Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
sich herum und steigt aus dem Bett, splitternackt.
»So kannst du nicht rausgehen!«, quieke ich. »Zieh dir was über.«
Bens Miene wird immer mörderischer. Er streift einen Frotteebademantel über und reißt die Tür auf. Und tatsächlich steht da Georgios und arrangiert die Gläser auf der Cocktailbar.
»Äh, Georgios«, sagt Ben. »Ich glaube, Sie haben mich missverstanden. Ich danke Ihnen vielmals. Das wäre vorerst alles. Danke schön.«
»Ich verstehe, Sir.« Georgios verneigt sich leicht. »Ich harre Ihrer Anweisung.«
»Okay.« Ich spüre, dass Bens Geduldsfaden demnächst reißen wird. »Nun, meine Anweisung an Sie ist, dass Sie gehen sollen. Hinaus. Hinfort. Adios.« Er macht eine Geste, als wollte er ihn verscheuchen. »Lassen Sie uns allein .«
»Ah.« Endlich dämmert es Georgios. »Ich verstehe. Sehr wohl, Sir. Rufen Sie mich, wenn Sie irgendetwas brauchen.« Er verbeugt sich noch einmal, dann macht er sich auf den Weg in die Küche. Ben zögert einen Moment, dann folgt er ihm, um sicherzustellen, dass der Butler auch wirklich geht.
»Genau so«, höre ich ihn sagen. »Gehen Sie und legen Sie die Füße hoch, Georgios. Machen Sie sich um uns keine Gedanken. Nein, wir können uns das Wasser selbst einschenken, danke. Bis bald. Auf Wiedersehen …« Seine Stimme wird leiser, als er die Küche betritt.
Einige Augenblicke später erscheint Ben wieder in der Schlafzimmertür und schlägt die rechte Faust in die Luft. »Weg ist er! Endlich!«
»Gut gemacht!«
»Sturer Bock.«
»Er tut ja nur seine Arbeit.« Ich zucke mit den Schultern. »Offensichtlich hat er ein ausgeprägtes Pflichtgefühl.«
»Der wollte partout nicht gehen«, sagt Ben. »Man sollte doch meinen, dass er jede Möglichkeit nutzen würde, einen Moment freizubekommen. Aber er wollte mir allen Ernstes einreden, wir bräuchten ihn, um Mineralwasser einzuschenken, und ich musste immer wieder erklären, nein, brauchen wir nicht, das können wir auch allein. Da fragt man sich doch, was für Leute hier sonst absteigen …« Ben stutzt, und sein Mund bleibt offen stehen. Als ich mich umwende, merke ich, dass auch meiner offen stehen bleibt.
Nein.
Das kann nicht sein …
Ungläubig sehen wir, wie Hermes, der Hilfsbutler, das Wohnzimmer betritt.
»Guten Morgen, Mr und Mrs Parr«, ruft er fröhlich. Er tritt an die Cocktailbar und fängt an, genau dieselben Gläser umzuarrangieren, die Georgios vor zehn Sekunden geputzt hat. »Kann ich Ihnen einen Drink anbieten? Einen kleinen Snack? Kann ich Ihnen mit dem heutigen Unterhaltungsprogramm behilflich sein?«
»Was … was …?« Ben scheint es die Sprache verschlagen zu haben. »Was zum Teufel machen Sie hier?«
Hermes blickt auf, versteht die Frage offenbar nicht.
»Ich bin Ihr Butlerassistent«, sagt er schließlich. »Ich habe Dienst, solange Georgios sich ausruht. Ich erwarte Ihre Anweisung.«
Mir ist, als hätte ich den Verstand verloren.
Wir sind gefangen in der Butlerhölle.
Leben reiche Leute so? Kein Wunder, dass Prominente immer dermaßen übellaunig aussehen. Die denken: »Wenn uns der Butler doch nur mal in Ruhe lassen würde, damit wir verdammt noch mal Sex haben können.«
»Bitte.« Ben sieht aus, als wäre er dem Wahnsinn nah. »Bitte, gehen Sie. Jetzt. Sofort.« Er schiebt Hermes zur Tür hinaus.
»Sir«, sagt Hermes besorgt. »Ich nehme nie den Gästeeingang, ich nehme stets den Kücheneingang.«
»Es ist mir völlig egal, welchen gottverdammten Eingang Sie nehmen!« Ben schreit förmlich. »Geh endlich! Raus! Verzieh dich!« Er scheucht Hermes zur Tür, wie Ungeziefer, und Hermes weicht entsetzt zurück. Ich sehe von der Tür aus zu, mit der Daunendecke um die Schultern, und alle drei zucken wir zusammen, als es an der Tür klingelt. Ben erstarrt und sieht sich um, als erwarte er einen Hinterhalt.
»Sir.« Hermes fängt sich. »Bitte, Sir. Erlauben Sie, dass ich die Tür öffne?«
Ben antwortet nicht. Schwer schnaufend sieht er mich an, und ich zucke gequält mit den Schultern. Wieder klingelt es.
»Bitte, Sir«, wiederholt Hermes. »Erlauben Sie, dass ich zur Tür gehe?«
»Meinetwegen«, sagt Ben finster. »Machen Sie auf. Aber keine Putzkolonne. Kein Wohlfühl-Service, kein Champagner, kein Obst und keine verfluchten Harfen.«
»Sehr wohl, Sir«, sagt Hermes und mustert ihn ängstlich. »Wenn Sie gestatten …« Hermes schiebt sich an Ben vorbei in die Lobby und öffnet die Tür. Herein schwebt Nico, gefolgt von denselben sechs Arbeitern wie
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