Das Hiroshima-Tor
ihm auf der Plane.
»Nein.«
Die Antwort kam schnell. Zu schnell und zu kategorisch.
Baumgarten ging näher heran. »War dein Mann in Volterra?«
»Weiß ich nicht.«
»Denk nach!«, sagte Baumgarten leise. »Warst du mit deinem Mann dort?«
»Kann ich etwas Wasser haben?«
»Erst wenn wir uns in Ruhe unterhalten haben. Warst du mit deinem Mann in Volterra?«
Sie schloss die Augen. Novak stieß Baumgarten in die Seite.
Baumgarten legte der Frau einen Finger aufs Augenlid und öffnete es nicht besonders behutsam. »Warst du mit deinem Mann in
Volterra?«
|403| Sally Nishikawa schüttelte den Kopf. »Ich habe nach Isamas Tod einen Brief von dort bekommen«, sagte sie mit trockenen, farblosen
Lippen. »In dem Brief war der Alabasteranhänger, den ihr mir abgenommen habt.«
»Was war noch drin?«
»Nichts«, flüsterte sie. »Nur der Schmuck.«
Novak setzte sich in Bewegung und ging mit energischen Schritten die Treppe hinauf.
Das helle Landelicht strich, begleitet vom Dröhnen der Motoren, durch die Dunkelheit. Der
Alitalia-
Flug von Frankfurt landete um 19.40 Uhr auf dem Flughafen Firenze Perètola. Der Abend war warm und windig.
»Wäre es nicht am besten, hier zu übernachten und morgen früh weiterzufahren?«, fragte Mattila.
»Nein«, gab Timo zurück und schaltete sein Handy ein. Sie hatten das Flugzeug gerade verlassen und waren auf dem Weg ins Terminal.
Timo hatte aus Heli Larva nichts über Nishikawa herausbekommen. Er ließ sich etwas hinter die anderen zurückfallen und rief
Rautio an. Von Soile gab es immer noch nichts. Die Unwissenheit ließ Timos Anspannung weiter wachsen.
»Warum habt ihr Heli Larva festgenommen?«, fragte er den Chef der Sicherheitspolizei.
»Dazu kann ich Außenstehenden gegenüber keinen Kommentar abgeben«, antwortete Rautio schroff.
»Vergeude nicht meine Zeit, antworte!«, erwiderte Timo ebenso unfreundlich.
Nach kurzem Schweigen sagte Rautio: »Die CIA hat uns um Amtshilfe gebeten.«
Timos Gedanken tobten, während er zwischen den anderen Passagieren das kleine Terminal betrat. Sein Blick war auf die dunklen,
wirren Haare der vor ihm gehenden Heli gerichtet. »Worum ging es dabei?«
»Um ihre alten oder neuen Kontakte zu einem Briten namens |404| Lucas Cahill, der im Verdacht steht, wissenschaftliches Material an einen Mann vom russischen Geheimdienst weitergegeben zu
haben.«
An Stepan, hätte Timo am liebsten gesagt, biss sich aber auf die Lippen. »Woher hatte die CIA ausgerechnet jetzt diese Informationen
über Heli Larva bekommen?«
»In Cahills Computer wurde eine Mail gefunden, die die Larva ihm vor ein paar Wochen geschickt hat.«
»Zu welchem Thema?«
»Weiß ich nicht. Haben sie nicht gesagt.«
»Was noch?«
»Nichts. Außer dass wir bei der Larva zu Hause 155000 Euro in bar gefunden haben.«
»Was hat sie bei der Vernehmung ausgesagt?«
»Nichts.«
Verblüfft beendete Timo das Gespräch. Er beeilte sich, die anderen einzuholen, und überdachte dabei fieberhaft die Lage.
»Wir treffen uns am Schalter von
Hertz
«, sagte er zu Mattila und Kariluoto und blieb mit Heli ein wenig zurück.
»Warum hast du vor ein paar Wochen Kontakt zu Lucas Cahill aufgenommen?«, fragte er sie, ohne seine Erregung verbergen zu
können.
Sie sah ihn an und ging beharrlich schweigend weiter. Sie kamen an erleuchteten Tafeln vorbei, die für Alkohol, Telefone,
Zigaretten warben. Heli blieb vor der Reklame einer Kosmetikfirma stehen.
»Unsere 2 700 Wissenschaftler arbeiten für Ihre Schönheit«
, las sie Timo laut vor. »Denk mal darüber nach. Über das Wertegebäude dieser Wissenschaftler. Was ...«
»Keine Moralpredigten! Warum hast du vor ein paar Wochen Kontakt zu Lucas Cahill aufgenommen?«
Sie ging weiter zur Rolltreppe. Timo stellte sich neben sie. »Jeder Moment des Schweigens vergrößert den Vorsprung der Amerikaner.
Willst du das? Wem vertraust du mehr, mir oder den Amerikanern? Wer soll weiterkommen, sie oder wir?« |405| Schweigend fuhren sie nach unten. Hinter ihnen unterhielt sich lebhaft eine Gruppe Italiener.
»Vor ein paar Wochen kam ein Russe namens Arkadi auf mich zu und bot mir altes KG B-Material zum Kauf an«, sagte Heli. »Er hatte mehrere Archivdisketten im Nachlass seines verstorbenen Bruders gefunden. Der Bruder
war Stepan, Lucas’ Kontaktmann vor fünfzehn Jahren in Genf. Als er in Rente gegangen war, hatte Stepan einige Disketten aus
dem Archiv mit nach Hause genommen, um sich das Auskommen
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