Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
dem du am Strand Rad geschlagen hast. Du lagst auf diesem Felsen mitten im Meer und hast dich gesonnt. Dann bist du vom Felsen gesprungen und zum Strand geschwommen und hast ein Rad nach dem anderen geschlagen. Ich glaube, du wusstest gar nicht, dass dich jemand beobachtet.«
Daran erinnere ich mich auch. Ich erinnere mich an den harten Sand unter meinen Händen. Meine fliegenden Haare. Ich war geschmeidig und athletisch. Ich hatte richtig Bauchmuskeln.
Und selbstverständlich wusste ich, dass er mich beobachtet.
»Du bringst mich um den Verstand, Lottie.« Wieder schieben sich seine Hände unter meinen Rock. »Schon immer.«
»Ben, das können wir nicht machen .« Ich sehe zu dem älteren Herrn hinüber, der meinen Blick über seine Zeitung hinweg auffängt. »Nicht hier.«
»Ich kann nicht mehr warten.«
»Ich auch nicht.« Ich bebe am ganzen Leib. »Wir müssen aber.« Ich sehe noch einmal auf meine Uhr. Es sind erst zehn Minuten vergangen. Wie sollen wir das nur durchhalten?
»Hey.« Ben sieht mir in die Augen, spricht ganz leise. »Kennst du die Toiletten hier? Die Kabinen sind riesig.« Er macht eine Pause. »Und nicht nach Männlein und Weiblein getrennt.«
Ich ersticke ein Kichern. »Du meinst doch nicht …«
»Wieso nicht?« Seine Augen leuchten. »Was sagst du?«
»Jetzt?«
»Warum nicht? Wir haben noch zwanzig Minuten, bis wir an Bord gehen.«
»Ich … ich weiß nicht.« Ich zögere, bin hin- und hergerissen. So hatte ich mir meine Hochzeitsnacht eigentlich nicht vorgestellt – eine schnelle Nummer auf dem Klo in Heathrow. Andererseits war mir nicht bewusst, dass ich so verzweifelt sein würde. »Was ist mit unserer Hochzeitsnacht?« Ich kann von unserem Plan nicht lassen. »Was ist damit, dass wir es ganz besonders romantisch haben wollten?«
»Das haben wir immer noch.« Seine Finger spielen mit meinem Ohrläppchen, was mir heiße Schauer über den Rücken schickt. »Es wäre nicht das Hauptevent. Es wäre nur eine kleine Vorschau.« Seine Finger haben meinen BH -Träger gefunden. »Und offen gesagt, wenn wir es nicht bald tun, platze ich.«
»Ich platze auch.« Ich ersticke ein Seufzen. »Okay, du gehst vor. Such uns irgendwas.«
»Ich schick dir eine SMS .«
Er steht auf und geht zielstrebig auf die Toiletten zu. Ich lehne mich in meinem Sessel zurück und versuche, nicht zu lachen. Hier ist es so still und steif, dass ich gar nicht weiß, wie wir das fertigbringen wollen.
Ich nehme mein Handy, um auf seine Nachricht zu warten, und rufe spontan Fliss’ Nummer auf. Wir haben schon immer Witze über den Mile High Club gemacht. Ich kann nicht widerstehen, ihr davon zu erzählen. Ich schicke ihr eine kurze Nachricht:
Hast du dich schon mal gefragt, wie es wäre, es auf einer Toilette in der Airport Lounge zu treiben? Ich werde es dich wissen lassen … ;-)
Eigentlich erwarte ich keine Antwort von ihr. Es ist nur eine alberne kleine SMS . Entsprechend bin ich baff, als mein Handy mit einer Nachricht piept:
Halt HALT!!!!!!!! Nicht! Keine gute Idee. Wartet bis zum Hotel!!!!!!!!
Verwundert starre ich mein Handy an. Was hat sie denn für ein Problem? Sofort schreibe ich zurück:
Keine Sorge, wir sind verheiratet;-)
Ich nehme einen Schluck Wasser, da höre ich das nächste Pling. Diesmal ist es eine SMS von Ben.
Dritte Kabine links. Zweimal klopfen.
Wohlige Wärme breitet sich in mir aus, und ich schreibe zurück:
Schon unterwegs.
Als ich meine Tasche nehme, sehe ich, dass Fliss noch was geschrieben hat:
Ihr müsst bitte bitte unbedingt noch warten!!!!! Spart es euch fürs Hotel auf!!!!!
Langsam wird es nervig. Ich habe ihr nur so aus Spaß geschrieben und nicht, um mir irgendeine Predigt anzuhören. Worum macht sie sich Sorgen? Dass wir erwischt werden und die Leute sie irgendwie mit mir in Verbindung bringen und ihre ach so tolle Zeitschrift in Verruf gerät? Ich schicke ihr eine genervte Antwort:
Misch dich nicht ein.
Als ich durch die Lounge zu den Toiletten gehe, bebe ich vor freudiger Erwartung. Ich klopfe zweimal an die dritte Kabinentür. Ben zieht mich hinein, ist schon halb nackt.
»Oh Gott. Oh Gott …«
Sein Mund ist sofort auf meinem, seine Hand in meinen Haaren, schon hakt er meinen BH auf, und ich winde mich aus meinem Slip. Noch nie habe ich mich so beeilt. Noch nie habe ich es so sehr gewollt. Noch nie habe ich es so sehr gebraucht .
»Schschscht!«, wispern wir einander zu, während wir gegen die Kabinenwände rempeln. Gott sei Dank sind sie stabil.
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