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Das Höllenbild

Das Höllenbild

Titel: Das Höllenbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schwere Luft strömte durch meine Nase, als ich Atem holte. Ich merkte, wie sie meinen Kopf füllte, ich fühlte mich sogar für einen Moment benommen und spürte einen ungewöhnlichen Druck auf den Ohren. Etwas kam immer näher. Ich schielte zur Seite, um viel leicht einen Schatten zu sehen, was nicht der Fall war.
    Es wartete eine Überraschung auf mich. Das war mir klar. Ein Riese, der auf mich zukam und mich wie ein lästiges Insekt betrachtete, das er zertreten konnte?
    Es hatte keinen Sinn, weiterhin darüber nachzugrübeln. Ich wollte es einfach wissen, überwand meine eigene innerliche Sperre und drehte mich um.
    Vor mir stand eine Frau.
    Ich kannte sie bisher nur vom Bild her.
    Es war die Heilige!
    ***
    Wir schauten uns an. Zumindest ich war so stark überrascht, daß es mir nicht gelang, ein Wort zu sagen. Ich begrüßte die Frau auch nicht, ich fragte nicht nach ihrem Namen. Ich starrte sie nur an, die mir jetzt mehr vorkam wie eine alt gewordene Fee, obwohl alt auch nicht so recht stimmte, wenn ich in ihr faltenfreies Gesicht schaute. Es wirkte alterlos.
    Sie trug das weiße Tuch um den Kopf. Diesmal hielt sie die Augen offen.
    So konnte ich zum erstenmal die Farbe ihrer Pupillen sehen. Nein, eine intensive Farbe war es nicht direkt.
    Die Augen schienen mir blaß zu sein, zugleich sehr fragil wie dünnes Glas. Ich sah die gerade Nase, den Mund mit den ebenfalls schmalen Lippen, der so wirkte, als würde die Frau ständig lächeln.
    Sie trug nicht nur das Kopftuch, sondern als Oberteil eine Kutte oder ein Kleid. Jedenfalls war es so geschnitten, daß diese Person auch eine Nonne hätte sein können, wobei das Kleid eine helle, aber leicht ins Bräunliche abgleitende Farbe hatte.
    Ich wußte nicht, wer sie war und ob sie meine Sprache überhaupt verstand, aber ich hatte in meinem Leben auch erlebt, daß Sprachen oft kein Hindernis sind, wenn sich andere Welten öffneten. Bisher war es mir fast immer gelungen, mit sogenannten Fremden zu kommunizieren, und auch diesmal unternahm ich den Versuch.
    Ich behielt mein Lächeln bei und nickte ihr zu.
    Die Frau grüßte zurück. Sie tat es mit einer knappen Kopfbewegung, und sie machte mir Mut, denn für mich war es der Beweis, daß sie mir nicht feindlich gegenüberstand, sie hatte auch während dieses Grußes ihr feines Lächeln beibehalten.
    Da der erste Versuch so gut geklappt hatte, entschloß ich mich zu einem zweiten. Ich wollte sie reden hören, und deshalb sprach ich sie mit einer schlichten Frage an. »Wer bist du?«
    Drei Worte, die sehr wichtig waren. Ich wartete auf eine Antwort.
    Hoffentlich hatte sie mich verstanden, und sie gab mir die Antwort, denn sie nickte mir zu.
    »Wer bist du?« wiederholte ich meine Frage. Himmel, konnte sie denn nicht reden? War sie stumm?
    »Myrna…«
    Ja, sie hatte gesprochen, und sie mußte mich auch verstanden haben, denn ich wußte jetzt ihren Namen. Myrna also.
    »Sehr schön«, sagte ich. »Ein guter Name. Ich bin John, und ich komme mir etwas verloren in dieser Welt vor«, erklärte ich, wobei ich noch lachte.
    Sie ließ sich Zeit, bevor sie etwas sagte. Dann aber wiederholte sie meinen Namen mit einer singenden Stimme. Und dieser melodische Klang war mir bereits bei ihrer ersten Antwort aufgefallen, aber auf keinen Fall unangenehm.
    »Ja«, sagte sie und nickte. »Es ist wunderbar, daß wir uns verstehen. Es gibt keine Hindernisse.«
    »Die Welt ist voller Wunder«, erklärte ich. »Vor allen Dingen für einen Menschen wie mich.«
    Da lächelte sie wieder und fragte mich mit leiser Stimme: »Du bist ein Fremder, und ich möchte dich fragen, woher du kommst. Wo liegt deine Heimat?«
    Ich hob die Schultern. »Weit weg. In der Ferne. In einer anderen Zeit. In der Zukunft. Aber ich kenne dich, Myrna, denn ich habe dich in meiner Zeit bereits gesehen.«
    »Wo?«
    »In einem Gemälde. In einem sehr großen Bild, das im Fels gefunden wurde.«
    Die Frau mit dem Heiligengesicht überlegte einen Augenblick.
    Leider kriegte ich eine zu orakelhafte Antwort, denn sie sagte nur: »Die Welt ist voller Wunder und Rätsel. Sie war es schon immer, und sie wird es auch immer wieder sein.«
    »Ja, da hast du recht. Aber wäre es nicht etwas Besonderes, wenn wir uns darum kümmern würden, diese Wunder aufzuklären? Mit ihnen zu leben und sie zu begreifen?«
    Sie schaute mich nur an. Und zwar so, daß ich nicht umhin kam, mich auf ihre Augen zu konzentrieren, die mich durch ihren Blick unter Kontrolle hielten, als wollten sie mich

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