Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
es deine Idee, den DN S-Code von Latimeria auf die T-Shirts zu drucken?«
    Die Verneinung war eine Lüge gewesen. Also hatte Sally Nishikawa die Idee gehabt, den Latimeria-Code auf die T-Shirts drucken zu lassen. Aber was erfuhren sie dadurch schon? Das Gleiche galt für die Fragen, die sich auf Yoshima Nishikawa bezogen.
     Das einzig Wesentliche, wofür sie Bestätigung erhalten hatten, war die Theorie von der besonderen Bedeutung der Quastenflosser-DNS.
    Perry kam aus der Küche und wischte sich die Hände an seinen ohnehin schon schmutzigen und zerknitterten Hosen ab. Novak hatte
     inzwischen bemerkt, dass der Mann nichts als Elektronikteile in seinem Koffer hatte.
    »Ihr bräuchtet bei DARPA bessere Hirnforscher, damit der Pontifex irgendwann auch anwendbar ist«, sagte Baumgarten und nahm
     einen Schluck Budweiser.
    »Colin, wir haben äußerst fähige Gehirnforscher. Erwiesenermaßen. Dick mag das nicht, aber wir sind zum Beispiel ziemlich
     weit mit einer Anwendung, bei der ein Computer allein durch die Gedanken eines Menschen gesteuert wird«, sagte Perry und sah
     Novak herausfordernd an. »Die Verbindung zwischen Mensch und Maschine ist viel enger, als ihr glaubt.«
    »Solange ihr es nicht umgekehrt macht und den Computer die Gedanken steuern lasst.«
    »Ich will dir ja keine Angst machen, aber schon 2002 haben |322| wir bei DARPA eine Ratte durch Elektroden am Kopf und mit Hilfe eines Computers ferngesteuert. Es gibt da ein Projekt namens
Robolife
, bei dem der Mensch schon bald ein paar Säugetiere, Vögel und Insekten fernsteuern wird.«
    »Prima«, sagte Baumgarten. »Wir erschaffen die Tiere neu und machen aus ihnen die Krönung der wissenschaftlich-technischen
     Evolution.«
    Perry sah Baumgarten skeptisch an. »Mach dich nur über uns lustig.«
    »Das tue ich doch gar nicht. Eurer Meinung nach sind Tiere doch nichts anderes als lebende Roboter, die von genetischen und
     chemischen Programmen gesteuert werden. Geh in irgendeine Legebatterie oder einen Kuhstall und sieh dich um! Da findest du
     keine Tiere, sondern Produktionseinheiten des Landwirtschaftsbusiness, Biomaschinen, aus denen man mit Hilfe der modernen
     Wissenschaft so viel Gewinn herausholt wie möglich«, sagte Baumgarten und nahm die Pizzakartons in Augenschein. »Ich habe
     Spargel-Aubergine-Avocado bestellt, aber ich sehe nur Thunfisch, Schinken und anderen Müll«, sagte er missmutig. »Jetzt bin
     ich einmal in Barcelona und könnte Seeigel von der Costa Brava essen. Und dann so etwas.«
    Perry machte eine Cola auf, und Novak zerschnitt seine Pizza.
    »Offen gesagt ist eure ganze DARPA für mich eine ziemlich fragwürdige Einrichtung«, fuhr Baumgarten fort. »Da werden Steuergelder
     in die irrsinnigsten Projekte von lauter Kriegsfanatikern gesteckt.«
    »Was für eine Scheinheiligkeit«, stellte Perry fest, nachdem er die Flasche abgesetzt hatte. »Der Großteil
aller
Forschung überall auf der Welt ist noch immer an die Bedürfnisse der Rüstungsindustrie gekoppelt.«
    Baumgarten schien sich mehr auf seine zeitungsgroße Pizza als auf Perrys Worte zu konzentrieren.
    Aber Perry gab nicht auf. »Du solltest zufrieden sein, dass ein Teil der Wissenschaft immer noch so betrieben wird, wie es
     bei diesen Projekten der Fall ist – offen und öffentlich. Jahr für Jahr |323| geht nämlich ein immer größerer Teil der Forschung in den Bereich der privaten Finanzierung über. Und damit stößt man auf
     eine viel wichtigere Frage: Haben wir Wissenschaftler nur das Recht oder auch die Pflicht, die Ergebnisse unserer Forschungen
     zu veröffentlichen? Wenn Firmen zahlen, wollen sie auch über den Gebrauch der Resultate entscheiden.«
    »Was an sich das einzig Richtige ist«, sagte Baumgarten mit vollem Mund.
    »Ich bin Wissenschaftler und gehe davon aus, dass Information die Grundlage von allem ist«, predigte Perry, der seine eigene
     Pizza ganz vergessen hatte. »Über die Erkenntnisse der Wissenschaft muss öffentlich und zuverlässig berichtet werden. Wissenschaftliche
     Experimente müssen von anderen Wissenschaftlern wiederholt werden können, für die Ergebnisse braucht man mehrmalige Bestätigung
     mit verschiedenen Methoden. All das ist bedroht, wenn Großkonzerne mit der Arbeit von Forschern und Patentanwälten ihre Gewinne
     maximieren.«
    Baumgarten tupfte sich gelangweilt mit der Serviette die Lippen ab. »Und die Firmen zwingen die Wissenschaftler mit vorgehaltener
     Waffe entsprechend zu handeln? Nein, Dave, du bist

Weitere Kostenlose Bücher