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Das Hiroshima-Tor

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Autoren: dtv
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Antiprotonen gegenüber
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den Protonen einen anderen Richtungsverlauf. Die entstandenen Antiprotonen können mit Hilfe von elektromagnetischen Feldern
     in einen Niederenergie-Ring gespeist werden
...
     
    Die Maschine hielt am Anfang der Startbahn.
    »Die Herstellung von Antimaterie scheint eine ziemlich komplizierte Angelegenheit zu sein«, sagte Timo zu Heli, deren Finger
     nervös auf den Armlehnen trommelten.
    »Nein. Es gibt dabei eigentlich nur das Problem des grenzenlosen Energieverbrauchs und der Speicherung. Antimaterie, die im
     Teilchenbeschleuniger hergestellt wurde, konnte mit elektromagnetischen Verfahren bislang höchstens ein Jahr gespeichert werden.
     Und dafür braucht man Energie.«
    »Es besteht also keine Möglichkeit, Antimaterie ohne elektrische Spannung aufzubewahren?«
    »Alles ist möglich. Wir befinden uns hier auf vollkommen unerforschtem Gebiet. Es ist zum Beispiel möglich, dass ein Antiproton
     in der Art eines Elektrons eine Blase bildet, wenn es in flüssiges Helium gerät. Würde dieser Fall eintreten, würde sich das
     Antiproton in der Blase unbegrenzte Zeit halten. Mit Sicherheit wird man Wege finden, mit Antimaterie umzugehen, aber wann
     das sein wird, steht auf einem anderen Blatt. Die Erforschung programmierbarer Materie eröffnet auch in diese Richtung vollkommen
     neue Möglichkeiten.«
    Die Maschine begann mit der Startbeschleunigung.
    Im Schutz des zunehmenden Lärms sagte Timo zu Heli: »Aber irgendwo können andere vielleicht schon wesentlich weiter sein.«
    Heli nickte. »Wenn die Menschheit, die als technische Zivilisation gerade erst hundert Jahre alt ist, jetzt schon zu Reisen
     ins Weltall aufbrechen kann, wozu sind dann erst Zivilisationen fähig, die tausend oder hunderttausend Jahre alt sind?«
    Beide schwiegen, während die Maschine steil aufstieg. Als es etwas ruhiger weiterging, sagte Heli leise: »Als der Mensch das
     Meer sah, war klar, dass er es früher oder später überqueren |396| würde. Das Gleiche gilt für das Weltall. Sowohl aus unserem Blickwinkel als auch aus dem von anderen Bewohnern des Universums.
     Und eine technisch weiterentwickelte Zivilisation verfügt auf jeden Fall über effektivere Mittel, Antimaterie herzustellen
     und zu speichern. Als Energiequelle für Raumschiffe oder Lotgeräte ist sie unschlagbar.«
    »Warum wird sie dann nicht intensiver erforscht?«
    »Natürlich wird sie erforscht. Vor allem in den Labors der U S-Luftwaffe und im DARPA hat man in den achtziger Jahren Antimaterie als Energiequelle für Fluggeräte untersucht. Ebenso in der UdSSR.   Dann ließ die Begeisterung nach. Sie lebte erst wieder auf, als sich abzeichnete, welche neuen Möglichkeiten die programmierbare
     Materie bietet.«
    »Es muss etwas Wichtiges daran sein. Die Chinesen setzen nicht zum Spaß Operationen in der westlichen Welt in Gang.«
    »China ist heutzutage an vorderster Front der Wissenschaft aktiv«, sagte Heli. »Vor allem was die Weltraumforschung betrifft.
     Sowohl aus Propagandagründen als auch aus echten großmachtstrategischen Gründen. Gerade für die Chinesen wäre es Gold wert,
     einen Fund in die Hände zu bekommen, der ein wissenschaftliches Unikat darstellt.«
    In den Wolken flog die Maschine wieder in waagerechter Position, und Timo las weiter in den Unterlagen. Er suchte Nishikawas
     autobiografischen Artikel heraus, den er im Wagen des Antiquitätenhändlers auf dem Weg zum Flughafen Genf nicht zu Ende gelesen
     hatte.
     
    Unablässig beobachtete ich, wie die Wissenschaftler die Kraft der Explosion durch Messungen bestimmten: wie weit waren die
     Grabsteine aus Marmor unter dem Einfluss der Druckwelle von der Stelle gerückt, wie groß war die Energie, die es gebraucht
     hatte, um die 22   Waggons auf dem Bahnhof von Hiroshima umzuwerfen oder eine Straßenbrücke aus Beton aus den Angeln zu heben.
    Der von der Explosion erzeugte Druck variierte zwischen vier
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und sechs Tonnen pro Kilometer. Alles, was ich las und hörte, trug ich in mein kariertes Heft ein. Der Schmelzpunkt der Ziegelsteine,
     die in Hiroshima benutzt wurden, betrug 1 300   Grad, und sie hatten sich in einem Radius von bis zu 550   Metern um das Zentrum der Explosion aufgelöst. Den Wissenschaftlern zufolge war die Temperatur im Zentrum der Explosion auf
     6 000   Grad gestiegen.
    Die Helligkeit der Explosion hatte Schatten auf die Stellen geworfen, wo zufällig ein armer Mensch dem Aufleuchten im Weg
     gestanden hatte. Ein Maler auf seinem

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