Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
Bewertungen gegen Geldkoffer und Atomraketen.
Es ist eine Ausnahme, sage ich mir. Eine Ausnahme unter mildernden Umständen.
Nico schweigt. Ich spüre, dass sich sein Gewissen am beruflichen Ehrgeiz reibt, und ich schäme mich dafür, ihn in diese Situation gebracht zu haben. Aber ich habe mit dem ganzen Wahnsinn ja schließlich nicht angefangen, oder?
»Du bist ein wahrer Meister, Nico«, schmeichle ich ihm. »Du bist ein Genie, wenn es darum geht, Ideen umzusetzen. Wenn irgendjemand auf der Welt es kann, dann du.«
Ist er überzeugt? Bin ich irre? Schreibt er gerade eine E -Mail an Gavin?
Ich will schon aufgeben, als seine Stimme plötzlich leise aus dem Hörer kommt: »Fliss, ich kann dir nichts versprechen.«
Leise Hoffnung keimt in mir.
»Das verstehe ich voll und ganz«, erwidere ich und passe mich dabei seinem Tonfall an. »Aber … du willst es versuchen?«
»Ich will es versuchen. Für vierundzwanzig Stunden. Wie heißt deine Schwester?«
Ja!
»Charlotte Graveney.« Fast überschlägt sich meine Stimme vor Erleichterung. »Obwohl sie wahrscheinlich als Mrs Parr absteigt. Ihr Mann ist Ben Parr. Sie haben die Oyster Suite gebucht. Und sie können machen, was sie wollen, nur dürfen sie keinen Sex haben. Miteinander …«, füge ich noch hinzu.
Es folgt langes Schweigen, dann sagt Nico: »Das werden bestimmt denkwürdige Flitterwochen.«
8
Lottie
Ich bin verheiratet! Das selige Lächeln auf meinem Gesicht will gar nicht vergehen. Ich bin so euphorisch, dass es mir vorkommt, als würde ich schweben. Heute ist der beste, magischste, ungewöhnlichste Tag meines Lebens. Ich bin verheiratet!! Ich bin verheiratet!!!
Immer wieder muss ich daran denken, wie ich von meinem Schreibtisch aufsah und Ben ins Büro marschiert kam, mit einem Strauß Rosen in der Hand. Er wirkte wild entschlossen, und seine Augen blitzten, und man sah, dass es ihm ernst war. Selbst Martin, mein Chef, kam aus seinem Büro, um zuzusehen. Die ganze Redaktion war mucksmäuschenstill, als Ben vor meiner Bürotür stand und verkündete: »Ich werde dich heiraten, Lottie Graveney, und zwar noch heute!«
Dann hat er mich hochgehoben – mich hochgehoben –, und alle haben applaudiert, und Kayla kam mit meiner Tasche und meinem Handy hinterhergelaufen, und Ben gab mir den Rosenstrauß, und das war es dann. Ich war eine Braut.
An die Trauung selbst kann ich mich kaum erinnern. Ich stand unter Schock. Ben hat die Antworten nur so herausgehauen, das weiß ich noch. Er klang fast aggressiv, als er sagte: »Ja, ich will.« Er hatte etwas umweltfreundliches Konfetti mitgebracht, das er auf uns niederregnen ließ, und er hat eine Flasche Champagner geköpft, und dann mussten wir schon los zum Flughafen. Ich konnte mich nicht mal umziehen und trage immer noch meine Arbeitsklamotten. Ich habe in meinem Büro-Outfit geheiratet, und es ist mir egal!
Ich entdecke mich im Spiegel über der Bar und könnte kichern. Ich sehe genauso erhitzt und umnebelt aus, wie ich mich fühle. Wir sitzen in der Lounge der Business Class in Heathrow und warten auf den Flug nach Ikonos. Ich habe seit dem Frühstück nichts gegessen, bin aber nicht hungrig. Ich bin total überdreht. Meine Hände wollen nicht aufhören zu zittern.
Trotzdem nehme ich ein paar Scheibchen Obst und ein Stück Emmentaler. Ich zucke zusammen, weil ich eine Hand auf meinem Bein spüre.
»Stärkst du dich schon mal?«, höre ich Bens Stimme an meinem Ohr und spüre einen wohligen Schauer. Ich wende mich ihm zu, und er schmiegt sich an meinen Hals, während seine Hand sich diskret unter meinen Rock schiebt. Fühlt sich gut an. Fühlt sich sehr gut an.
»Ich kann nicht mehr warten«, flüstert er mir ins Ohr.
»Ich auch nicht«, flüstere ich zurück.
»Du bist so scharf.« Sein Atem ist warm an meinem Hals.
»Du bist noch schärfer.«
Zum wiederholten Mal rechne ich aus, wie lange wir noch warten müssen. Unser Flug nach Ikonos dauert dreieinhalb Stunden. Mehr als zwei Stunden kann es nicht dauern, durch den Zoll und zum Hotel zu kommen. Zehn Minuten, bis sie unser Gepäck raufgeschafft haben … fünf Minuten, um uns zu zeigen, wie die Lichtschalter funktionieren … dreißig Sekunden, um das Bitte-nicht-stören -Schild aufzuhängen …
Fast sechs Stunden. Ich bin nicht sicher, ob ich fast sechs Stunden warten kann. Ben scheint es genauso zu gehen. Er hechelt schon. Mit beiden Händen macht er sich zwischen meinen Schenkeln zu schaffen. Ich kann mich kaum auf mein Obst
Weitere Kostenlose Bücher