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Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman

Titel: Das Höllenschiff: Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James McGee
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einer der Hauptunterschiede zwischen der britischen und der französischen Armee. Während die Truppen Großbritanniens aus Freiwilligen bestanden – unter denen viele Verbrecher oder Obdachlose waren, die sich meldeten, um kostenloses Essen und ein Dach über dem Kopf zu haben -, fand man in den Truppen von Bonaparte Männer aus allen Schichten der Bevölkerung. Es war durchaus möglich, dass es an Bord der Rapacious genauso viele Handwerker und Lehrer gab wie in jeder kleinen Stadt hier im Mündungsgebiet der Medway.
    »Mir fällt auf, dass Sie Ihr rechtes Bein schonen«, sagte Lasseur. »Sind Sie verwundet worden?«
    Fouchet lächelte. »Musketenkugel, knapp unter dem Knie.« Er klopfte leicht auf das Gelenk. »Bei Kälte tut es höllisch weh, und feuchtes Wetter ist auch nicht besonders gut.«
    Der Lehrer wandte sich an Hawkwood. »Und Sie, Captain Hooper, was ist mit Ihnen passiert? Wie sind Sie in Gefangenschaft geraten?«
    »Die anderen waren in der Überzahl«, sagte Hawkwood.
    Fouchet lachte. »Wenn ich mich recht erinnere, sagte Murat, es sei bei Ciudad Rodrigo gewesen?«
    Hawkwood nickte.
    »Das war weit von der Heimat. Was macht ein Amerikaner nur dort?«
    Es war die Frage, die Hawkwood erwartet hatte und die er mit größter Vorsicht beantworten musste.
    »Hauptsächlich britische Soldaten umlegen, überwiegend Offiziere.«
    »Warum?«
    »Ihr Kaiser hat mich dafür bezahlt.«
    Fouchet lächelte. »Ich meine, warum ausgerechnet Sie ?«
    »Ich bin Scharfschütze: Erstes Schützenregiment der Vereinigten Staaten. Ich dachte, man könnte meine Unterstützung gebrauchen.«
    »Frecher Hund«, sagte Charbonneau. »Wie kommen Sie darauf, dass Frankreich Ihre Hilfe braucht?«
    Millet verdrehte die Augen. »Dann sieh dich doch um, du Idiot.«
    Erfinden Sie sich eine Biografie, die auf Ihren Fähigkeiten basiert , hatte James Read ihm geraten, also war es logisch gewesen, sich als Offizier des Schützenregiments auszugeben. Es war das amerikanische Äquivalent zu Hawkwoods früherem Regiment, dem Schützencorps, und arbeitete nach denselben Methoden wie sein britisches Gegenstück, indem es die Taktiken der leichten Infanterie und, im Falle der Amerikaner, auch die der indianischen Eingeborenen benutzte, um die Feinde zu stören und zu schikanieren. Sie waren überall als Erste da, und sie waren die Letzten, die wieder abzogen.
    »Ich habe gehört, es soll ein schreckliches Gemetzel gewesen sein«, sagte Millet.
    Fouchet runzelte die Stirn. »Ich meine gelesen zu haben, dass die Belagerung zwei Wochen dauerte.«
    »Zwölf Tage«, sagte Hawkwood. »Wir hätten genauso gut versuchen können, Ebbe und Flut aufzuhalten. Wie meinen Sie das, Sie haben es gelesen? «
    »Es stand in den Zeitungen. Sie sind hier zwar verboten, aber wir schmuggeln sie rein. Kostet ein Vermögen. Einige von uns können Englisch, aber meist übersetzt Murat für uns. Natürlich glauben wir nicht alles , was darin steht. Sie wurden auch verwundet?« Der Lehrer deutete auf Hawkwoods Narben.
    »Einer der Scharfschützen erwischte mich mit dem Bajonett.«
    »Sie hatten Glück. Das hätte ins Auge gehen können.«
    »Er war etwas verärgert.« Hawkwood zuckte die Schultern. »Wir hatten viele seiner Kameraden umgebracht. Unsere Kanone hatte sie zerfetzt. Das hat die anderen aber nicht abgehalten, uns anzugreifen.«
    »Und was ist mit dem Scharfschützen passiert?«
    »Ich brachte ihn um«, sagte Hawkwood. »Er ist tot, ich blieb am Leben. Wir ergaben uns. Die Briten gewannen.«
    Hawkwoods erdachte Geschichte wich gar nicht so stark von dem ab, was wirklich geschehen war. Er hatte die Depeschen gelesen. Die Schützen waren mitten im Geschehen gewesen und deckten mit ihrem Feuer die Truppen, die die Stadtmauern gestürmt hatten. Die Lücke war fast hundert Fuß breit gewesen, eine riesige Angriffsfläche für die französischen Kanoniere, die die Angreifenden mit einem Hagel von Splittermunition beschossen. Erst als die Kanonen vernichtet waren und ein französisches Munitionsdepot in die Luft geflogen war, konnten die Briten die Stadt schließlich einnehmen. So viel hatte in den Zeitungen gestanden. Das Nachspiel jedoch stand nur in den Depeschen, in denen geschildert wurde, wie die britischen Soldaten, fassungslos über das Gemetzel an so vielen ihrer Kameraden, sich betrunken hatten und Amok gelaufen waren. Die Offiziere hatten ihre eigenen Männer mit ihren Säbeln in Schach halten müssen, um ein Massaker zu verhindern. Um die Schmach noch

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