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Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Titel: Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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zurück. »Bestimmt hat er uns verpfiffen. Er hat geahnt, was wir vorhaben.«
    »Mistkerl.«
    Ich sinke in einen der plüschigen Sessel und sehe mich unglücklich um. Wieso stellen die einem eigentlich nichts zur Verfügung, wo man Sex haben kann? Wieso interessieren sich alle immer nur für einen Netzzugang und Weintrauben?
    »Dann trinken wir eben Champagner«, sagt Ben und drückt meine Schulter. »Egal. Freuen wir uns auf heute Abend.«
    »Freuen wir uns auf heute Abend«, stimme ich ihm inbrünstig zu.
    Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. Noch fünfeinhalb Stunden, bis wir das Bitte-nicht-stören -Schild aufhängen können. Bis dahin zähle ich die Millisekunden. Als Ben zum Tresen geht, zücke ich mein Handy und schreibe Fliss.
    Wir wurden erwischt. Jemand hat uns verpfiffen. Schweine.
    Es folgt eine ziemlich lange Pause – dann kommt ihre Antwort.
    Du Ärmste! Guten Flug. xxx

9
    Fliss
    Bildung. Es ist eine Bildungsreise . Jawohl.
    Ich habe nicht um Erlaubnis gefragt. Ich habe es nicht frühzeitig angekündigt. Ich habe nicht im Büro der Schulleiterin gesessen und mir ihren Sermon angehört. Ich glaube, in diesem Fall ist das Überraschungsmoment von entscheidender Bedeutung.
    »Mrs Phipps?« Mrs Hocking steckt ihren Kopf aus der Tür zum Klassenzimmer. »Sie wollten mich sprechen?«
    »Ah, hallo.« Ich lächle so zuversichtlich, wie es mir möglich ist. »Ja. Nur eine Kleinigkeit. Ich werde Noah ein paar Tage aus der Schule nehmen müssen. Wir fahren auf eine griechische Insel. Es wird eine Bildungsreise.«
    »Ah.« Sie runzelt entmutigend die Stirn. »Ich fürchte, da werden Sie die Erlaubnis der Schulleitung einholen müssen …«
    »Das verstehe ich.« Ich nicke. »Leider habe ich keine Zeit, die Schulleiterin zu fragen, da sie – soweit ich weiß – heute nicht da ist.«
    »Ach, so? Wann wollten Sie denn weg?«
    »Morgen.«
    »Morgen?« Mrs Hocking ist bestürzt. »Aber das Schuljahr hat doch erst vor zwei Tagen begonnen!«
    »Ach, ja!« Ich gebe mich überrascht, als wäre es mir noch gar nicht aufgefallen. »Nun, ich fürchte, es handelt sich um einen Notfall.«
    »Was denn für ein Notfall?«
    Ein Notfall im Zusammenhang mit Sex und Flitterwochen. Sie wissen schon.
    »Eine … familiäre Krise«, improvisiere ich. »Aber wie gesagt, es wird eine Bildungsreise. Außerordentlich bildend.« Ich breite die Arme aus, als wollte ich andeuten, wie bildend diese Reise wird. »Sehr, sehr bildend.«
    »Hmm.« Mrs Hocking will offenbar nicht nachgeben. »Das ist jetzt das vierte Mal, dass Noah in diesem Jahr aus der Schule genommen wird.«
    »Wirklich?« Ich stelle mich dumm. »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Ich weiß, es war …«, sie räuspert sich, »… schwierig für Sie. Mit Ihrem Job und … allem.«
    »Ja.«
    Beide starren wir an die Decke, als wollten wir die Erinnerung daran tilgen, wie Daniel sich damals gerade seine neuen Staranwälte genommen hatte und ich beim Abholen von Noah in Tränen ausbrach und mehr oder weniger schluchzend in ihren Armen lag.
    »Na gut.« Sie seufzt. »Meinetwegen. Ich informiere die Schulleitung.«
    »Danke«, sage ich kleinlaut.
    »Noah hat gerade seine Förderstunde, aber wenn Sie reinkommen wollen, gebe ich Ihnen seine Tasche.«
    Ich folge ihr ins leere Klassenzimmer, das nach Holz und Farbe und Knetgummi riecht. Ihre Assistentin Ellen räumt gerade ein paar Plastiktischchen weg und blickt strahlend zu mir auf. Ellens Mann ist ein gut verdienender Banker, und sie ist ein großer Fan von Fünf-Sterne-Hotels. Jeden Monat liest sie unsere Zeitschrift und fragt mich ständig nach den neuesten Wellness-Oasen und ob Dubai noch in ist.
    »Mrs Phipps nimmt Noah mit auf eine Bildungsreise nach Griechenland«, sagt Mrs Hocking mit ausdrucksloser Stimme, die eigentlich sagen soll: »Diese verantwortungslose Mutter geht auf einen Sauf-und-Drogen-Trip und schleift ihren armen Sohn mit, der allein vom Qualm schon ganz high wird, aber was soll man machen?«
    »Wie schön!«, sagt Ellen. »Aber was ist mit Ihrem kleinen Welpen?«
    »Meinem was?« Ratlos starre ich sie an.
    »Noah hat uns von Ihrem jungen Hund erzählt. Dem Cockerspaniel?«
    »Cockerspaniel?« Ich lache. »Ich weiß nicht, wie er darauf kommt. Wir haben keinen Hund, und wir kriegen auch keinen …« Ich stocke. Mrs Hocking und Ellen tauschen Blicke. »Was ist?«
    Die beiden schweigen, dann seufzt Mrs Hocking. »Wir haben uns schon gewundert. Sagen Sie, ist Noahs Großvater kürzlich gestorben?«
    »Nein.«

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