Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Hochzeitsnacht. Zumindest nicht, bevor ich da bin. Tu, was du kannst. Gib ihnen getrennte Zimmer. Lenk sie ab. Entführ einen der beiden. Egal, was.«
    »Aber sie sind doch in den Flitterwochen.« Er ist völlig aus der Fassung.
    »Ich weiß. Genau deshalb ja.«
    »Versuchst du, die Hochzeitsnacht deiner Schwester zu verhindern?« Vor Empörung wird seine Stimme immer lauter. »Willst du dich zwischen einen Mann und seine Frau stellen? Deren Bund vor Gott geschlossen wurde?«
    Ich hätte es besser erklären müssen.
    »Nico, sie hat sich überstürzt auf diese Ehe eingelassen. Und nicht mal mit Gottes Segen! Es ist eine Riesendummheit. Ich muss mit ihr sprechen. Ich komme, so schnell ich kann, aber wenn wir sie bis dahin auseinanderhalten könnten …«
    »Mag sie den Mann nicht?«
    »Sie mag ihn sogar sehr.« Ich verziehe das Gesicht. »Sie kann es kaum erwarten, mit ihm ins Bett zu steigen. Von daher wird es nicht ganz leicht sein, die beiden aufzuhalten.«
    Wieder bleibt es still im Hörer. Ich kann mir Nicos entgeisterte Miene nur vorstellen.
    »Fliss, ich fürchte, ich kann deinem ungewöhnlichen Wunsch nicht nachkommen«, sagt er schließlich. »Aber ich könnte deiner Schwester ein kostenloses Dinner in unserem Fünf-Sterne-Restaurant anbieten …«
    »Bitte, Nico. Bitte hör mir zu«, falle ich ihm verzweifelt ins Wort. »Es geht um meine kleine Schwester. Sie wurde von dem Mann verlassen, den sie liebt, und hat sich nun aus Rache vorschnell auf eine Ehe eingelassen. Dabei kennt sie diesen Kerl kaum. Und jetzt will sie auch noch schwanger werden. Ich bin ihm noch nie begegnet, aber er scheint ein Windhund zu sein. Stell dir vor, deine Tochter würde ihr Leben von einem Mann zerstören lassen. Da würdest du doch auch alles tun, um es zu verhindern, oder?«
    Ich habe Nicos Tochter Maya kennengelernt, eine süße Zehnjährige mit Schleifchen in den Haaren. Das muss ihn doch berühren!
    »Wenn sie keinen Sex haben, lässt sich die Ehe annullieren.« Ich sage es ganz unverblümt. »Dann ist die Ehe nicht vollzogen. Aber wenn sie es doch tun …«
    »Wenn sie es tun, ist das ihre Sache!« Nico klingt, als wäre er mit seiner Weisheit am Ende. »Wir haben hier ein Hotel, Fliss, kein Gefängnis! Ich kann meine Gäste nicht rund um die Uhr im Auge behalten! Ich kann doch nicht überwachen, was sie … so treiben.«
    »Du meinst, du könntest es nicht?« Ich fordere ihn heraus. »Du könntest sie keine vierundzwanzig Stunden daran hindern, es miteinander zu treiben?«
    Bei Nico muss man wissen, dass er stolz darauf ist, eine Lösung für jedes Problem zu finden. Jedes Problem. Ich wette, er überlegt schon, wie er es anstellen will.
    »Wenn du das für mich tun könntest, wäre ich dir ewig dankbar.« Ich spreche leiser. »Und natürlich würde ich meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, indem ich das Hotel noch einmal bewerte. Fünf Sterne. Garantiert.«
    »Wir hatten schon das Vergnügen einer Fünf-Sterne-Bewertung in eurer Zeitschrift, zweimal«, gibt er zurück.
    »Dann eben sechs Sterne«, improvisiere ich. »Ich erfinde eine neue Kategorie, nur für euch. ›Die-neue-super-Deluxe-Weltklasse.‹ Und ich bringe das Hotel auf dem Cover. Weißt du, was das wert ist? Weißt du, wie sehr das euren Direktoren gefallen wird?«
    »Fliss, ich verstehe dein Problem«, erwidert Nico. »Aber du musst doch begreifen, dass ich mich unmöglich in das Privatleben unserer Gäste einmischen kann, besonders wenn sie hier ihre Flitterwochen verbringen!«
    Er klingt ziemlich resolut. Da werde ich etwas erheblich Größeres aus dem Hut zaubern müssen.
    »Okay!« Ich spreche noch leiser. » Hör zu . Wenn du mir dabei hilfst, veröffentliche ich ein Profil von dir in unserer Zeitschrift. Über dich persönlich: Nico Demetriou. Ich nenne dich … das Geheimnis hinter dem Erfolg des Amba. Die wichtigste Stütze des Hotels. Der unbezahlbare VIP -Manager. Jeder in der Branche wird es zur Kenntnis nehmen. Jeder. «
    Den Rest muss ich nicht in Worte fassen. Die Zeitschrift erscheint in fünfundsechzig Ländern. Jeder Hoteldirektor wirft mindestens einen Blick hinein. Mit so einem Profil könnte er jeden Job auf der Welt bekommen.
    »Ich weiß, dass du schon immer vom Four Seasons in New York geträumt hast«, füge ich leise hinzu.
    Ich kriege richtig Herzklopfen. Noch nie habe ich meine Macht ausgenutzt, und es ist wie ein Rausch. Teils gut, teils schlecht. Genau so fängt Korruption an, denke ich. Als Nächstes tausche ich gute