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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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frage mich, was das für ein Scheißspiel ist, das du hier spielst!«
    Der Ermittler hatte sich inzwischen ans Steuer gesetzt und fuhr rückwärts aus der Parklücke.
    »Die SiPo guckt sich die Sache an und entscheidet, ob Anlass für mehr besteht. Du bist nicht bei der SiPo«, sagte Rautio langsam,
     als spräche er zu einem Schwachsinnigen. »Du bist ein Mitarbeiter der TERA.   Und die TERA ermittelt nicht in dieser Angelegenheit, sondern hat das Material, das mit Finnland zu tun hat, der SiPo überlassen.«
    Von draußen fiel ein Lichtschein auf Rautios ausdrucksloses Gesicht.
    »Du ermittelst also weder mit dem Mandat von SiPo noch einem von TERA.   Und am allerwenigsten ermittelst du mit den Russen zusammen. Wenn wir die Hilfe von TERA oder von dir brauchen, dann melden
     wir uns. Hast du mich verstanden?«
    Timo überdachte seine Lage. Es gab keine Ermittlungen, genau wie Välimäki gesagt hatte. Und wenn es sie jetzt nicht gab, würde
     es sie auch später nicht geben.
    Woher aber hatte Rautio von seiner Absicht erfahren? Lahdensuo steckte auf keinen Fall dahinter, das wäre aus Rautios Worten
     schon hervorgegangen. Hatte Valeri etwas durchsickern lassen, oder war sein Vorhaben schlicht bei einer Routinekontrolle der
     Platzreservierungen im Ostverkehr erkannt worden?
    Der Wagen passierte das graue Gebäude des Nationaltheaters und bog in die Kaisaniemenkatu ab.
    »Ihr wollt also in der Angelegenheit nicht weitermachen«, sagte Timo. »Ihr seid   ...«
    »Quatsch. Wir werden das bis auf den Bodenschlamm umgraben. Aber darüber wird nicht getuschelt, und es wird auch nicht mit
     dem Russen gemauschelt.« Jetzt dominierte offene Verachtung in Rautios Stimme. »Der erste und unausweichliche Schritt |98| ist, Gewissheit über Herkunft und Glaubwürdigkeit der Diskette zu bekommen. Wenn wir die nicht haben, wird es schwer für uns
     sein, etwas zu unternehmen. Wir agieren auf der Grundlage von Beweisen und Gesetzen, nicht unter den Voraussetzungen, die
     uns von privaten Rachemotiven diktiert werden«, sagte Rautio leise.
    Die Anspielung auf Timos persönliche Motive war ein mieser Zug, auch wenn sie der Wahrheit entsprach.
    »Die Amerikaner schauen sich das Material ebenfalls an«, sagte Timo, ohne weiter auf Rautios Spitze einzugehen. Er war sicher,
     dass er provoziert werden sollte, darum beschloss er umso strikter, das Erbe von Paavo Nortamo nicht an die Oberfläche treten
     zu lassen. Er wollte kein Pulverfass sein, das beim geringsten Wort oder bei einer falschen Geste explodierte. »Sehr bald
     werden wir von den Amerikanern irgendetwas hören. Sag dem Fahrer, er soll anhalten und mich aussteigen lassen.«
    »Gut. Du hörst mit dem Solo auf und stehst der Olkiluoto-Gruppe zur Verfügung.«
    »Sag ihm, er soll anhalten«, wiederholte Timo und legte die Hand auf den Türgriff.
    »Du gehst um elf in die Besprechung des Olkiluoto-Krisenstabs«, sagte Rautio.
    Der Toyota hielt an der Kreuzung Vuorikatu vor der roten Ampel an. Timos stieg wortlos aus und knallte die Tür zu.
    In der Stadt war es noch immer ruhig. Kochend vor Wut ging Timo zum Bahnhof zurück, nahm sich dort ein Taxi und fuhr zum Hauptquartier
     der KRP nach Vantaa.
    Die Besprechung begann mit einem Überblick des Projektleiters der für die Endlagerung des Atommülls zuständigen
Posiva AG
. Timos Gedanken kreisten hartnäckig um Rautio, aber er zwang sich, die Aufmerksamkeit auf das aktuelle Thema zu lenken. Der
     Projektleiter spulte seine Power-Point-Präsentation zum wer weiß wievielten Mal in seiner Laufbahn ab, aber bestimmt war er
     dabei noch nie so nervös gewesen wie jetzt.
    »Es ist klar, dass bei der Entsorgung keine bautechnischen |99| Risiken hingenommen werden können, denn die Auswirkungen reichen weit in die Zukunft hinein«, referierte der schwitzende Mann.
     »Ein großer Teil der Stoffe, die durchdringende Gammastrahlung aussenden, verschwindet innerhalb von tausend Jahren, aber
     ein Teil des Brennmaterials ist extrem langlebig. Wir sprechen hier von Millionen von Jahren.«
    Auf der Leinwand vor dem Beamer war eine Grafikanimation zur Veranschaulichung zu sehen. »Das radioaktive Brennmaterial wird
     in der Verkapselungsanlage in 1500   Kupferkapseln verpackt, welche dann in 500   Meter Tiefe versenkt werden, in Löcher, die dafür in das Grundgestein gebohrt worden sind. Die Felsschicht wird den Menschen
     in der Zukunft daran hindern, aus Versehen in die Endlagerräume einzudringen   ...«
    Auf der Leinwand sah man

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