Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
Gegensatz zu mir!«
»Wer sagt, dass du der Richtige bist?«
»Weil … weil … meine Güte ! Was soll ich sagen?« Er fährt mit den Fingern durch seine Haare, sieht verzweifelt aus. »Okay! Du hast gewonnen. Wir machen es auf die altmodische Weise. Lottie, willst du meine Frau werden?«
»Lass das.« Ich mache ein finsteres Gesicht. »Verarsch mich nicht.«
»Es ist mein Ernst. Willst du meine Frau werden?«
»Witzig.« Ich nehme einen Schluck Wein.
»Im Ernst. Willst du meine Frau werden?«
»Hör auf damit.«
»Willst du meine Frau werden?« Inzwischen spricht er lauter. Ein Pärchen am Nachbartisch sieht zu uns herüber.
»Schscht!«, mache ich böse. »Das ist nicht lustig.«
Zu meinem Entsetzen steht er von seinem Stuhl auf, kniet nieder und faltet die Hände. Ich sehe, dass die anderen Gäste sich zu uns umdrehen.
Mein Herz rast. Das gibt’s doch nicht. Das gibt’s doch nicht!
»Charlotte Graveney«, beginnt er leicht schwankend. »Fünfzehn Jahre habe ich damit vergeudet, blassen Kopien von dir nachzujagen, und jetzt bin ich hier wieder beim Original angekommen, das ich nie hätte gehen lassen dürfen. Mein Leben war finster ohne dich, und ich brauche Licht. Würdest du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden? Bitte?«
Ein merkwürdiges Gefühl macht sich in mir breit. Ich fühle mich wie Watte. Er macht mir einen Heiratsantrag. Er macht mir allen Ernstes einen Heiratsantrag. In echt.
»Du bist betrunken«, gebe ich zurück.
»So betrunken nun auch wieder nicht. Willst du meine Frau werden?«, wiederholt er.
»Aber ich kenn dich doch gar nicht mehr!« Fast muss ich lachen. »Ich weiß nicht, wovon du lebst. Ich weiß nicht, wo du wohnst. Ich weiß nicht, was du dir vom Leben erhoffst.«
»Papiergroßhandel. Shoreditch. Ich will so glücklich werden, wie ich es war, als du bei mir warst. Ich will jeden Morgen aufwachen und dir meine Liebe beweisen. Kinder machen, die deine Augen haben. Lottie, ich weiß, es ist Jahre her, aber ich bin immer noch derselbe. Derselbe Ben.« Er kriegt wieder diese Fältchen um die Augen. »Willst du meine Frau werden?«
Ich starre ihn an, schwer atmend, mit einem Summen im Kopf. Ich kann allerdings nicht sagen, ob es Glockengeläut oder Sirenengeheul ist.
Ich meine, ich habe mir ja schon gedacht, dass er möglicherweise noch Interesse an mir haben könnte. Aber das jetzt übersteigt meine Fantasie um einiges. Er hat mich nie vergessen, all die Jahre! Er will heiraten! Er will Kinder! Da höre ich etwas in meinem Hinterkopf. Ich glaube, es sind Geigen. Vielleicht ist er der Richtige! VIELLEICHT IST ER ES ! Vielleicht ist es nicht Richard, sondern Ben!
Ich nehme einen Schluck Wasser und versuche, mich durch meine kreiselnden Gedanken zu kämpfen. Sei vernünftig. Denk nach. Haben wir je gestritten? Nein. War es schön, mit ihm zusammen zu sein? Ja. Gefällt er dir? Absolut, ja. Muss ich sonst noch irgendwas über meinen potentiellen Ehemann wissen?
»Hast du gepiercte Nippel?«, frage ich mit dunkler Vorahnung. Gepiercte Nippel sind überhaupt nicht mein Ding.
»Keinen einzigen.« Mit theatralischer Geste reißt er sein Hemd auf, sodass die Knöpfe fliegen und ich ihn nur anstarren kann. Mh-hm! Braun gebrannt. Kraftvoll. Zum Anbeißen, wie eh und je.
»Du musst nur ›Ja‹ sagen.« Mit trunkenem Nachdruck breitet Ben die Arme aus. »Lottie, du musst nur ›Ja‹ sagen. Unser Leben lang machen wir immer alles kaputt, weil wir zu viel denken. Lass es uns nicht kaputt denken! Scheiß drauf, wir haben schon viel zu viel Zeit verloren. Wir lieben uns doch! Lass uns ins kalte Wasser springen!«
Er hat recht. Wir lieben uns wirklich. Und er will Babys machen, die meine Augen haben. So was Schönes hat noch nie jemand zu mir gesagt. Nicht mal Richard.
Alles dreht sich in meinem Kopf. Ich versuche, Vernunft zu bewahren, verliere aber zunehmend den Boden unter den Füßen. Meint er das ernst? Oder will er mich nur ins Bett quatschen? Ist das hier der romantischste Moment in meinem Leben, oder bin ich einfach zu blöd?
»Ich … ich glaube schon«, sage ich schließlich.
»Du glaubst schon?«
»Aber … lass mir einen Moment Zeit.«
Ich nehme meine Tasche und ziehe mich auf die Damentoilette zurück. Ich muss nachdenken. Klar sehen. Zumindest so klar, wie es mir möglich ist, angesichts der Tatsache, dass sich der ganze Raum um mich dreht und mein Gesicht im Spiegel aussieht, als hätte ich drei Augen.
Es könnte klappen. Ich bin mir sicher, dass es
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