Das höllische Ich
herabschaute.
Es war wie damals in dem Film »Der Exorzist«. Auch dort hatte es Szenen gegeben, die jeden Kinogänger geschockt hatten. Sie waren über das hinausgegangen, was die Menschen bis dato erlebt hatten, und wir sahen uns vor die gleichen Probleme gestellt.
Seine Augen drehten sich wie zwei Kreisel. Sie hatten eine grünliche Farbe bekommen, und im Hintergrund dieser sich drehenden Räder war ein düsteres Feuer zu erkennen.
»Wir müssen ihn zur Ruhe bringen, John«, drängte Purdy.
»Und was hast du vor?«
»Du kannst dein Kreuz nehmen.«
»Ich weiß.«
»Ich könnte es auch mit meiner Peitsche versuchen«, schlug Suko vor.
»Warum?«, fragte ich.
»Vielleicht ist das Kreuz zu stark.«
Diese Gedanken musste ich aufgreifen, aber da gab es etwas, dass uns zurückhielt. Plötzlich veränderte sich der Kopf des Mannes. Es geschah auf eine wundersame Art und Weise. Innerhalb kürzester Zeit sah sein Schädel so aus, als wäre er ein Röntgenbild. Nur traf auch dieser Vergleich nicht richtig zu, denn den Aufbau der normalen Knochen bekamen wir nicht zu sehen. Dafür war schon etwas in seinem Kopf entstanden, das mit Gebeinen zu tun hatte, denn innerhalb des Gesichts malte sich tatsächlich ein Skelett ab.
Es war klein, hell. Es demonstrierte uns, dass dieser Verstand übernommen worden war. Da zeigte sich das böse Schattenwesen plötzlich als Skelett, als wollte es uns den Tod vor Augen halten.
Innerhalb des Schädels leuchtete es. Gelbe und rote Farben verteilten sich dort. Sie konnten mit denen verglichen werden, die innerhalb eines Feuers tanzten, aber zur Ruhe gekommen waren.
Da erfolgte der Angriff!
Es ging wieder alles wahnsinnig schnell. Wir reagierten zwar, doch zu spät. So gelang es mir nicht mal, das Kreuz in die Höhe zu reißen, bevor der Körper des Wesens, das einmal Ganzaro gewesen war, sehr hart gegen mich prallte.
Ich hatte jedoch das Glück, nicht von den Beinen gerissen zu werden. Stattdessen taumelte ich so weit nach hinten, bis mich die Zellenwand stoppte. Hier erst konnte ich mich fangen und das Kreuz aus der Tasche holen.
Suko fegte heran. Ein Tritt erwischte Lou Ganzaro. Er schleuderte ihn wieder zurück in die alte Lage. Er prallte aufs Bett.
»Jetzt, John!«, rief mein Partner.
Ich war bereits unterwegs.
Der Veränderte hatte sich schnell wieder gefangen. Er wollte seinen Körper hoch wuchten, was ich jedoch nicht mehr zuließ.
Schon im Sprung veränderte sich das Kreuz. Wer es nicht kannte, der hätte meinen können, dass es in hellen Flammen stand. Tatsächlich aber strahlte es nur Licht ab, das heller war als das der Sonne.
Es gab sicherlich Menschen, die von einem kleinen Wunder gesprochen hätten, und das war es irgendwo für mich auch. Ein Wunder, immer wieder neu, und jetzt bekämpfte das Kreuz radikal das Böse.
Der Kopf war nicht zu sehen. Er verschwand völlig hinter dem Licht. Auch das Skelett im Schädel zeigte sich nicht mehr, und wenige Sekunden später brach diese Aura so schnell zusammen, wie sie erschienen war.
Das Kreuz erlosch, und wir sahen wieder die Gestalt des Mörders. Sie lag schräg auf dem Bett. Wer sich nur auf den Körper konzentrierte, der sah keine Veränderung.
Doch der Kopf war zu einem Kampfplatz zwischen Gut und Böse geworden. Ich und mein Kreuz hatten gewonnen, aber ob wir einen Sieg errungen hatten, da war ich mir nicht so ganz sicher.
Der Kopf des Lou Ganzaro sah nicht mehr so aus wie wir ihn bei unserem Eintritt erlebt hatten. Er war zu einer schwarz verkohlten Masse geworden. Haut klebte an den Knochen. Der Mund bildete eine offene Höhle, und die Augen, die nicht verbrannt waren, lagen in den Höhlen wie zwei Murmeln.
»Ich denke nicht, dass er noch lebt«, meldete sich Purdy zu Wort. Der Anblick hatte sie doch ziemlich geschockt, und wir hörten, dass sie einige Male schwer Luft holte.
Ich wollte es genau wissen. Sicherheitshalber hielt ich mein Kreuz dabei in der Hand, und Suko hatte sogar seine Pistole gezogen, um mir Rückendeckung zu geben.
Es gab keinen Herzschlag zu fühlen. Ich versuchte es an der linken Halsseite. Auch dort ertastete ich keinen Puls.
Purdy hatte Recht, Lou Ganzaro war tot!
***
Purdy Prentiss hatte für Getränke gesorgt, nachdem wir wieder zurück in ihr Büro gegangen waren. Ein Schluck Wasser tat gut. Er würde mir den schlechten Geschmack aus der Kehle spülen.
Die Leiche hatte Purdy abholen lassen. Sie lag jetzt in einem Kühlfach, wo sie erst mal ihren Platz gefunden hatte, bis
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