Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
klappen könnte. Aber was kann ich dazu beitragen, dass es klappt? Was kann ich tun, damit ich nicht wieder dasselbe Verhaltensmuster an den Tag lege wie bei meinen anderen Beziehungen, die allesamt in irgendwelche Sackgassen gelaufen sind?
Während ich mich kämme, fallen mir andere erste Dates ein. Andere Anfänge. Im Laufe der Jahre habe ich in so vielen Damentoiletten gestanden, meinen Lippenstift nachgezogen und gedacht: »Ist das der Richtige?« Jedes Mal war ich genauso voller Hoffnung, genauso aufgewühlt. Was habe ich also falsch gemacht? Was könnte ich anders machen? Was könnte ich nicht machen, was ich normalerweise mache?
Plötzlich muss ich an dieses Buch denken, das ich am Morgen gesehen habe: Das Umkehrprinzip . Kehr den Pfeil um. Ändere die Richtung. Das klingt gut. Ja. Aber wie ändere ich die Richtung? Und da fällt mir diese verrückte Alte von gestern ein. Was hat sie noch gesagt? Männer sind wie Tiere im Dschungel. Sobald sie ihre Beute gefunden haben, töten sie sie und schlafen ein. Vielleicht war sie gar nicht so verrückt. Vielleicht sah sie das ganz richtig.
Ich stutze mitten in der Bewegung. Gerade hatte ich einen Geistesblitz. Die Rettung. Die unorthodoxe Lösung. Ich, Lottie Graveney, werde das Verhaltensmuster umkehren. Ich werde das Gegenteil von dem tun, was ich bei allen meinen früheren Freunden getan habe.
Ich blicke meinem Spiegelbild tief in die Augen. Ich sehe etwas wild aus, aber ist das ein Wunder? Wenn ich bis eben noch aufgekratzt war, bin ich jetzt euphorisch. Ich komme mir vor wie ein Wissenschaftler, der ein neues subatomares Teilchen entdeckt hat, durch das sich alles verändert. Ich habe recht. Ich weiß, dass ich recht habe. Ich habe recht!
Ich marschiere wieder zurück ins Restaurant, wanke leicht auf meinen hohen Absätzen, als ich an den Tisch zurückkehre.
»Kein Sex«, sage ich entschlossen.
»Was?«
»Bis wir verheiratet sind. Kein Sex.« Ich setze mich. »Entweder so oder gar nicht.«
»Was?« Ben scheint mir perplex, aber ich lächle ihn nur gleichmütig an. Ich bin genial. Wenn er mich wirklich liebt, wird er warten. Und keiner von uns hat dann das Gefühl, dass die Luft vorher schon raus ist. Weder der eine noch der andere. Und das Beste ist, dass wir die heißesten Flitterwochen aller Zeiten haben werden. Vereint werden wir im siebten Himmel schweben. Genau wie es in den Flitterwochen sein sollte.
Sein Hemd steht immer noch offen. Ich stelle ihn mir nackt vor, auf einem pompösen Hotelbett liegend, von Rosenblättern umsäumt. Die bloße Vorstellung lässt mich erbeben.
»Du machst Witze.« Er zieht ein endlos langes Gesicht. »Wieso?«
»Weil ich will, dass es anders läuft. Ich will mit alten Gewohnheiten brechen. Ich liebe dich, ja? Und du liebst mich? Wir wollen unser Leben zusammen verbringen?«
»Seit fünfzehn Jahren liebe ich dich.« Er schüttelt den Kopf. »Fünfzehn beschissene Jahre haben wir vergeudet, Lottie …«
Ich merke, dass er die nächste angetrunkene Rede halten will.
»Also …«, falle ich ihm ins Wort, »… warten wir eben noch etwas länger. Und freuen uns auf unsere Hochzeitsnacht. Eine richtige Hochzeitsnacht. Überleg doch mal! Bis dahin können wir es wahrscheinlich kaum noch aushalten …« Mit nacktem Fuß fahre ich unterm Tisch langsam innen an seinem Bein hinauf. Seine Miene ist wie erstarrt. Das wirkt immer.
Einen Moment lang schweigen wir. Wir kommunizieren auf andere Weise.
»Wenn ich es recht bedenke«, sagt er schließlich mit belegter Stimme, »könnte es vielleicht ganz lustig werden.«
»Ziemlich lustig sogar.« Lässig knöpfe ich meine Bluse etwas weiter auf und beuge mich vor, um ihm maximalen Einblick in meinen Wonderbra zu geben. Dann wandert auch mein anderer Fuß zwischen seine Beine. Ben scheint das Sprechen schwerzufallen. »Erinnerst du dich noch an deinen Geburtstag? Am Strand?«, frage ich heiser.
Sollten wir das noch mal machen, trage ich aber Knieschoner. Eine ganze Woche lang hatte ich Schürfwunden. Und als könnte er meine Gedanken lesen, schließt Ben die Augen und stöhnt leise.
»Du machst mich fertig.«
»Es wird himmlisch.« Plötzlich kommt mir eine Erinnerung an uns als Teenager, wie wir verschlungen in meinem Zimmer in unserer Herberge lagen, im Lichtschein meiner zahllosen Duftkerzen.
»Weißt du eigentlich, wie scharf du bist? Bist du dir darüber im Klaren, wie sehr ich dich jetzt sofort unter den Tisch zerren möchte?« Er nimmt meine Hand und knabbert an
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