Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
nicht?«
»Ich war verreist! Das ist … ich war …« Ich kann kaum sprechen. » O mein Gott! Sagen Sie ihr bitte, dass ich angerufen habe und ihr gratuliere!«
Ich lege das Telefon weg, sitze im leeren Büro und lächle vor mich hin. Meine schlechte Laune ist verflogen. Ich möchte tanzen. Lottie ist verlobt! Da zeigt sich mal wieder, dass manches auf der Welt am Ende doch gut ausgeht.
Aber wie?
Wie, wie, wie, wie, wie?
Was ist passiert ? Ist sie doch noch nach San Francisco geflogen? Oder ist er hergekommen? Oder haben sie telefoniert? Was bloß? Ich schreibe ihr:
Du bist verlobt???????
Ich erwarte neuerliche Funkstille, doch sie antwortet umgehend.
Ja!!!! Muss dir unbedingt alles erzählen!
OMG! Was ist passiert?
Ging alles ganz schnell. Kann es immer noch nicht fassen. Aus heiterem Himmel trat er plötzlich wieder in mein Leben, hat mich in einem Restaurant gefragt. Wusste nicht, was er vorhatte, total irre!!!!
Ich muss mit ihr sprechen. Ich rufe ihre Handynummer an, aber die ist besetzt. Verdammt. Ich hole mir einen Kaffee, dann versuche ich es noch mal. Auf dem Weg zu unserer hauseigenen Costa-Filiale kann ich gar nicht aufhören zu grinsen. Ich bin so glücklich, dass ich heulen könnte, doch Redakteure bei Pincher International heulen nicht bei der Arbeit, also umarme ich mich selbst.
Richard ist perfekt. Ich könnte mir keinen Besseren für Lottie wünschen. Was mütterlich klingt, aber schließlich hege ich auch mütterliche Gefühle für sie. Habe ich schon immer. Unsere Eltern hatten sich mehr oder weniger aus der Verantwortung gezogen, zumal sie mit Scheidung und Alkohol und Affären mit stinkreichen Geschäftsleuten und südafrikanischen Schönheitsköniginnen beschäftigt waren. Sagen wir es mal so: Wir waren viel auf uns allein gestellt. Lottie ist fünf Jahre jünger als ich, und schon lange bevor unsere Mutter starb, kam sie zu mir, wenn irgendwas schieflief.
Und als Mutterfigur/Schwester/Erste Brautjungfer(?) freue ich mich von Herzen, dass sich Richard unserer kleinen Familie anschließt. Erstens sieht er gut aus, ohne zum Sterben schön zu sein. Das ist wichtig, glaube ich. Man wünscht seiner Schwester, dass sie sich jemanden angelt, der in ihren Augen ein Sexgott ist, aber man möchte ihn nicht selbst anschmachten. Ich meine, wie würde ich es finden, wenn Lottie mit Johnny Depp nach Hause käme?
Ich versuche, ehrlich zu hinterfragen, wie ich darüber denke, im stillen Kämmerlein. Nein. In dem Fall könnte ich nicht schwesterlich loyal bleiben. Vermutlich würde ich versuchen, ihn ihr wegzuschnappen. So eine Chance bekommt man schließlich nie wieder.
Aber Richard ist nicht Johnny Depp. Er sieht gut aus, aber nicht zu gut. Nicht schwul -gut wie dieser schreckliche Jamie, der einem ständig die Kohlenhydrate miesgemacht hat. Richard ist ein Mann. In meinen Augen sieht er manchmal aus wie ein jüngerer Pierce Brosnan und manchmal wie ein jüngerer Gordon Brown. (Obwohl ich vielleicht die Einzige bin, die das mit Gordon Brown sehen kann. Einmal habe ich Lottie gegenüber die Ähnlichkeit erwähnt, und sie war richtig beleidigt.)
Ich weiß, dass er in seinem Job gut ist. (Als er mit Lottie zusammenkam, habe ich natürlich alle meine Kontakte genutzt, um herauszufinden, was es mit ihm auf sich hat.) Außerdem weiß ich, dass er hin und wieder leicht in die Luft geht und einmal sein Team dermaßen zusammengestaucht hat, dass er sie alle zum Lunch einladen musste, um es wiedergutzumachen. Aber er ist auch gutmütig. Bei unserer ersten Begegnung hielt er einen Ohrensessel in Händen, den Lottie in ihrer Wohnung umgestellt haben wollte. Sie wanderte im Wohnzimmer herum und sagte: »Da … nein, da! Oder wie wäre es vielleicht da?« Und er stand nur dabei und hielt geduldig den schweren Sessel fest, während sie am Überlegen war, und ich fing seinen Blick auf, und er grinste, und ich wusste: Das ist der richtige Mann für Lottie.
Am liebsten möchte ich auf und ab hüpfen, so glücklich bin ich. Nach dem ganzen Mist mit meiner Scheidung musste uns dringend mal was Gutes widerfahren. Aber wie ist es dazu gekommen? Was hat er gesagt? Ich möchte alles wissen. Als ich wieder an den Schreibtisch gehe, wähle ich ihre Nummer – und diesmal antwortet sie.
»Hi, Fliss?«
»Lottie!«, platze ich vor Aufregung heraus. »Herzlichen Glückwunsch! Das sind ja wundervolle Neuigkeiten! Ich kann es gar nicht glauben!«
»Ich weiß! Ich weiß!« Sie klingt sogar noch euphorischer, als ich
Weitere Kostenlose Bücher