-Leute im ruhigen Stadtteil Pedralbes für drei Wochen gemietet hatten. Das zweistöckige Gebäude aus den fünfziger Jahren stand am
     Hang auf einem dicht bewachsenen Gartengrundstück in der Carrer dels Cavallers, in der Nähe des Klosters und des Klostermuseums.
     Der nördliche Teil des Viertels stieg zu den Höhen von Collserola an, daher hatte man vom Haus eine weite Aussicht über die
     Stadt.
    Adler hielt im Raum nebenan Wache, sein Kollege im Erdgeschoss. Schon jetzt am Morgen war es gewittrig schwül, und die Klimaanlage
     funktionierte nicht richtig.
    Novak hatte zuerst selbst mit ein paar Sätzen das Terrain sondieren wollen, aber schnell gemerkt, dass das unmöglich war.
     Die Frau wollte nicht über ihren Schwiegervater reden und machte keine Anstalten, Fragen zu beantworten.
    »Colin, mach du weiter«, sagte Novak deshalb zu Baumgarten.
    Bei diesem Verhör musste man nicht das Genfer Abkommen im Hinterkopf behalten. Sie würden Sally Nishikawa keine zehnstellige
     Personenkennziffer für die offizielle Registrierung in den Vereinigten Staaten und beim Roten Kreuz zuweisen.
    Baumgarten zog das schwarze Sakko über dem Rollkragenpulli aus und schob sich die Ärmel hoch. Der Schweiß lief ihm in Strömen,
     und er erinnerte eher an einen Investmentbanker von der Wall Street als an einen der führenden Vernehmungsspezialisten der
     Vereinigten Staaten.
    »Sally«, sagte Baumgarten sehr ruhig. Als Erstes galt es zu entscheiden, ob die Angst der zu verhörenden Person gesteigert
     oder gedämpft werden sollte. Frau Nishikawa befand sich bereits an der Grenze zur Panik, weshalb er beschloss, es zunächst
     mit einer Steigerung ihrer Angst zu versuchen. »Ich weiß nicht, warum du uns etwas verschweigst, aber ich hoffe inständig,
     dass du deine Haltung änderst. In deinem eigenen Interesse.«
    Die Frau blieb stumm.
    Baumgarten wischte sich mit dem Taschentuch über die Stirn |291| und blieb bei seinem entspannten, ruhigen Tonfall. »Du solltest wissen, dass ich bereits mutmaßliche Terroristen in Guantánamo
     und in geheimen Spezialgefängnissen amerikanischer Sondereinheiten überall auf der Welt vernommen habe. Was die Zeitungen
     darüber schreiben, entspricht nicht im Geringsten der Wahrheit, das kann ich dir verraten. Die Wahrheit ist wesentlich unangenehmer.«
    Sally Nishikawa rührte sich nicht. Aber sie kniff die Augen zu, als Baumgarten die 50 0-Watt -Lampe einschaltete, die direkt auf ihr Gesicht gerichtet war. Auch Novak musste blinzeln.
    »Sally. Ich respektiere deine Entschlossenheit zu schweigen, aber ich muss dich enttäuschen«, sagte Baumgarten noch leiser
     als zuvor. »Wir werden gleich in den Keller dieses Hauses hinuntergehen. Und spätestens dort
wirst
du alles erzählen. Die Alternative wäre, meine Fragen
freiwillig
zu beantworten. Hier und jetzt. Für welche Alternative entscheidest du dich?«
    Die Frau rührte sich nicht, aber Novak sah ihre Angst.
    Baumgarten wartete. Die Stille hielt an. Die Hitze der Lampe, die Angst der Frau und die stickige Luft hatten Sally Nishikawas
     Gesicht alle Farbe genommen. Stumm saß sie auf ihrem Stuhl.
    Novak ärgerte sich. Er hätte hier bleiben wollen, aber er musste zu Sally Nishikawas Arbeitsplatz, um die Gespräche mit ihren
     Kollegen fortzusetzen. Das war nicht ganz einfach, denn glaubwürdige Gründe für seine Fragen waren nicht ohne weiteres zu
     finden.
    Baumgarten sprang von seinem Stuhl auf, schaltete die Lampe aus und nahm einen großen Aktenkoffer aus Aluminium in die Hand.
    »Gehen wir in den Keller«, sagte er.
     
    Die Morgensonne, das Mittelmeer und der warme, leichte Wind erfüllten Timo nach dem Alptraum von Krakau mit neuer Energie.
     Barcelona erschien ihm im Vergleich zu dem verregneten, kühlen Polen wie eine andere Welt. Mit seiner Tasche als Kopfkissen
     hatte er in der Wartehalle des Warschauer Flughafens |292| miserabel geschlafen, aber er hatte keine Lust gehabt, nach seiner späten Ankunft für die paar Stunden in ein Hotel zu gehen.
    Die neue Umgebung wiegte ihn aber keineswegs in Sicherheit. Skeptisch behielt er sie im Auge, während er von der U-Bahn -Station Ciutadella-Vila Olímpica auf das Hafengebiet des Port Olimpic zuging.
    Er machte sich Sorgen, weil es ihm

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