Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
klingelt. Diesen einen Anruf nehme ich entgegen. Vielleicht gibt es ja aufmunternde Neuigkeiten.
»Hallo?«
»Felicity? Barnaby hier.«
»Oh, Barnaby.« Ich setze mich auf, bin hellwach. »Danke, dass du zurückrufst. Du glaubst nicht, was Daniel wieder gemacht hat. Er hatte zugesagt, Noah heute Abend zu nehmen, und dann hat er mich einfach hängen lassen. Und jetzt will er auch noch die Trennungsvereinbarung überarbeiten! Vielleicht landen wir schon wieder vor Gericht!«
»Entspann dich, Fliss.« Barnabys gemächlicher Manchester-Singsang plätschert an mein Ohr. Ich wünschte, Barnaby würde etwas schneller sprechen. Besonders, da ich ihn pro Stunde bezahle. »Wir klären das. Keine Sorge.«
»Er macht mich fertig !«
»Das merke ich. Aber du darfst dich nicht so stressen lassen. Versuch, es zu vergessen.«
Soll das ein Witz sein?
»Ich habe den Vorfall schriftlich festgehalten. Ich kann dir die Datei mailen.« Ich greife zum Memory-Stick an meiner Halskette. »Soll ich?«
»Fliss, ich habe es dir doch schon gesagt: Du musst keinen Bericht über jeden einzelnen Vorfall schreiben.«
»Das will ich aber! Ich meine, wenn das kein ›ehewidriges Verhalten‹ ist … Wenn wir das alles vorbringen könnten, wenn der Richter wüsste , wie er ist …«
»Der Richter weiß, wie er ist.«
»Aber …«
»Fliss, du hast schon wieder die Scheidungsfantasie«, sagt Barnaby gelassen. »Was habe ich dir über die Scheidungsfantasie gesagt?«
Schweigen. Ich hasse es, dass Barnaby meine Gedanken lesen kann. Wir haben uns auf dem College kennengelernt, und obwohl selbst seine Freundschaftspreise gesalzen sind, habe ich nie einen Gedanken daran verschwendet, mir einen anderen Anwalt zu suchen. Jetzt wartet er auf meine Antwort, wie ein Lehrer im Unterricht.
»Die Scheidungsfantasie wird sich nie erfüllen«, brumme ich schließlich, mit starrem Blick auf meine Fingernägel.
»Die Scheidungsfantasie wird sich nie erfüllen« , wiederholt er gewichtig. »Der Richter wird in der Verhandlung sicher keinen zweihundert Seiten langen Bericht über Daniels Versäumnisse verlesen, während das Publikum deinen Exmann ausbuht. Er wird seine Urteilsbegründung wohl kaum mit den Worten beginnen: ›Miss Graveney, Sie sind eine Heilige, weil Sie sich mit einem solch niederträchtigen Schweinehund abgeben müssen, und deshalb soll alles so sein, wie Sie es wünschen.«
Unwillkürlich laufe ich rot an. Das ist mehr oder weniger genau meine Scheidungsfantasie. Nur dass das Publikum in meiner Version auch noch Flaschen nach Daniel wirft.
»Daniel wird niemals zugeben, dass er sich falsch verhalten hat«, fährt Barnaby gnadenlos fort. »Er wird niemals weinend vor dem Richter stehen und sagen: ›Fliss, bitte verzeih mir.‹ Die Zeitungen werden über deine Scheidung niemals die Schlagzeile texten: Schweinepriester gesteht vor Gericht sein Schweinepriestertum. «
Ich kann nicht anders, als vor Lachen herauszuprusten. »Das weiß ich doch.«
»Wirklich, Fliss?« Barnaby klingt skeptisch. »Bist du da ganz sicher? Oder wartest du immer noch darauf, dass er eines Morgens aufwacht und begreift, was er alles Schlimmes getan hat? Denn du musst dir darüber im Klaren sein, dass Daniel nie irgendwas begreifen wird. Er wird nie im Leben zugeben, dass er ein schlechter Mensch ist. Ich könnte mich endlos mit diesem Fall beschäftigen, aber es würde trotzdem nicht passieren.«
»Aber das ist so ungerecht.« Noch immer spüre ich diesen Zorn in mir. »Er ist ein schlechter Mensch.«
»Ich weiß. Er ist ein Arsch. Also vergiss ihn. Schmeiß ihn aus deinem Leben. Weg damit.«
»So einfach ist das nicht«, sage ich nach einem Moment. »Er ist der Vater meines Kindes.«
»Ich weiß«, sagt Barnaby sanfter. »Ich habe auch nicht gesagt, dass es einfach ist.«
Eine Weile schweigen wir. Ich starre meine Bürouhr an, beobachte die billigen Plastikzeiger. Schließlich sinke ich in mich zusammen, lege meinen Kopf in die Armbeuge.
»Mein Gott, Scheidung.«
»Scheidung, ja«, sagt Barnaby. »Die größte Erfindung des Menschen.«
»Ich wünschte nur, ich könnte … ich weiß nicht.« Ich seufze schwer. »Einen Zauberstab schwenken und unsere Ehe ungeschehen machen. Bis auf Noah. Noah würde ich behalten, und der ganze Rest wäre nur ein böser Traum.«
»Du willst eine Annullierung«, sagt Barnaby munter.
»Eine Annullierung?« Misstrauisch starre ich mein Telefon an. »Gibt es denn so was?«
»Gibt es. Es bedeutet, dass der Vertrag null
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