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Das höllische Ich

Das höllische Ich

Titel: Das höllische Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiter zu, weil ich mir sicher war, dass sich da niemand verwählt hatte. Hinter diesem Anruf steckte sicherlich Methode.
    Das Geräusch veränderte sich. Ich hörte stattdessen ein leises Singen – zumindest kam es mir so vor –, aber als angenehm konnte ich es nicht bezeichnen. Dazu klang es zu schrill.
    »Wer ist dort?«, fragte ich erneut.
    Jemand sprach meinen Namen aus. Ich musste schon verdammt gut hinhören, um ihn zu verstehen. Auch die Stimme war mir nicht bekannt, aber mein Name wurde weiterhin genannt.
    »Sinclair... Sinclair...« Es klang wie ein schweres Stöhnen. »Sinclair... du...«
    »Was soll das?«
    »Stärker... stärker...«
    »Wer ist stärker?«
    Die Stimme blieb so leise. »Hölle... Hölle...«
    »Und weiter?«
    Nichts mehr. Die Verbindung war abgebrochen worden. Ich saß auf meinem Platz, ohne mich zu rühren. Es rieselte kalt meinen Rücken herab. In meinem Nacken stellten sich die Haare auf.
    »Das hat dich mitgenommen, oder?«, fragte Suko.
    »In der Tat.« Ich schaute auf mein Handy, das allerdings schwieg.
    »Und? Kannst du sagen, wer dich angerufen hat?«
    Ich winkte ab. Durch das offene Seitenfenster fächerte die warme Luft in den Wagen. Am Himmel nahmen die Wolken eine dunklere Farbe an, ohne jedoch kompakt zu werden.
    »Es ist schwer, Suko«, setzte ich zu einer Erklärung an. »Da war eine Stimme, und ich habe das Gefühl, als wäre sie jenseits aller uns bekannten Grenzen aufgeklungen.«
    »Also in der Totenwelt.«
    »Nicht unbedingt. Du weiß selbst, was es noch alles dazwischen gibt, denke ich.«
    »Engel?«
    Ich lächelte breit. »Daran habe ich auch gedacht. Eine Botschaft aus der Welt der Engel. Oder aus ihren Regionen. Man sprach mich mit Namen an, also muss ich dem Anrufer bekannt gewesen sein. Ich hatte sicherlich schon einmal Kontakt gehabt...«
    »Was ja nicht neu wäre«, sagte Suko. »Könnte es denn die Stimme eines Toten gewesen sein?«
    »Meinst du Ganzaro?«
    »Wen sonst?«
    »War oder ist er ein Engel?«, fragte ich nach seiner Meinung.
    »Ich weiß es nicht. Er hat jedenfalls nicht normal gelebt und ist auch nicht normal gestorben. So und nicht anders muss man es sehen. Kann sein, dass er in einer anderen Zustandsform Gewissensbisse bekommen hat und sie jetzt irgendwo loswerden will.«
    »Hört sich kompliziert an.«
    »Einfach ist ja nichts bei uns«, brummte er.
    »Ich weiß nicht, wer es war, Suko. Aber ich nehme es zunächst als Warnung hin, und mir ist auch klar, dass wir erst am Anfang stehen. Da wird noch einiges auf uns zukommen.«
    »Dann lass uns mal starten.«
    »Wollte ich soeben vorschlagen...«
    ***
    Das Haus, in dem Lou Ganzaro seine Wohnung gemietet hatte, war gelb angestrichen. Es stammte aus der Gründerzeit, besaß hohe Fenster, und im Erdgeschoss fiel es durch einen ziemlich weit nach vorne ragenden Erker auf.
    »Man kann in London auch schlechter wohnen«, sagte Suko, und ich gab ihm Recht.
    Es gehörte zu den Londoner Problemen, in der Stadt einen Parkplatz zu finden. Es spielte dabei keine Rolle, in welchem Vorort wir uns befanden, das Problem war und blieb bestehen, und so hatten wir auch hier unsere Probleme, eine freie Stellfläche zu finden.
    Suko stellte den Rover trotzdem in der Nähe des Hauses ab, und zwar am Beginn eines schmalen Weges, der ins Grüne führte und eine Schneise zwischen zwei Häuser schnitt. Der Weg war nicht so breit, und er sah auch nicht so aus, dass er regelmäßig mit einem Auto befahren wurde. Weil von beiden Seiten die Zweige hoher Büsche über die Grundstücksgitter ragten, war er schattig wie ein Tunnel.
    Ich stieg aus und stellte fest, dass ich in dieser Gegend noch nie gewesen war. Keine schlechte Umgebung. Alte Häuser, zumeist renoviert und neu angestrichen. Vorgärten gab es überall. Wer in die hineinschaute, wusste, welche Jahreszeit wir hatten.
    Wir mussten ein paar Schritte zurückgehen, um das Haus zu erreichen. Aber da gab es etwas, was uns störte.
    Der Mann stand zwar nicht vor uns wie vom Himmel gefallen, aber wir hatten auch nicht gesehen, woher er gekommen war. Er grinste uns so breit an, dass seine untere Gesichtshälfte fast nur aus Gebiss bestand, und die obere bis zum Schirm seiner Mütze zusammengeschrumpft war.
    Der Schirm gehörte zu einer Polizeimütze. Das Grinsen deutete darauf hin, dass dieser Mensch wieder einen guten Fang gemacht hatte, denn dort, wo unser Rover stand, durfte man nicht parken.
    Er breitete kurz seine Arme aus, um zu demonstrieren, dass wir keinen Schritt

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