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Das höllische Ich

Das höllische Ich

Titel: Das höllische Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seiner Pritsche kniete und ihm bittend die Arme entgegenstreckte.
    Auch die Luft in der Zelle hatte sich verändert. Sie war kühler geworden, aber nicht besser. Etwas nicht Erklärbares schien eine Botschaft geschickt zu haben, deren Empfänger nicht nur Ganzaro war. Auch wir bekamen sie mit.
    Das Kreuz hatte ich nicht wieder umgehängt. Ich behielt es in der Hand und spürte die Wärmeströme, die nach und nach über oder durch das Metall liefen.
    Ganzaro bewegte die Lippen. Er war zu einem völlig anderen Menschen geworden. Er kniete, er schaute, er flehte, was er durch seine Haltung ausdrückte. Er wollte offenbar den seltsamen Schatten zu sich holen, alles andere war für ihn unwichtig geworden. Auch uns gönnte er keinen Blick.
    Noch zögerte die Gestalt, die zwei- aber auch dreidimensional sein konnte. So genau war das für uns nicht zu erkennen. Manchmal drehte sie sich auch, und dabei blieb sie trotzdem flach. Sie besaß auch keine Abdrücke, die man als Augen hätte bezeichnen können, sie war und blieb etwas, das sich nur schlecht beschreiben ließ.
    Mir war das Blut in den Kopf geschossen. Ich dachte darüber nach, dass sich hier zwei Kräfte gegenüberstanden. Das Kreuz als Zeichen des Lichts, und der brutale Gegensatz: die Macht der Dunkelheit, die jenseits der normalen lag.
    Ein Bote der Finsternis, der in die menschliche Sphäre eingebrochen war. Er lauerte noch. Das Flehen des Menschen schien ihn überhaupt nicht zu beeindrucken, und Ganzaro bewegte weiterhin die Lippen, ohne etwas zu sagen.
    Bis es passierte, ein Zucken des Schattens. Und diesmal wurde er nicht auseinander gerissen. Er blieb so kompakt wie eben möglich, und dann geschah eigentlich das, worauf wir schon lange gewartet hatten.
    Er schnellte vor!
    Von einer Schnelligkeit konnte man bei ihm eigentlich nicht sprechen. Es war mehr ein Gedankenblitz, ein Augenzwinkern. So rasch legte er die Distanz zurück, und es war nicht mal eine Sekunde verstrichen, da hatte er Ganzaro erreicht.
    Wir wären gar nicht in der Lage gewesen, ihn zu stoppen. Und so mussten wir hinnehmen, dass er in die Gestalt hineinjagte, und wir erwarteten eine Reaktion. Wir waren sogar sicherheitshalber einen Schritt zurückgetreten, was allerdings nicht nötig gewesen war, denn Lou dachte nicht daran, sich uns zuzuwenden.
    Vorerst.
    Er blieb hocken. Er hatte den Kopf nach vorne gebeugt. Wir hörten zu, wie er einatmete. Sein Gesicht glänzte schweißnass. Jetzt drehte er sich langsam um und glotzte uns an.
    ja, das war ein Glotzen und kein Schauen. Seine Augen waren weit geöffnet. In den Pupillen vibrierte es. Dieser Mensch war zu einem anderen geworden. Es gab noch einen zweiten Lou Ganzaro, und der hockte jetzt direkt vor uns.
    Er war ein Mensch, daran gab es keinen Zweifel. Aber er war auch etwas anderes. Das Tier steckt in ihm. Das muss natürlich im übertragenen Sinne gesehen werden. Das Tier war auch das Böse. Es war ein Stück Hölle, und nicht umsonst hatte man früher das Böse oder den Teufel in der Form eine Hyäne dargestellt.
    Er sprach uns nicht mehr an, er knurrte. Dieser Laut aus seiner Kehle kam uns so unnatürlich vor. Jetzt mussten wir uns endgültig eingestehen, dass er übernommen worden war.
    »Das ist nicht mehr Ganzaro!«, flüsterte Purdy Prentiss. »Verdammt, das ist ein anderer. Der kann einfach nicht mehr in unsere Gesellschaft gehören.«
    »Gib ihm eine Waffe, und er tötet!«, sagte Suko mit ruhiger Stimme.
    Genau so musste es bei diesem Doppelmord auch gewesen sein. Man hatte ihm eine Waffe in die Hand gedrückt, und er hatte sie eiskalt benutzt. Hier konnte er nur sich selbst einsetzen, und alles wies darauf hin, dass er es auch tun würde.
    »Geh lieber zurück, Purdy«, bat ich.
    »Warum?«
    »Er wird gleich angreifen.«
    Die Staatsanwältin lachte leise. »Bitte, John, du kennst mich und weißt, dass ich mich gut selbst wehren kann.«
    »Wie du willst!«
    Ganzaro bewegte ruckartig den Kopf in die Höhe. Gleichzeitig erreichte uns ein wütender Zischlaut, mit dem uns auch Speicheltropfen entgegensprühten. Die Augen hatten ihren menschlichen Ausdruck längst verloren.
    Im nächsten Augenblick sprang er los. Er stieß sich von seiner Unterlage ab, und jeder von uns dachte, dass er angreifen würde. Doch genau das trat nicht ein. Er drückte sich hoch, und wie vom Katapult geschleudert schnellte er der Zellendecke entgegen. Er zog die Beine an, überkreuzte sie und kam unter der Decke zur Ruhe, wobei er im Yogasitz blieb und auf uns

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