Das höllische Ich
weiter gehen sollten.
Das taten Suko und ich auch nicht.
»Der Rover gehört Ihnen?«, erkundigte sich der Polizist.
»Gut aufgepasst, Officer.«
»Ich passe immer gut auf, Sir. Sie haben zwei Möglichkeiten. Entweder fahren Sie sofort hier weg, oder ich lasse die Kralle kommen. Da wird es dann teuer.«
Suko und ich schauten uns an. Mein Freund und Kollege lächelte, bevor er sagte: »Es gibt noch eine dritte Möglichkeit.«
»Da bin ich gespannt.«
»Wir lassen den Wagen stehen.«
Unser uniformierter Kollege besaß nur wenig Humor. Er zeigte sein Gebiss nicht mehr. Dafür fragte er ziemlich schmallippig. »Soll ich das als ernste Antwort werten?«
»Ja.«
Der Mann holte Luft, und Suko zauberte zugleich seinen Ausweis hervor. So konnte der Kollege nicht mal voll durchatmen.
Fünf Sekunden später sprach er nicht mehr davon, dass wir den Rover wegfahren sollten. Außerdem hatten wir ihm erklärt, dass wir dienstlich hier waren.
»Gut, das wäre geregelt. Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?«
»Ja«, erklärte ich.
Der gute Mann schrak leicht zusammen, denn damit hatte er nicht gerechnet.
»Es geht um einen gewissen Lou Ganzaro, der hier gewohnt hat. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns mehr über ihn sagen könnten. Wenn Sie hier ihren Dienst tun, wird das vielleicht möglich sein.«
»Den kenne ich tatsächlich.«
Da er die Antwort so harmlos und normal gegeben hatte, gingen wir davon aus, dass er von dem Doppelmord des Mannes noch nichts mitbekommen hatte.
»Bitte!«, forderte ich ihn auf.
Der Constable drehte sich halb zur rechten Seite um. »Er wohnt hier in diesem gelben Haus.«
»Das wussten wir auch«, sagte Suko.
»Was soll ich Ihnen noch sagen?«
»Wie er ist oder war. Können Sie ihn als auffällig beschreiben? War er mehr der ruhige Typ?«
»Genau das ist es. Der ruhige Typ. War bei einem Paketdienst angestellt.« Der Uniformierte dachte kurz nach. »Er war bei den Menschen beliebt und hat sich mit allen verstanden – mit den Kindern ebenso wie mit den älteren Bewohnern. Er war ein Mann des Friedens.«
Hoppla – über die Antwort stolperten wir. So etwas bekam man eigentlich bei der Beschreibung eines Menschen selten zu hören, und der Kollege schien sogar noch stolz darauf zu sein.
»Nehmen Sie das an, dass er ein Mann des Friedens gewesen ist«, erkundigte ich mich.
»Nein, das nicht. Er hat es mir selbst gesagt. Er wiederholte stets, ein Mann des Friedens zu sein.«
»Gehörte er vielleicht einer Organisation an?«
»Hm...« Unser Kollege suchte nach den richtigen Worten. »Wenn Sie so eine Friedensbewegung meinen, da muss ich passen. Das war nicht der Fall.«
»Aber...?«
»Tja, Sir, ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Da war schon etwas, und er hat auch mal mit mir darüber gesprochen. Es war wohl mehr eine Religionsgemeinschaft, zu der er sich hingezogen gefühlt hat.«
»Eine Sekte?«
»Kann sein.«
Ich blickte ihn offen an. »Wissen Sie nichts Genaues?«
»Nun ja, was man sich so erzählt. Oder er mir erzählt hat. Er sprach davon, dass er dort seine Heimat gefunden habe. Er hat mich auch gefragt, ob ich beitreten wolle.«
»Wo beitreten?«
»Union der Schutzengel.« Der Kollege nickte. »Ja, jetzt habe ich es. Die Union der Schutzengel. So nennt sich diese Gruppe, der sich Lou zugehörig fühlte.«
»Und diese Vereinigung hat sich hier etabliert?«
Ich hatte mit der Frage geradewegs ins Ziel getroffen, denn der Kollege nickte heftig. »Ja, gar nicht mal weit von hier.« Er deutete über unsere Schultern hinweg. »Hinter dem Haus, in dem Ganzaro wohnt. Dort finden Sie die Kirche oder den Tempel, wo sie immer ihre Versammlungen abgehalten haben. Das Haus kann man einfach nicht übersehen.«
Das war eine tolle Information. Damit hätte ich gar nicht gerechnet. »Kann man in den Tempel hinein?«
»Nein, der ist abgeschlossen. Er wird nur geöffnet, wenn sich die Gemeinde trifft.«
»Wann ist das denn?«
»Immer montags...«
»Also heute?«
Der Kollege überlegte kurz. »Ja, natürlich, wir haben ja Wochenanfang. Die Leute treffen sich am Abend. Wie mir Lou erzählte, beten sie dann zu ihren Schutzengeln, und es soll unter ihnen schon Menschen gegeben haben, die von ihren Engeln besucht worden sind.« Er schüttelte den Kopf. »Stellen Sie sich das mal vor. Plötzlich steht jemand vor Ihnen, der sich als ihr Schutzegel ausweist. Ist doch ein Hammer, wie?«
»Das ist es tatsächlich«, bestätigte ich.
»Aber eigentlich kann Ihnen Lou da
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