Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
erwartet hatte. Richards Antrag muss sie umgehauen haben.
»Also … wann?« Ich setze mich an den Schreibtisch und schlürfe meinen Kaffee.
»Vor zwei Wochen. Ich kann es selbst kaum glauben!«
»Einzelheiten!«
»Na ja, er hat sich völlig überraschend bei mir gemeldet.« Lottie lacht fröhlich. »Ich konnte es nicht fassen. Ich dachte, ich würde ihn nie wiedersehen. Ganz zu schweigen davon !«
Wenn er vor zwei Wochen um ihre Hand angehalten hat, kann er höchstens einen Tag weg gewesen sein. Offenbar ist er in San Francisco gelandet und gleich wieder umgekehrt. Sehr gut, Richard!
»Und was hat er gesagt? Ist er auf die Knie gefallen?«
»Ja! Er meinte, er hätte mich schon immer geliebt und wollte bei mir sein, und dann hat er mich mindestens zehnmal gefragt, ob ich seine Frau werden möchte, und am Ende … hab ich Ja gesagt!« Sie sprudelt über vor Freude. »Kannst du das glauben ?«
Ich seufze glücklich und nehme noch einen Schluck Kaffee. Es ist so romantisch. Ich überlege, ob ich die Pressekonferenz von British Airways schwänzen könnte, um Lottie zur Feier des Tages zum Essen einzuladen.
»Okay … und was noch?« Ich bohre nach weiteren Details. »Hast du ihm den Ring gegeben?«
»Nein, wieso?« Lottie klingt verdutzt. »Natürlich nicht.«
Gott sei Dank. Von der Ring-Idee war ich nie so ganz überzeugt gewesen.
»Am Ende hast du dich also doch dagegen entschieden?«
»Es ist mir nicht mal in den Sinn gekommen!« Zu meiner Überraschung klingt sie gequält. »Ich meine, der Ring war doch für Richard.«
»Wie meinst du das?« Ich blinzle das Telefon an, kann ihr nicht ganz folgen.
»Na ja, ich hatte den Ring für Richard gekauft.« Sie klingt entrüstet. »Es wäre doch etwas seltsam, ihn jemand anderem zu geben. Findest du nicht?«
Ich versuche zu antworten, aber meine Gedanken haben sich verklemmt, als wäre ein Bleistift in eine sanft surrende Maschine gefallen. Was hat dieses »jemand anderem« zu bedeuten? Ich mache den Mund auf, um zu antworten – dann klappe ich ihn wieder zu. Habe ich mich verhört? Ist das nur so eine Redewendung?
»Also …«, fahre ich vorsichtig fort und fühle mich, als spräche ich in einer fremden Sprache. »Du hast den Ring für Richard gekauft … aber du hast ihm den Ring nicht gegeben?«
Ich versuche nur herauszufinden, was sie meint. Mir war nicht klar, dass sie ausflippen würde, als hätte ich ihr komplett den Tag versaut.
»Fliss, du weißt doch, dass ich es nicht getan habe! Gott im Himmel, du könntest wirklich etwas mehr Feingefühl zeigen!« Ihre Stimme wird schrill. »Ich versuche hier einen Neuanfang! Ich versuche, mit Ben ein ganz neues Leben zu beginnen! Du musst nicht immer wieder von Richard anfangen!«
Ben?
Ich bin völlig verwirrt. Ich glaube, ich verliere den Verstand. Wer ist Ben, und was hat er damit zu tun?
»Hör mal, Lottie, sei nicht sauer, aber ich verstehe wirklich nicht …«
»Ich habe dir doch eben eine SMS geschrieben! Kannst du nicht lesen?«
»Da stand, dass du verlobt bist!« Eine schreckliche Ahnung ergreift mich. Ist das alles ein Riesenmissverständnis? »Bist du gar nicht verlobt?«
»Doch! Natürlich bin ich verlobt! Mit Ben!«
»Wer zum Teufel ist Ben?« , schreie ich lauter als beabsichtigt. Elise wirft einen fragenden Blick herein. Ich lächle sie entschuldigend an und sage lautlos: Alles okay.
Am anderen Ende der Leitung bleibt es still.
»Oh«, sagt Lottie schließlich. »Entschuldige. Ich hab mir gerade meine SMS angesehen. Ich dachte, ich hätte es dir geschrieben. Ich heirate nicht Richard, ich heirate Ben. Erinnerst du dich an Ben?«
»Nein, ich erinnere mich nicht an Ben!« Langsam bin ich mit den Nerven am Ende.
»Stimmt, du hast ihn nie kennengelernt. Wir waren damals in Griechenland zusammen, und er ist plötzlich wieder aufgetaucht, und jetzt wollen wir heiraten.«
Mir ist, als wäre mir der Himmel auf den Kopf gefallen. Sie wollte Richard heiraten. Das klang doch sinnvoll. Jetzt brennt sie mit einem Kerl namens Ben durch? Ich weiß überhaupt nicht, was ich dazu sagen soll.
»Lotts … aber Lotts, ich meine … Wie kannst du ihn heiraten?« Plötzlich kommt mir ein Gedanke. »Braucht er eine Aufenthaltsgenehmigung?«
»Nein, er braucht keine Aufenthaltsgenehmigung!« Sie klingt pikiert. »Es ist Liebe!«
»Du liebst diesen Ben genug, um ihn zu heiraten?« Ich kann nicht fassen, dass ich dieses Gespräch führe.
»Ja.«
»Wann genau ist er wieder aufgetaucht?«
»Vor
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