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Das Höllenbild

Das Höllenbild

Titel: Das Höllenbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie wieder hoch, nur störte das den Riesen nicht. Er wollte freie Bahn haben, ein störungsfreies Umfeld. Nicht mal auf seine Hüterin hatte er Rücksicht genommen, weshalb hätte er bei mir anders reagieren sollen?
    Und so kam er näher.
    Schritt für Schritt.
    Ich wich zurück, obwohl ich wußte, daß ich keine Chance hatte. Er war schneller, viel schneller als ich, allein schon bedingt durch seine Größe.
    Er ließ sich nicht aufhalten und ging weiter. Ich spürte ihn und das Böse, das er ausstrahlte, und ich wußte, daß ich mich stellen mußte.
    Als er die Hütte mit einem wütenden Tritt endgültig zerstörte, blieb ich stehen.
    Die Waffe hielt ich fest. Das Kreuz ließ ich stecken. Es würde nichts, aber auch gar nichts bringen. So mußte ich es mit der einfachen Beretta versuchen…
    ***
    Arlene Shannon freute sich!
    Sie war gefesselt. Trotzdem fühlte sie sich als Siegerin. Es war der alte Kampf, es waren die alten Gegensätze, die in ihr feststeckten. Recht gegen Unrecht. Demokratie gegen Willkür. Sie hatte die demokratischen Strukturen immer gehaßt. Es war ihr zum Prinzip geworden. Sie hatte den Staat verflucht, der ihr die Luft zum Atmen nahm. Sie hatte für ein freies Irland gekämpft, und jetzt sah sie, wie ein Vertreter dieses Staates in die Klemme geraten war, sogar in einer lebensbedrohlichen Lage.
    Dies als unbeteiligte Zeugin mit ansehen zu müssen, machte ihr Spaß.
    Es war einfach herrlich, und sie wartete darauf, ob es dem Bullen gelang, sich zu befreien.
    Suko kümmerte sich nicht um die Mörderin. Er hatte ihr Lachen ignoriert.
    Er ignorierte auch ihre Freude, denn das Gemälde lebte wieder, aber es zeigte ein anderes Motiv als zuvor. Diesmal bewegte sich eine für das Bild fremde Gestalt. John Sinclair war von ihm geholt worden. Er steckte nicht nur in diesem Gemälde, er war zugleich in einer anderen Zeit gefangen, wo er um sein Leben kämpfen mußte.
    Ein Mensch gegen einen Riesen!
    Da konnte es im Prinzip nur einen Sieger geben, doch Suko kamen Zweifel. Er setzte seine Hoffnungen auf zwei Tatsachen. Zum einen war sein Freund bewaffnet, zum anderen war es wohl kaum möglich, daß er für immer verschollen blieb. Es mußte einen Weg geben, um diese Zeit verlassen zu können.
    Suko hatte sich auch mit der neuen Umgebung zurechtgefunden. Das Bild hatte auch seinen Hintergrund verändert. Er war nicht mehr so braun, verbrannt und düster. Suko entdeckte die Wiesen, auf denen so herrliche Blumen standen. Er glaubte auch, dieses Land zu kennen. Eine flüchtige Erinnerung an Avalon durchschoß ihn. John befand sich dort nicht zum erstenmal. Er hatte auf der Insel der Äpfel sogar Freunde. Die aber schienen weit entfernt zu sein.
    Wohin Suko auch schaute, es war ihm nicht möglich, einen Helfer zu sehen.
    Arlene Shannon schob sich an ihn heran. Sie blieb dicht bei ihm stehen und brauchte nicht laut zu sprechen, um sich verständlich zu machen.
    »Dein Freund wird keine Chance haben, Bill! Der kleine Riese zerreißt ihn. Er macht ihn fertig. Er wird…«
    »Sei still!«
    »Gefällt dir wohl nicht, wie?«
    Suko fuhr zu der Mörderin herum. Als diese in seine Augen schaute, hielt sie den Mund.
    Wieder drehte sich Suko dem Geschehen auf dem Gemälde zu. Dort ging es weiter, das mußte einfach so sein, und so erlebte er, wie John alles auf eine Karte setzte…
    ***
    Noch immer schaute ich hoch und konzentrierte mich auf das Gesicht des Riesen.
    Es war für mich am wichtigsten. Um ihn zu stoppen, mußte ich ihn erschießen. Er mußte tödlich getroffen werden. Verletzte ich ihn nur, dann würde er noch durchdrehen und in seiner Panik alles Erreichbare in seiner Umgebung zerstören.
    Ich wartete noch ab. Er ging. Er bewegte sich dabei von einer Seite zur anderen. Um mich sehen zu können, mußte er den Kopf senken. Erst dann konnte er seinen kleineren Feind richtig fixieren.
    Damit tat er mir einen Gefallen.
    Die Arme streckte er ebenfalls vor. Schon einmal hatte er mit seinen Händen grausam getötet. Das sollte ihm nicht ein zweites Mal gelingen, und deshalb drückte ich ab. Ich machte mir dabei auch klar, keinen normalen Menschen vor mir zu haben. Es war eine Mutation, es war jemand, für den es keine Gesetze gab. Er war ein Teil böser Vergangenheit, konserviert in einem Gemälde, das seine friedliche Stimmung längst verloren hatte.
    Etwas riß an seiner linken Wange auf. Dort hatte ihn das geweihte Geschoß erwischt. Die Kugel steckte tief in seinem Schädel, der plötzlich in die Höhe ruckte.

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