Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
gestern Abend.
»Guten Morgen, Mr Parr, Mrs Parr!«, flötet er. »Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen? Ich bitte für gestern tausendmal um Entschuldigung. Aber ich bringe gute Neuigkeiten! Wir kommen, um Ihre Betten zu tauschen.«
13
Lottie
Das kann nicht wahr sein. Wir wurden aus unserer eigenen Honeymoon-Suite verdrängt.
Was ist los mit denen? In meinem ganzen Leben habe ich noch nie einen so unfähigen Haufen gesehen. Bei dem einen Bett haben sie die Beine abgeschraubt, es rumgeschoben und angehoben und für zu groß erklärt, dann schlug Nico vor, die Beine wieder anzuschrauben und noch mal von vorne anzufangen … und die ganze Zeit war Ben kurz davor, in die Luft zu gehen.
Schließlich fing er an, so laut zu schreien, dass die Arbeiter sich schutzsuchend um Nico scharten. Zugutehalten muss man Nico, dass er selbst noch die Ruhe bewahrte, als Ben anfing, mit dem Fön herumzufuchteln. Nico bat uns, die Suite zu verlassen, solange die Arbeiter beschäftigt sind, und fragte, ob wir vielleicht auf Kosten des Hauses ein à la carte-Frühstück auf der Veranda einnehmen wollten.
Das war vor zwei Stunden. Wie lange kann man à la carte frühstücken? Als wir in unser Zimmer kommen, um unser Strandzeug zu holen, sind da immer noch Leute, die die Betten begutachten und sich am Kopf kratzen. Überall liegen Bettenbeine und Kopfplatten herum, und eine riesengroße Matratze steht aufrecht an die Wand gelehnt. Offenbar handelt es sich um »die falsche Sorte Bett«. Was soll das eigentlich heißen?
»Wie schwer kann es sein, ein paar Betten auszutauschen?«, fragt Ben mit wutverzerrter Miene, als wir uns auf den Weg zum Strand machen. »Sind die ein bisschen blöd, oder was?«
»Genau das habe ich auch gedacht.«
»Es ist doch lächerlich.«
»Haarsträubend.«
Am Strandübergang bleiben wir stehen. Mir bleibt die Spucke weg. Blaues Meer, goldener Sand, die luxuriösesten Sonnenliegen, die ich je gesehen habe, weiße Schirme blähen sich im Wind, und Kellner eilen mit Tabletts umher. An jedem anderen Tag würde ich bei diesem Anblick ins Schwärmen kommen.
Aber im Moment will ich nur eins. Und zwar nicht sonnenbaden.
»Die hätten uns ein anderes Zimmer geben müssen«, sagt Ben zum hundertsten Mal. »Wir sollten sie verklagen.«
Als man uns bat, das Zimmer zu verlassen, erkundigte sich Ben sofort nach einem Ersatz, und einen himmlischen Augenblick lang dachte ich, am Ende würde doch noch alles gut ausgehen. Wir könnten uns in ein Ausweichzimmer zurückziehen, einen schönen Morgen zusammen verbringen und pünktlich zum Mittagessen wieder auftauchen … aber nein. Nico rang seine Hände und sagte, er sei am Boden zerstört, aber das Hotel sei total ausgebucht, und ob er uns eine kostenlose Fahrt im Heißluftballon anbieten dürfe?
Eine kostenlose Fahrt in einem Heißluftballon. Ich dachte, Ben explodiert gleich.
Als wir am Handtuchständer stehen bleiben, spüre ich jemanden in der Nähe. Es ist Georgios. Wo kommt der denn her? Ist er uns gefolgt? Gehört das zum Service? Ich stoße Ben an, und er zieht die Augenbrauen hoch.
»Madam«, sagt Georgios feierlich. »Darf ich Ihnen mit den Handtüchern behilflich sein?«
»Oh. Mh, danke«, sage ich unbeholfen. Ich brauche eigentlich keine Hilfe, aber es wäre unhöflich, ihm schon wieder zu sagen, dass er verschwinden soll.
Georgios greift sich zwei Handtücher, und wir folgen einem Strandwärter zu ein paar Sonnenliegen mit Blick aufs Meer. Viele Gäste haben sich bereits niedergelassen, und ein Duft von Sonnencreme liegt in der Luft. Sanft spülen Wellen an den Strand. Ich muss zugeben, dass es hier wirklich traumhaft ist.
Mit militärischer Präzision breiten der Strandwärter und Georgios gemeinsam unsere Handtücher aus.
»Mineralwasser.« Georgios stellt einen Getränkekühler auf unseren Tisch. »Soll ich Madam den Verschluss öffnen?«
»Keine Sorge. Vielleicht nehme ich mir später selbst. Vielen Dank, Georgios. Das wäre vorerst alles. Dankeschön.« Ich setze mich auf die eine Liege, und Ben nimmt die andere. Ich streife meine Flipflops ab, schäle mich aus meinem Kaftan-Top und schließe die Augen, in der Hoffnung, dass Georgios die Botschaft versteht. Im nächsten Moment streicht ein Schatten über meine Augenlider, und ich mache sie auf. Entgeistert sehe ich, dass Georgios meine Flipflops ordentlich hinstellt und meinen Kaftan zusammenfaltet.
Will er eigentlich den ganzen Tag in unserer Nähe bleiben? Ich sehe zu Ben hinüber, der
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