Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
offenbar dasselbe denkt.
Als er merkt, dass ich mich aufsetze, nimmt Georgios Haltung an.
»Madam möchte schwimmen? Madam möchte über den heißen Sand laufen?« Er reicht mir die Flipflops.
Was?
Okay, das ist doch krank. Diese Fünf-Sterne-Hotels sind total drüber. Ja, ich bin im Urlaub, und ja, es ist nett, gut versorgt zu werden. Aber das heißt doch nicht, dass ich plötzlich nicht mehr in der Lage wäre, ein Handtuch auszubreiten oder eine Flasche aufzuschrauben oder meine Flipflops selbst anzuziehen.
»Nein, danke. Am allerliebsten möchte ich …« Ich versuche, mir eine zeitaufwendige Beschäftigung einfallen zu lassen. »Ich möchte einen frisch gepressten Orangensaft mit etwas Honig darin. Und ein paar M &M s. Nur die braunen. Vielen Dank, Georgios.«
»Madam.« Er verbeugt sich und geht.
»Braune M &Ms?«, fragt Ben ungläubig. »Du Diva.«
»Ich wollte ihn doch nur loswerden!«, erwidere ich. »Will er uns denn den ganzen Tag verfolgen? Ist das die Aufgabe eines Butlers?«
»Weiß der Himmel.« Ben wirkt abgelenkt. Immer wieder beäugt er mein Bikini-Oberteil. Oder besser: den Inhalt meines Bikini-Oberteils.
»Ich schmier dich mit Sonnencreme ein«, sagt er. »Den Job überlasse ich bestimmt nicht dem Butler.«
»Okay. Danke.« Ich reiche ihm die Flasche, und er spritzt einen Riesenklacks Creme auf seine Handfläche. Als er anfängt, sie zu verreiben, atmet er scharf ein.
»Sag Bescheid, wenn ich zu grob bin«, murmelt er. »Oder nicht grob genug.«
»Äh … Ben«, flüstere ich. »Ich meinte meinen Rücken. Eigentlich brauche ich keine Hilfe, um mir mein Dekolleté einzucremen.«
Ich glaube, Ben kriegt nichts mehr mit, denn er hört nicht auf. Eine Frau in der Nähe guckt uns komisch an. Da nimmt Ben den nächsten Klecks Sonnencreme und fängt an, sie unter meinem Bikinioberteil zu verteilen. Mit beiden Händen. Schwer atmend. Und inzwischen gucken schon mehrere Leute herüber.
»Ben!«
»Ich mache es nur ordentlich«, murmelt er.
»Ben! Hör auf!« Ich weiche zurück. »Du sollst mir den Rücken eincremen!«
»Stimmt.« Er blinzelt ein paarmal mit leerem Blick.
»Vielleicht sollte ich es lieber selbst machen.« Ich nehme ihm die Flasche weg und fange an, meine Beine einzucremen. »Willst du auch? Ben?« Ich winke, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, aber er wirkt wie in Trance. Plötzlich kommt er zu sich.
»Ich habe eine Idee.«
»Was für eine Idee?«, frage ich skeptisch.
»Eine geniale Idee.«
Er steht auf und geht zu einem Pärchen hinüber, das sich auf zwei Sonnenliegen räkelt. Die beiden sind mir schon vorhin beim Frühstück aufgefallen. Beide haben rote Haare, und ich dachte noch, dass sie bestimmt in der Sonne verbrennen.
»Hi.« Charmant lächelt Ben die Frau an. »Haben Sie einen schönen Urlaub? Ich bin übrigens Ben. Wir sind gerade erst angekommen.«
»Oh. Hi.« Die Frau klingt etwas misstrauisch.
»Hübscher Hut.« Er deutet auf ihren Kopf.
Hübscher Hut? Das ist der unscheinbarste Strohhut, den ich je gesehen habe. Was hat er vor?
»Ich wollte nur mal was fragen«, fährt Ben fort. »Ich habe ein kleines Problem. Ich muss dringend telefonieren, und im Moment können wir nicht in unser Zimmer. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihres benutzen würde? Nicht lange. Ich würde nur kurz reinspringen. Mit meiner Frau«, fügt er beiläufig hinzu. »Es würde ganz schnell gehen.«
Die Frau weiß nicht recht, was sie dazu sagen soll.
»Telefonieren?«, fragt sie.
»Eine geschäftliche Angelegenheit«, sagt Ben. »Wie gesagt, es würde ganz schnell gehen. Nur rein und raus.«
Er sieht zu mir herüber und zwinkert mir kaum merklich zu. Ich würde lächeln, wenn ich nicht vor lauter Lüsternheit wie erstarrt wäre. Ein Zimmer. Oh Gott, wir brauchen so dringend ein Zimmer …
»Liebling?« Die Frau beugt sich vor und stößt ihren Mann an. »Diese Leute möchten unser Zimmer leihen.« Der Mann setzt sich auf und starrt Ben an, schützt seine Augen vor der Sonne. Er ist älter als seine Frau und löst gerade das Kreuzworträtsel aus der Times .
»Ach ja? Wozu soll das gut sein?«
»Um zu telefonieren«, sagt Ben. »Nur ein ganz schnelles Geschäftsgespräch.«
»Wieso gehen Sie denn nicht in den Konferenzraum?«
»Nicht ungestört genug«, sagt Ben, ohne mit der Wimper zu zucken. »Es geht um ein sehr vertrauliches Telefonat. Es wäre schön, wenn ich irgendwo allein sein könnte.«
»Aber …«
»Ich sage Ihnen was …« Ben zögert. »Wie wäre
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