Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
Lehrerin ein aufgeblasenes Kondom als Heißluftballon verkaufen!« Ich höre, dass Barnaby am anderen Ende der Leitung vor Lachen losprustet.
»Das war nicht komisch! Er ist ein Scheißkerl! Er tut, als würde er sich kümmern, aber er ist total selbstsüchtig, er lässt Noah im Stich und …«
»Fliss.« Plötzlich wird Barnabys Stimme scharf und lässt mich stutzen. »Das muss aufhören.«
»Was muss aufhören?« Ich starre den kleinen Lautsprecher an.
»Die täglichen Tiraden. Ich will dir was sagen – als alter Freund: Wenn du so weitermachst, wirst du noch alle in den Wahnsinn treiben, dich selbst eingeschlossen. Es ist eben dumm gelaufen, okay?«
»Aber …«
»So was passiert, Fliss.« Er macht eine Pause. »Und es bringt nichts, immer und immer wieder davon anzufangen. Du musst das alles hinter dir lassen. Fang neu an. Geh mal mit jemandem aus, ohne dich über die Unterhosen von deinem Ex auszulassen.«
»Wovon redest du?«, sage ich ausweichend.
»Es war ein Date . Ein Date .« Ich höre Barnabys Frust. »Du solltest mit Nathan flirten . Nicht dein Notebook aufklappen und ihm deine gesamte Scheidungsakte vorlesen.«
»Ich hab nicht das ganze Ding vorgelesen!« Trotzig fummle ich an meinem Memorystick herum. »Wir haben uns nur unterhalten, und ich habe es zufällig erwähnt, und er schien sich dafür zu interessieren …«
»Er hat sich nicht dafür interessiert! Er war nur höflich . Offenbar hast du dich volle fünf Minuten über Daniels Unterhosen ausgelassen.«
»Das ist total übertrieben«, gebe ich hitzig zurück.
Aber meine Wangen sind knallrot. Vielleicht waren es fünf Minuten. Ich hatte inzwischen einiges getrunken. Und über Daniels Unterhosen gibt es so einiges zu sagen, wenn auch nichts Gutes.
»Erinnerst du dich noch an unseren ersten Termin, Fliss?«, fährt Barnaby gnadenlos fort. »Du hast gesagt, du wolltest auf keinen Fall ein verbittertes Biest werden.«
Seine Verwendung des B -Wortes verschlägt mir den Atem. »Bin ich nicht. Ich bin … wütend. Ich bedauere manches.« Ich durchforste meinen Kopf nach weiteren akzeptablen Emotionen. »Ich bereue. Ich bin traurig. Nachdenklich.«
»Das Wort, das Nathan benutzte, war ›verbittert‹.«
»Ich bin nicht verbittert!« Fast schreie ich ihn an. »Ich müsste doch wohl merken, ob ich verbittert bin oder nicht!«
Am anderen Ende bleibt es still. Ich atme schnell. Meine Hände am Lenkrad fühlen sich verschwitzt an. Ich rufe mir mein Date mit Nathan in Erinnerung. Ich dachte, ich hätte amüsant, unvoreingenommen, ironisch von Daniel erzählt. Nathan hat kein Wort davon gesagt, dass er sich nicht gut unterhalten fühlte. Gehen denn alle so mit mir um? So rücksichtsvoll?
»Okay«, sage ich schließlich. »Dann weiß ich Bescheid. Danke für den Hinweis.«
»Keine Ursache.« Barnaby klingt fröhlich. »Aber bevor du sagst, was du sagen willst: Ich bin dein Freund. Und ich liebe dich von Herzen. Trotzdem brauchst du das. Liebevolle Strenge, Fliss. Wir sprechen uns.«
Er legt auf, und ich blinke links, beiße auf meiner Unterlippe herum und starre düster auf die Straße. Schon gut. Schon gut.
Als ich zur Arbeit komme, sehe ich, dass mein Posteingang voll ist, aber ich sitze am Schreibtisch und starre leeren Blickes meinen Computer an. Barnabys Worte haben mich tiefer getroffen, als ich es mir eingestehen möchte. Langsam werde ich zu einer alten, verbitterten Hexe. Ich werde noch als knorrige Vettel mit schwarzem Kopftuch enden, die finster in die Welt blickt, sich mit ihrem Stock einen Weg durch die Menschen bahnt und sich weigert, die Nachbarskinder anzulächeln, die ängstlich vor ihr weglaufen.
Wenn es ganz schlimm kommt.
Nach einer Weile nehme ich das Telefon und rufe Lottie im Büro an. Vielleicht können wir einander etwas aufheitern.
Dolly, Lotties Mitarbeiterin, kommt an den Apparat.
»Oh, hi, Dolly«, sage ich. »Ist Lottie in der Nähe?«
»Sie ist unterwegs. Shoppen. Keine Ahnung, wann sie wiederkommt.«
Shoppen? Überrascht blinzle ich das Telefon an. Ich weiß, dass Lottie manchmal von ihrem Job frustriert ist, aber shoppen zu gehen und es unverblümt im Büro herumzuerzählen, ist bei der derzeitigen Wirtschaftslage eigentlich keine gute Idee.
»Wann kommt sie denn wieder?«
»Weiß nicht. Sie kauft Sachen für ihre Flitterwochen.«
Ich stutze. Habe ich richtig gehört? Flitterwochen? Flitterwochen ?
»Sagten Sie gerade …?« Ich schlucke. »Dolly, will Lottie heiraten ?«
»Wussten Sie es
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