Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
abserviert.)
Die Sache ist: Der Anfang ist nie das Problem. Es geht eher um das Hinterher.
Ich spüre einen seltsamen Drang, den ich bisher nicht kannte. Ich muss alles ändern, was ich tue. Das Muster aufbrechen. Aber wie? Was?
Ben hat meine Hand wieder genommen und küsst mein Handgelenk, aber ich ignoriere ihn. Ich muss meine Gedanken beisammenhaben.
»Was ist?« Er blickt auf, mit seinem Mund an meiner Haut. »Du bist angespannt. Lottie. Wehr dich nicht dagegen. Es soll so sein. Du und ich. Du weißt es.«
Seine Augen haben diesen verträumten, leicht angetrunkenen, sexy Blick, an den ich mich noch gut erinnere. Der macht mich richtig an. Ich könnte schwach werden und eine aufregende Nacht haben, um mich ein bisschen aufzuheitern. Schließlich habe ich es verdient.
Aber was ist, wenn die Chance auf mehr als nur eine tolle Nacht besteht? Wie soll ich mich verhalten? Was soll ich tun?
Es wäre eine große Hilfe, wenn sich in meinem Kopf nicht alles drehen würde.
»Ben, du musst verstehen.« Ich ziehe meinen Arm wieder zurück. »Schließlich sind wir keine achtzehn mehr, okay? Ich will nicht nur eine schnelle Nummer. Ich will … andere Sachen. Ich will heiraten. Ich will, dass man sich zueinander bekennt. Ich möchte mein Leben mit jemandem gemeinsam planen. Mit Kindern und allem, was dazugehört.«
»Ich doch auch!«, sagt er ungeduldig. »Hast du denn nicht zugehört? Du hättest es von Anfang an sein sollen.« Sein Blick brennt sich in meine Augen. »Lottie, ich habe nie aufgehört, dich zu lieben.«
O mein Gott, er liebt mich. Schon wieder kommen mir die Tränen. Und wenn ich ihn so ansehe, wird mir klar, dass ich auch nie aufgehört habe, ihn zu lieben. Vielleicht habe ich es gar nicht gemerkt, weil es so eine stetige, unterschwellige Liebe war. Wie ein Hintergrundsummen. Und jetzt erblüht sie zu neuer Leidenschaft.
»Ich auch nicht«, sage ich, und meine Stimme bebt. »Ich liebe dich seit fünfzehn Jahren.«
»Fünfzehn Jahre.« Er hält sich an meiner Hand fest. »Wir waren verrückt, nicht zusammenzubleiben.«
Die Romantik ist einfach überwältigend. Auch so eine Geschichte, die man bei einer Hochzeitsfeier erzählen kann. Samt Ooohs und Aaahs. Wir waren fünfzehn Jahre getrennt, aber dann haben wir uns wiedergefunden.
»Wir müssen die verlorene Zeit aufholen.« Er presst meine Finger an seinen Mund. »Süße Lottie. Meine Liebste.« Seine Worte sind wie Balsam. Seine Lippen auf meiner Haut zu spüren ist fast unerträglich schön. Einen Moment lang schließe ich die Augen. Doch plötzlich läuten bei mir sämtliche Alarmglocken. Ich könnte es nicht ertragen, wenn das hier auch schiefgeht, so wie bei allen anderen.
»Stopp!« Ich reiße mein Hand weg. »Nicht! Ben, ich weiß, wie das am Ende ausgeht, und ich kann es nicht ertragen. Nicht schon wieder.«
»Wovon redest du?« Verwundert starrt er mich an. »Ich hab doch nur deine Finger geküsst.«
Er lallt ein wenig. Aber ich bin wahrscheinlich auch nicht besser.
Ich warte, bis der Kellner die Krümel von unserem Tisch gewischt hat, dann lege ich wieder los, mit leiser, zittriger Stimme.
»Ich kenn das. Ich weiß, was kommt. Du küsst meine Finger. Ich küsse deine Finger. Wir haben Sex. Es ist genial. Wir haben mehr Sex. Wir sind vernarrt. Wir fahren auf einen Mini-Urlaub in die Cotswolds. Vielleicht kaufen wir zusammen ein Sofa oder ein Regal von Ikea. Und plötzlich sind zwei Jahre vergangen, und wir sollten heiraten … aber irgendwie tun wir es nicht. Die Luft ist raus. Wir streiten uns, dann trennen wir uns. Und das ist fürchterlich.«
Unser schreckliches Schicksal schnürt mir die Kehle zu. Es ist so unvermeidbar und so traurig.
Ben ist ganz verwirrt von meiner düsteren Vision.
»Okay«, sagt er schließlich und mustert mich argwöhnisch. »Und … wie wäre es, wenn die Luft nicht rausginge?«
»Das tut sie aber! Es ist ein Naturgesetz! Das passiert immer!« Ich starre ihn an, die Augen voller Tränen. »Bei mir ist das schon viel zu oft vorgekommen. Ich weiß es.«
»Selbst wenn wir kein Regal bei Ikea kaufen?«
Ich weiß, er will witzig sein, aber ich bleibe ernst. Urplötzlich wird mir bewusst, dass ich fünfzehn Jahre meines Lebens nur Liebeleien hatte. Liebeleien sind keine Lösung für irgendwas. Mit Liebeleien habe ich mir Richard eingehandelt. Liebeleien sind das Problem .
»Es hat seinen Grund, wieso irgendwann die Luft raus war.« Ben versucht es noch mal. »Keiner von den Männern war der Richtige. Im
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