Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
schuld an diesem Feuer. Fünfzehn Jahre lang diente mir die Erinnerung daran als Trost, wenn irgendwas in meinem Leben schiefgegangen war: Wenigstens hatte ich damals die Situation gerettet. Aber jetzt weiß ich, dass das gar nicht stimmt. Ich habe den Schlamassel erst verursacht .
»Hi.« Ben kommt herein, voll bekleidet, sieht gepflegt aus, als wäre er noch schnell unter die Dusche gesprungen.
»Hi«, sage ich trübsinnig. Es hat keinen Sinn, ihm anzuvertrauen, was ich denke. Er würde es nicht verstehen. »Nur damit du Bescheid weißt, wir werden heute Abend bei der Preisverleihung erwartet, um unsere Trophäe in Empfang zu nehmen. Wir sind das Glückliche Paar der Woche.«
»Ich fahre rüber zu Zhernakoffs Jacht«, sagt Ben, ohne auf mich einzugehen. »Die schicken mir ein Boot her«, fügt er stolz hinzu.
»Ich komme mit«, sage ich plötzlich beherzt. »Warte auf mich!« Ich werde mir doch nicht die Superjacht eines Oligarchen entgehen lassen. Ich fahre mit Ben, suche die Bar und ertränke meine Sorgen, eine nach der anderen, mit einer steten Folge von Mojitos.
»Du willst immer noch mit?«
»Ich bin deine Frau«, erkläre ich. »Und ich wollte mir diese Jacht ansehen.«
»Okay«, sagt er wenig begeistert. »Ich denke, ich kann dich mitnehmen. Aber zieh dir um Gottes willen was über.«
»Ich hatte nicht vor, im BH da hinzufahren«, erwidere ich genervt.
Wir streiten wie ein altes Ehepaar, und dabei hatten wir noch nicht mal Sex miteinander. Ganz toll.
27
Fliss
Eine offene Ehe?
Ich bin so perplex, dass ich auf meinen Koffer sinke, mitten auf dem heißen, staubigen Gehweg, ohne auf die anderen Passagiere zu achten, die einen Bogen um mich machen müssen.
»Fertig?«, fragt Lorcan, als er mit Richard und Noah wiederkommt. Er kneift die Augen gegen die grelle, griechische Sonne zusammen. »Ich habe einen Fahrpreis ausgehandelt. Wir können los.«
Ich bin viel zu verdattert, um zu antworten.
»Fliss?« Er versucht es noch mal.
»Sie führen eine offene Ehe«, sage ich. »Kannst du das glauben?«
Lorcan zieht die Augenbrauen hoch und stößt einen leisen Pfiff aus. »Das sieht Ben ähnlich.«
»Eine offene Ehe ?« Richard glotzt mich an. »Lottie?«
»Genau.«
»Das glaube ich nicht.«
»Es stimmt aber. Sie hat es mir eben selbst gesagt.«
Einen Moment lang schweigt Richard schwer atmend. »Das ist die Bestätigung … Ich kenne sie überhaupt nicht«, sagt er schließlich. »Ich bin ein Idiot. Es wird Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen.« Er reicht Noah die Hand. »Leb wohl, kleiner Mann. Es war mir ein Vergnügen, mit dir zu reisen.«
»Geh nicht, Onkel Richard!« Ungestüm schlingt Noah seine Arme um Richards Beine, und einen Augenblick lang wünschte ich, das könnte ich auch. Er wird mir fehlen.
»Alles Gute.« Ich drücke ihn an mich. »Falls ich mal nach San Francisco komme, suche ich deinen Namen im Telefonbuch.«
»Kein Wort zu Lottie, was ich hier getrieben habe«, sagt er scharf. »Sie darf nichts davon erfahren.«
»Nicht mal ›Ich liebe dich, Lottie, mehr als einen Złoty‹?«, sage ich, ohne dabei eine Miene zu verziehen.
»Hör auf damit.« Er tritt gegen meinen Koffer.
»Keine Sorge.« Ich drücke seinen Arm. »Kein Wort.«
»Viel Glück.« Lorcan reicht Richard die Hand. »Nett, dich kennengelernt zu haben.«
Richard geht zum Taxistand, und ich schlucke mein Seufzen herunter. Wüsste Lottie doch nur davon. Aber ich kann nichts machen. Absolute Priorität hat für mich momentan, die größte Entschuldigung der Welt loszuwerden. Ich halte schon meine Knieschoner bereit, um zu Kreuze zu kriechen.
»Okay, gehen wir«, sagt Lorcan. Er wirft einen Blick auf sein Handy. »Ben antwortet nicht auf meine Nachrichten. Weißt du, wo die beiden sind?«
»Keine Ahnung. Ich habe sie gestört, als sie gerade vögeln wollten.« Bei dem Gedanken daran, wie ich mich benommen habe, verziehe ich unwillkürlich das Gesicht. Allmählich verfliegt der Nebelschleier meines Wahns. Ich sehe ein, wie schlecht ich mich benommen habe. Und wenn sie Sex haben? Und wenn sie ein Flitterwochenbaby zeugen? Es ist doch ihr Leben.
»Meinst du, sie wird mir jemals verzeihen?«, frage ich, als wir ins Taxi steigen. Ich hoffe, dass Lorcan eine beruhigende Antwort gibt, etwa: »Natürlich wird sie das. Eure Bande sind zu stark, als dass eine solche Bagatelle sie zerreißen könnte.« Stattdessen rümpft er die Nase und zuckt mit den Schultern.
»Ist sie nachtragend?«
»Ja.«
»Na dann …« Wieder
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