Das Höllenbild
einem Weg finden.«
»Vielleicht sollten wir es bewachen«, schlug Suko vor.
»Das habe ich auch gedacht. Aber nicht jetzt. Später. Auch in der Nacht.«
»Was willst du jetzt unternehmen?«
Ich lächelte. »Was trinken. Ich habe nämlich Durst auf einen Kaffee, und Hunger habe ich auch. Da gibt es doch eine Cafeteria, die zum Museum gehört. Laß uns dort hingehen.«
Suko war sofort einverstanden. Um diese Zeit meldeten sich zumeist unsere Mägen.
Das Ziel war leicht zu finden. Schon beim Herweg waren mir die Pfeile aufgefallen, die uns den Weg wiesen.
Einen vorerst letzten Blick warf ich auf das Gemälde und war davon überzeugt, daß uns diese Wand erst einen Teil ihres Geheimnisses gezeigt hatte. Da würde es noch einiges an Problemen geben, das stand fest.
So mäßig wie das Museum um diese Zeit besucht war, so leer sah auch der große Raum mit den hohen Glasscheiben aus. Im Sommer sicherlich schöner als im Winter, an diesem grauen, kalten Tag lohnte es sich kaum, nach draußen zu schauen. Außer uns befanden sich noch vier Gäste in der Cafeteria. Sie saßen wie verloren am Fenster und tranken Bier.
Man mußte sich selbst bedienen. Suko und ich gingen auf die Theke zu, in der die meisten Vitrinen leer waren.
Hot dogs gab es. Wir nahmen jeder einen und auch einen Becher Kaffee, den Suko dem hier verkauften Tee noch vorzog. Wir schoben die Tabletts zur Kasse, bezahlten und gingen zu einem Tisch nahe des Eingangs.
Das Essen war auch nicht das Wahre. Ein pappiges durchbohrtes Brötchen, in dem eine Wurst steckte, die mehr nach Milcheiweiß schmeckte als nach Fleisch. Der Hunger trieb es hinein.
Mit Kaffee spülten wir beide die letzten Reste in den Magen, bevor wir uns unterhielten.
»Wie fangen wir es an?« fragte Suko.
»Was meinst du damit?«
»Tu nicht so naiv. Wir müssen versuchen, dem Bild die Geheimnisse zu entlocken.«
»Stimmt.«
»Ich höre deine Vorschläge.«
Der Kaffee schimmerte mir entgegen, als ich in die Tasse schaute.
»Vorschläge habe ich nicht. Ich weiß nicht mal, ob Arlene Shannon noch lebt oder schon längst in einen anderen Zustand übergegangen ist.«
»Würde sich ihr Körper dann dermaßen echt abzeichnen?« Suko zeigte mir seine Skepsis. »Ich kann mir vorstellen, daß sie in dem Bild lebt und auf eine Chance wartet, es zu verlassen.«
»Ob sie das kann?«
»Bestimmt, John. Diese Frau ist etwas Besonderes. Die schafft es durchaus, die Zeiten zu wechseln und auch die Orte. Das traue ich ihr einfach zu.«
»Ja, kann sein.« Ich trank den Rest der braunen Brühe. »Dabei frage ich mich nur, wie wir es schaffen sollen, ihr das Geheimnis zu entlocken. Oder auch ihm, damit meine ich das Bild.«
»Und du hast nichts gespürt, als du es dir aus der Nähe angeschaut hast?«
»Nein.«
Suko wiegte den Kopf. »Dabei habe ich gehofft, daß sich unsere Freundin bewegt.«
»Nur sie?«
»Ach, du denkst einen Schritt weiter und meinst eventuell diesen Götterboten?«
»Ja.«
»Über den habe ich mir auch Gedanken gemacht«, sagte Suko. Er schaute den vier Gästen nach, die den Raum verließen. Jetzt waren wir die einzigen. Als die Leute die Tür hinter sich geschlossen hatten, sprach er weiter. Er senkte wieder seine Stimme. Bei dieser kahlen Einrichtung war das Echo ziemlich laut. »Wenn wir davon ausgehen, John, daß Arlene Shannon noch lebt, zwar im Bild gefangen ist, aber trotzdem lebt, dann könnte man das doch auch auf den komischen Götterboten übertragen. Der braucht auch nicht nur einfach gemalt zu sein, finde ich.«
»Da kannst du recht haben.«
»Ich denke auch darüber nach, aus welcher Zeit er wohl stammen mag. Hast du eine Ahnung?«
Ich strich mein Haar zurück und atmete dabei durch die Nase ein.
»Eigentlich tippe ich auf Griechenland.«
»Nicht auf die Römer?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Er sieht mir mehr griechisch aus. Ich kann mich natürlich täuschen, aber vom Gefühl her tippe ich auf die griechische Kultur.«
»Sehr schön.«
»Nimm mich nicht auf den Arm, Suko. Überzeugend hat sich deine Antwort nicht angehört.«
Er verzog den Mund zu einem Lächeln. »Das war sie auch nicht, da bin ich ehrlich. Fragen wir mal anders. Welche Kulturen existierten vor den Griechen?«
»Willst du mich testen? Die Ägypter. Die Sumerer. Die Phönizier. Die Assyrer und…«
»Früher!«
Ich lächelte über den Tisch hinweg. »Atlantis, alter Freund. Darauf wolltest du doch hinaus.«
Er nickte. »Genau das. Ich glaube daran, daß wir es hier mit
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