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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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die erste geknackte DN S-Sequenz des Latimeria hatte ich ja schon erwähnt.«
    Timo erhöhte auf dem schnurgeraden Autobahnabschnitt das Tempo.
    »Ist das nicht selbstverständlich, wenn man bedenkt, was Isamas wichtigste wissenschaftliche Arbeit war?«, fuhr Aguilar fort.
    »Haben Sie eine Vorstellung davon, ob das Eingravieren des Latimeria ein Wunsch von Isama selbst oder eine Idee von Sally
     gewesen ist?«
    |316| »Über so persönliche Dinge haben wir nie gesprochen.«
    Der Satz kam gequält und frustriert, und Timo hielt es nicht für klug, weitere Frage zu stellen. Er warnte Maria Aguilar noch
     einmal vor den Amerikanern, bevor er das Gespräch beendete und das Telefon in der Türablage verstaute.
    Der DN S-Code des Quastenflossers bereitete ihm immer mehr Kopfzerbrechen. ACCTGAG   ... Timo wühlte in seinem Gedächtnis nach allem, was er über das Thema wusste. Die DNS waren die Bausteine der Gene. Die Gene
     waren DN S-Ketten , die genetische Informationen von einer Generation zur nächsten weitergaben. Als Träger der Information fungierten Basen,
     deren Namen die Anfangsbuchstaben A, G, T und C trugen.
    Träger der Information
. Auf dem T-Shirt und der Gedenktafel konnte im Prinzip sogar sehr viel Information enthalten sein. Hatte das in diesem Zusammenhang irgendeine
     besondere Bedeutung?
    Timo erinnerte sich daran, wie Soile während einer Autofahrt Aaro die DNS erklärt hatte. Als er aber an Soile dachte, durchlief
     ihn eine Welle der Enttäuschung und der Bitterkeit. Sein Blick auf die Straße trübte sich, und er musste schlucken.
    Mit Mühe zwang er sich, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Soile hatte die DNS mit einem Computer verglichen,
     und da hatte Aaro sofort die Ohren gespitzt: Die Zelle sei ein Computer, und die DNS entspräche den Informationen auf der
     Festplatte. Die vier Basen der DNS konnte man zur Aufbewahrung, Modifizierung und zum Kopieren von Daten benutzen, und zwar
     genau so wie ein Computer Einsen und Nullen benutzte. Die Datenmenge von einer Billion C D-Roms passte in ein Gramm DN S-Moleküle . Das hatte Eindruck auf Aaro gemacht. Auf einmal klang die Biologie interessanter als Technik   ...
    Timos Melancholie ließ nicht nach. Gemeinsame Autofahrten mit Soile und Aaro waren jetzt Geschichte. Oder doch noch nicht?
     Sollte er um Soile kämpfen? Warum einfach aufgeben? Das |317| braun gebrannte, schmale Gesicht von Patrick Saari schob sich vor sein inneres Auge.
    Es war sinnlos zu hoffen, dass Soile es sich anders überlegte. Timo wusste das aus eigener Erfahrung. Er hatte sich im Frühling
     in eine italienische Akademikerin verguckt, die bei der TERA Vorlesungen über den Islam gehalten hatte. Eine Woche lang hatte
     er die lebhaften Gebärden, das Funkeln der braunen Augen und den Duft des außergewöhnlichen Parfums von Fiorina Lucciore aufgesaugt,
     wohl wissend, dass Gegenseitigkeit nicht zu befürchten war. Aber wenn Fiorina nun ein Auge auf seinen finnischen Adoniskörper
     geworfen hätte? Hätte er dann der Verlockung widerstehen können?
    In solchen Situationen war die Vernunft auf Stand-by geschaltet. Insofern würde sich auch Soile nicht so leicht noch mal umdrehen
     lassen.

|318| 42
    Colin Baumgarten hielt den kleinen Anhänger aus Alabaster in der Hand, in den die Umrisse eines Quastenflossers eingraviert
     waren.
    Sally Nishikawa lag auf der Plastikplane am Boden. Baumgarten hatte ihr die Schläfen und den Hinterkopf rasiert, um die Elektroden
     zur Messung der Gehirnströme anzubringen. Dabei hatte er das Rasiermesser ein paarmal zu stark aufgedrückt – doch der Fußboden
     war ja mit der Plane geschützt.
    »Warst du dabei, als das Bild in den Anhänger eingraviert wurde?«
    »Nein«, sagte Nishikawa.
    »Hat dir dein Mann den Schmuck geschenkt?«
    »Nein.«
    Baumgarten warf einen Blick auf den neben ihm stehenden Novak und dann auf den Computerbildschirm, der an das EEG angeschlossen
     war und auf dem man die Funktion des Pontifex verfolgen konnte. Das Verfahren setzte exakte und konkrete Fragen voraus, die
     zu stellen wiederum zahlreiche Informationen über das Objekt der Fragen verlangten. Die waren jetzt nicht vorhanden.
    Baumgarten stand diesem technischen Verfahren zur Aufdeckung von Lügen skeptisch gegenüber. Der traditionelle, 1921 erfundene
     Lügendetektor maß Atemfrequenz, Puls, Blutdruck und Schweiß. Er war unzuverlässig, und ein einigermaßen begabter Schauspieler
     konnte die Resultate bereits manipulieren. Trotzdem

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