Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
schon mal was von Privatsphäre gehört?«
Georgios hat es die Sprache verschlagen. Er tritt einen Schritt vor und hält uns das Silbertablett hin.
»Na gut!« Ben hat endgültig genug. »Bleiben Sie stehen! Gucken Sie zu!«
»Was?« Ich starre ihn an.
»Er lässt uns doch sowieso nicht in Ruhe. Dann soll er eben zusehen. Wir vollziehen unsere Ehe«, sagt er über die Schulter hinweg zu Georgios. »Viel Spaß dabei.«
Er will meinen BH aufhaken, aber ich halte meine Hände vor die Brust. »Ben!«
»Achte nicht auf den Butler«, sagt Ben wütend. »Tu einfach so, als wäre er eine Säule.«
Ist das sein Ernst? Er meint, der Butler soll uns beim Sex zusehen? Ist das nicht strafbar?
Ben schmiegt sich an mein Dekolleté, und ich werfe einen Blick auf Georgios. Er hält sich mit einer Hand die Augen zu, mit der anderen hält er das Tablett.
»Champagner?«, sagt er und klingt etwas verstört. »Möchten Sie lieber Champagner?«
»Warum gehen Sie nicht einfach weg?«, fauche ich böse. »Lassen Sie uns allein!«
»Ich kann nicht!« Er klingt verzweifelt. »Bitte, Madam. Nehmen Sie wenigstens eine kleine Erfrischung.«
»Wieso ist Ihnen das so wichtig?« Ich schiebe Bens Kopf von meiner Brust und starre Georgios an. »Sie versuchen, uns daran zu hindern … schon die ganzen Flitterwochen.«
»Madam!« Noch eine Stimme wird laut, und fassungslos fahre ich herum. »Bitte! Dringende Nachricht!«
Ich glaub es nicht. Es ist Hermes. Auch er steht einen Meter entfernt und reicht mir ein Stück Papier. Ich nehme es und lese die Worte Dringende Nachricht .
»Was für eine dringende Nachricht?«, fahre ich ihn an. »Ich glaube Ihnen nicht.«
»Komm her, Lottie«, knurrt Ben, der offenbar nicht mehr ganz bei sich ist. »Ignorier die beiden! Wir tun es. Wir machen einfach los.« Er reißt mir den BH vom Leib, und ich schreie.
»Ben! Lass das!«
»Madam!«, ruft Georgios ungestüm. »Ich rette Sie!« Er stellt das Tablett ab und nimmt Ben in den Schwitzkasten, während Hermes uns einen Krug Eiswasser über die Köpfe kippt.
»Wir sind doch keine Hunde !«, bellt Ben. »Lassen Sie mich los!«
»Ich wollte doch nicht, dass er ganz aufhört!«, kreische ich. »Er sollte nur aufhören, mich vor aller Augen auszuziehen!«
Ben und ich keuchen beide, wenn auch diesmal nicht aus den richtigen Gründen. Außerdem sind wir beide klatschnass, und auch das nicht aus den richtigen Gründen. Georgios lässt Ben los, der seinen Nacken reibt.
»Warum sabotieren Sie eigentlich dauernd unsere Hochzeitsnacht?« Finster nehme ich Georgios ins Visier. »Was geht hier vor?«
»Du hast recht.« Plötzlich ist Ben hellwach. »Die vielen Pannen können kein Zufall sein. Steckt jemand dahinter ?«
Ich stöhne auf. »Hat Ihnen jemand den Auftrag dazu gegeben?« Sofort fällt mir Melissa ein. Vielleicht will sie unsere Suite haben. Sie gehört zu diesen Menschen, die es mit allen möglichen schmutzigen Tricks versuchen würden. »Haben Sie die ganze Zeit absichtlich versucht, uns die Flitterwochen kaputt zu machen?«, frage ich.
»Madam. Sir.« Verunsichert wirft Georgios einen Blick auf Hermes. Die beiden sehen aus wie Schuljungen, die etwas ausgefressen haben.
»Antworten Sie!«, sagt Ben.
»Antworten Sie!«, wiederhole ich stinksauer.
»Mr Parr.« Nicos vertraute Stimme unterbricht unser Gespräch. Er ist so unauffällig hereingeschlichen, dass ich ihn gar nicht bemerkt habe, aber da steht er nun und lässt sich nicht anmerken, dass ich barbusig vor ihm sitze. Er reicht Ben einen Umschlag. »Eine Nachricht von Mr Zhernakoff.«
»Zhernakoff?« Ben dreht sich um. »Was will er?« Er reißt den Umschlag auf, und wir alle warten atemlos, als fände sich darin die Antwort auf die Frage aller Fragen.
»Okay, ich muss los.« Ben sieht sich um. »Wo sind meine Hemden?« Er wendet sich an Hermes. »Wo haben Sie sie hingelegt?«
»Ich suche Ihnen ein Hemd, Sir. Welche Farbe?« Hermes scheint erleichtert zu sein, dass er etwas zu tun bekommt.
»Du willst gehen ?« Ich starre Ben an. »Du kannst doch jetzt nicht gehen!«
»Zhernakoff will mich so schnell wie möglich auf seiner Jacht sehen.«
»Aber wir sind doch gerade mitten dabei!«, heule ich frustriert. »Du kannst doch jetzt nicht abhauen!«
Ben ignoriert mich und verschwindet mit Hermes im begehbaren Schrank. Ich starre ihm hinterher, bebend vor Zorn. Wie kann er jetzt weggehen? Wir hatten gerade Sex . Zumindest waren wir auf bestem Wege. Er ist auch nicht besser als diese Butler,
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