Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
für die Firma. Spannende Pläne. Wochenlang haben wir daran gefeilt. Und jetzt trifft er sich mit Zhernakoff?« Plötzlich nimmt er mich ins Visier. »Bist du sicher?«
»Hier.« Ich scrolle durch meine Nachrichten, bis ich die SMS finde und sie Lorcan zeige, dessen Miene gefriert, als er die Nachricht liest.
»Er trifft sich allein mit Zhernakoff. Ohne Berater. Die werden ihn voll über den Tisch ziehen. Was für ein Idiot .«
Irgendwas an seiner Reaktion ärgert mich. Dauernd sagt er mir, ich soll mich wegen Lottie nicht aufregen, und jetzt flippt er aus wegen einer Firma, die ihm nicht mal gehört?
»Na ja«, sage ich bewusst unbekümmert. »Seine Firma. Sein Geld. Seine Sache.«
»Du verstehst nicht«, sagt Lorcan wütend. »Das ist die absolute Katastrophe.«
»Findest du nicht, du reagierst ein bisschen heftig?«
»Nein, finde ich nicht! Diese Angelegenheit ist wichtig!«
»Und wer hat jetzt den Blick fürs große Ganze verloren?«, gebe ich zurück.
»Das ist was völlig anderes …«
»Ist es nicht! Wenn du mich fragst, hast du dich viel zu sehr in diese Firma eingebracht, und das nimmt dir Ben übel. Die ganze Atmosphäre ist vergiftet, und das kann kein gutes Ende nehmen!«
Okay. Jetzt ist es raus.
»Das stimmt nicht!« Lorcan kann nicht fassen, was er da hört. »Ben braucht mich an Bord. Ja, wir hatten unsere Differenzen …«
»Du hast ja keine Ahnung!« Frustriert halte ich ihm mein Handy unter die Nase. »Lorcan, du hast keine Ahnung! Ich weiß mehr über dein Verhältnis zu Ben als du! Lottie hat es mir erzählt!«
»Was hat Lottie dir erzählt?« Lorcan spricht immer leiser und mustert mich dabei. Ich starre zurück, weiß nicht, was ich sagen soll. Aber ich muss was sagen. Er muss die Wahrheit erfahren.
»Ben kann dich nicht leiden«, sage ich schließlich. »Er hält dich für einen Kontrollfreak. Er denkt, du hast dich ins gemachte Nest gesetzt. Er denkt, du willst ihm seine Firma wegnehmen. Einmal hast du ihm sogar vor allen Leuten das Handy weggenommen, stimmt’s?«
»Bitte?« Lorcan starrt mich an.
»Angeblich.«
Einen Moment runzelt Lorcan nachdenklich die Stirn, dann scheint er sich zu erinnern. »Ach, das ! Es war kurz nachdem sein Vater gestorben war. Ben kam rauf nach Staffordshire, und einer der älteren Mitarbeiter hielt eine Rede. Mittendrin hat Ben einen Anruf entgegengenommen.« Lorcan verzieht das Gesicht. »Es war unfassbar taktlos. Ich musste ihm das Handy wegnehmen und die Leute beruhigen. Meine Güte. Er sollte mir dankbar sein.«
»Er ist aber immer noch sauer deswegen.«
Wir schweigen. Bebend blickt Lorcan ins Leere.
»Ins gemachte Nest?«, bricht es schließlich aus ihm hervor, und er fixiert mich vorwurfsvoll. »Ins gemachte Nest? Weißt du, was ich alles für ihn getan habe? Für seinen Vater? Für diese Firma? Ich habe meine Karriere auf Eis gelegt. Ich habe Angebote von großen Londoner Kanzleien abgelehnt.«
»Kann ich mir vorstellen …«
»Ich habe Papermaker angeschoben, ich habe die Finanzen restrukturiert, ich habe alles gegeben …«
Ich höre mir das nicht länger an.
»Warum?«, unterbreche ich ihn barsch. »Warum hast du das getan?«
»Wie?« Er glotzt mich an, als würde er die Frage nicht verstehen.
»Warum hast du es getan?«, wiederhole ich. » Warum bist du überhaupt rauf nach Staffordshire gefahren? Warum hast du dich mit Bens Vater angefreundet? Warum hast du Jobs in London abgelehnt? Warum engagierst du dich dermaßen für eine Firma, die dir gar nicht gehört?«
Lorcan wirkt, als wüsste er nicht weiter. »Ich … ich musste helfen«, beginnt er. »Ich musste das Ruder in die Hand nehmen …«
»Musstest du nicht.«
»Musste ich sehr wohl! Der Laden war eine einzige Katastrophe …«
»Musstest du nicht !« Ich hole tief Luft, lege mir die Worte zurecht. »Du musstest das alles nicht tun. Du wolltest es. Du warst nach deiner Trennung schlecht drauf. Du warst traurig. Du warst wütend.« Es fällt mir schwer, das zu sagen, doch ich tue es trotzdem: »Du wolltest genau dasselbe tun wie Lottie. Und wie ich. Dein gebrochenes Herz kitten. Deshalb wolltest du versuchen, Bens Firma für ihn zu retten. Aber es war nicht die richtige Taktik.« Ich blicke ihm tief in die Augen und füge sanft hinzu: »Das war deine unglückliche Entscheidung.«
Lorcan atmet schwer. Er ballt die Fäuste, als machte er sich für etwas bereit. Ich sehe die Qual in seinem Gesicht, und es tut mir leid, dass ich sie hervorgerufen habe.
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